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Foto: Tierklinik Rostock

Kleintierpraxis

Retrospektive Studie zur Sandanschoppung im Darm bei 54 Hunden

Retrospective study on intestinal sand accumulation in 54 dogs

Kleintierpraxis 65, 260–269

DOI: 10.2377/0023-2076-65-260

Publiziert: 05/2020

Zusammenfassung

In einem Zeitraum von sechs Jahren wurden in der Tierklinik Rostock 54 Hunde vorgestellt, bei denen eine Sandaufnahme im Bereich des Magen-Darm-Traktes diagnostiziert wurde. Als häufigstes klinisches Symptom wurde Erbrechen bei 44 Hunden gesehen, gefolgt von Abdominalschmerz (n = 30), Diarrhö (n = 18), Inappetenz (n = 9) und reduziertem Allgemeinbefinden (n = 9). Es wurden Daten zu Rasse, Alter, Geschlecht, Gewicht, klinischen Symptomen, Ergebnissen der Untersuchung von Blutbild und Biochemie sowie Röntgenaufnahmen, der Therapie und dem klinischen Verlauf der Hunde erhoben. Bei einem Großteil der Hunde (n = 35) handelte es sich um Vertreter kleiner Rassen mit einem Körpergewicht unter 10 kg, wobei 16 Hunde einer Terrierrasse angehörten. Es konnte keine Alters- oder Geschlechtsabhängigkeit nachgewiesen werden. 41 Hunde stammten nicht aus Mecklenburg-Vorpommern, sodass sich der Verdacht, dass diese Erkrankung gehäuft bei nicht einheimischen Hunden auftritt, bestätigt hat. Es wurden unterschiedliche Mengen mineraldichten Materials im Bereich des Magens bei 32 Hunden, im Dünndarm bei 31 Hunden und/oder im Dickdarm bei 21 Hunden gesehen. Vorrangig auftretende Laborveränderungen waren neben einer geringgradigen Hämokonzentration (n = 6) vor allem geringgradige Veränderungen des Elektrolythaushaltes im Sinne einer Hypokaliämie (n = 17), Hypochloridämie (n = 5), Hyperphosphatämie (n = 4) und Hyperkalzämie (n =  3). Hunde, welche eine geringgradig ausgeprägte klinische Symptomatik zeigten, erhielten lediglich eine ambulante symptomatische Therapie mit Analgetika, Antiemetika, Magen-Darm-Diät und der Eingabe von Klistieren. Bei 41 Hunden mit Störungen des Wasser- und Elektrolythaushaltes wurde zusätzlich eine stationäre Infusionstherapie vorgenommen. Die Prognose ist gut. 51 Hunde wurden erfolgreich konservativ behandelt. Bei einem Hund wurde eine Magenspülung durchgeführt. Eine chirurgische Therapie war in zwei Fällen notwendig.

Hund
Sandaufnahme
kleine Rassen
konservativ
nicht einheimisch

Summary

Over a period of six years, 54 dogs with diagnosed sand ingestion in the gastrointestinal tract were presented at Rostock Animal Clinic. Vomiting was seen as the most common clinical symptom in 44 dogs, followed by abdominal pain (n=30), diarrhoea (n=18), anorexia (n=9) and reduced general condition (n=9). Data were collected on breed, age, sex, body weight, clinical symptoms, results of blood count and biochemistry results, as well as X-rays, treatment and clinical course of the dogs. The majority of the dogs (n=35) were representatives of small breeds with a body weight of less than 10 kg, with 16 dogs belonging to a terrier breed. No age or sex dependency could be proven. A total of 41 dogs did not originate from Mecklenburg-Vorpommern (the region around Rostock), which confirmed the suspicion that this disease frequently occurs in non-native dogs. Differing amounts of mineral-dense material was seen in the stomach area in 32 dogs, in the small intestine in 31 dogs and/or in the large intestine in 21 dogs. The predominant laboratory changes were low-grade haemoconcentration (n=6), low-grade changes in electrolyte balance in terms of hypokalaemia (n=17), hypochloridaemia (n=5), hyperphosphataemia (n=4) and hypercalcaemia (n=3). Dogs with mild clinical symptoms received only symptomatic treatment with analgesics, antiemetics, gastrointestinal (soft) diet and application of enemas. In addition, 41 dogs with disorders of water and electrolyte balance received inpatient infusion therapy. The prognosis is good as 51 dogs were successfully treated conservatively. Gastric lavage was performed in one dog.
A surgical therapy was necessary in two cases.

dog
sand ingestion
small breeds
conservative
non-native

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Befunde an Dünndarm und Mesenterium in der diagnostischen Laparotomie. Auf der serosalen Oberfläche des Dünndarms und der Dünndarmaufhängung fanden sich multifokale bis miliare, weißliche Umfangsvermehrungen (eine Auswahl dieser angedeutet durch weiße Pfeile), welche in der pathohistologischen Untersuchung als granulomatöse Veränderungen befundet wurden.
Foto: Kleintierspezialisten Marienberg
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Foto: Klinik für kleine Haustiere der Freien Universität Berlin