Image
Foto: Bernd Leitner - stock.adobe.com
Pferd mit Reiter, Springpferd

Tierseuche

Equines Herpes Virus 1: Ausbruch in Valencia – und darüber hinaus

Bei einem internationalen Turnier in Valencia ist es zu dem laut Weltpferdesportverband (FEI) "vermutlich schlimmsten EHV-1-Ausbruch seit Jahrzehnten" gekommen. Zahlreiche gegebenenfalls ansteckende Pferde sind bereits in ihre Heimatländer abgereist. Auch in Deutschland wurde ein Ausbruch bestätigt.

Ende Februar wurde im spanischen Valencia ein internationales Turnier abgebrochen, weil Pferde akut erkrankten. Kurz darauf bestätigte sich der Verdacht auf Equines Herpesvirus Typ 1 (EHV-1). Etwa eine Woche später, am 01. März 2021, verzeichnete die FEI schon vier Todesfälle, elf Pferde, die in Kliniken behandelt wurden und 84 symptomatische Pferde am Veranstaltungsort.

Verursacher ist ein besonders aggressiver EHV-1-Stamm. Wo bis zum Wochenende noch das Turnier stattfand, werden jetzt zusätzliche Ställe aufgebaut, um gesunde von kranken Tieren trennen zu können. 21 Tierärzte arbeiten vor Ort, Unterstützung für die spanischen Veterinäre reiste aus Deutschland und Frankreich an. Die Schweiz und Frankreich stellen Material wie Rettungsschlingen, Netze und aufblasbare Matten zur Verfügung.

Impfung gegen EHV-1

Nach dem Ausbruch in Valencia stieg die Nachfrage nach Impfstoffen gegen das Equine Herpesvirus stark. Die StIKo Vet gibt Hinweise zu möglichen Alternativen zu den zugelassenen Impfstoffen.
Artikel lesen

Update der FN vom 6. März 2021: Die Lage in Valencia hat sich inzwischen etwas beruhigt. Es wurden bisher fünf Todesfälle von Pferden deutscher Reiter gemeldet, drei der Pferde starben in Valencis, zwei nach ihrer Rückkehr. Auch im spanischen Vejer, Austragungsort der Sunshine Tour, traten EHV-1-Fälle auf. Die Tour wurde abgesagt.


Top Job:


Ein Update zum Ausbruch und zu EHV-1-Impfungen vom 18. März 2021 lesen Sie hier.

Das EHV-1-Virus ist hochansteckend und löst neurologische Symptome wie Ataxie oder Aborte aus. Typisch sind ein plötzlicher Erkrankungsbeginn, hohes Fieber, eine gestörte Bewegungskoordination, Kopfschiefhaltung, Hinterhandschwäche und Inkontinenz.

EHV-1 könnte sich in Europa weiter verbreiten

Insgesamt haben an dem Turnier in Valencia 752 Pferde teilgenommen. Viele von ihnen sind bereits ohne offizielles Gesundheitszerifikat und somit mit unbekanntem Gesundheitsstatus wieder abgereist. Wahrscheinlich sind zahlreiche kranke Pferde und Kontakttiere inzwischen wieder in ihren Herkunftsländern und könnten das Virus dort verbreiten. In Deutschland wurde bereits ein Ausbruch bestätigt, ebenso in Frankreich und Belgien.

Die FEI hat alle internationalen Turniere auf dem europäischen Festland bis zum 28. März 2021 abgesagt. Einzig drei bereits laufende Springturniere in Spanien, Italien und Portugal sollen in einer "Blase" weiterlaufen, es dürfen aber weder Pferde an- noch abreisen. Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) hat in Abstimmung mit den Landespferdesportverbänden alle nationalen Turniere in Deutschland ebenfalls bis zum 28. März 2021 abgesagt.

Isolation und Hygienemaßnahmen

EHV-1 ist in Deutschland nicht anzeige- oder meldepflichtig, daher gibt es weder einen genauen Überblick über die Ausbrüche, noch seuchenrechtliche Vorgaben für die aus Spanien zurückgekehrten Pferde. Die FN hat die betroffenen Reiter zu erhöhter Vorsicht aufgerufen und über erforderliche Hygienemaßnahmen aufgeklärt. Dazu zählt, dass die Pferde bei einer möglichen Einstallung auf der Heimreise und bei der Ankunft im heimischen Stall vorsichtshalber von anderen Pferden zu separieren sowie weitere Hygienemaßnahmen gemäß FN-Hygieneleitfaden zu ergreifen sind. Ein striktes Hygieneregime ist bei der Bekämpfung von EHV von besonderer Bedeutung. Im Falle eines Ausbruchs sind Quarantänemaßnahmen dringend zu empfehlen.

Hier finden Sie Empfehlungen der Gesellschaft für Pferdemedizin (GPM) zum Umgang mit zurückkehrenden Pferden.

Impfung gegen EHV-1

Eine 2019 in Der Praktische Tierarzt veröffentlichte Studie zum Management der Schutzimpfung gegen Herpesvirusinfektionen des Pferdes in Deutschland zeigte, dass nur knapp über die Hälfte der Besitzer ihre Pferde gegen EHV-4 und EHV-1 impfen lässt. Häufig wird nicht der gesamte Bestand geimpft. Ein Populationsschutz ist damit in Deutschland bei Weitem nicht gegeben.

Die Autoren von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen-Geißlingen schreiben: Impfungen gegen equine Herpesviren machen vor allem Sinn, wenn der gesamte Bestand gleichzeitig geimpft wird. Dies erfordert ein einheitliches Impfmanagement für den gesamten Betrieb, erstellt im Rahmen der Zusammenarbeit von Tierarzt und Betriebsleiter. Die Ergebnisse dieser Studie lassen darauf schließen, dass die mangelnde Verfügbarkeit der Impfstoffe und die Angst vor Nebenwirkungen bei vielen Pferdebesitzern Vorbehalte vor allem gegenüber der Impfung gegen EHV-1 und EHV-4 ausgelöst haben.

In Valencia plant die FEI jetzt, die Daten aus dem Ausbruch auszuwerten, um die Effektivität der EHV-1-Impfstoffe zu beurteilen.

Aktuelle Artikel aus allen tiermedizinischen Fachgebieten, News und Tipps zum Praxismanagement gibt es im kostenlosen vetline.de-Newsletter. Jetzt anmelden!

Image
Foto: Ron - stock.adobe.com

Ausbruch in Valencia

Impfung gegen EHV-1

Nach dem Ausbruch in Valencia stieg die Nachfrage nach Impfstoffen gegen das Equine Herpesvirus stark. Die StIKo Vet gibt Hinweise zu möglichen Alternativen zu den zugelassenen Impfstoffen.

Image
Hohes Fieber, geschwollene Zunge, Lethargie: Bei BTV-Symptomatik sollte auf das Virus getestet werden.
Foto: pixelelo - stock.adobe.com

Tierseuchen

Blauzungenkrankheit: erster Fall in Deutschland

Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) warnt vor einem aktuellen Ausbruch der Blauzungenkrankheit Serotyp 3 (BTV-3). Am 13. Oktober wurde der erste Fall in Deutschland bestätigt.

Image
Foto: Rita Kochmarjova - Fotolia.com

bpt DIGITAL

bpt-Kongress 2020: Die virtuelle Fortbildung ist eröffnet!

Am 19. November startete der Kongress mit einer Podiumsdiskussion zu dem Thema, dem sich in diesem Jahr keiner entziehen kann: Wie sind die Tierärzte bisher durch die Coronakrise gekommen?