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Der Praktische Tierarzt

Akute Pankreatitis bei Hund und Katze

Acute pancreatitis in dogs and cats

Der Praktische Tierarzt 96, 444-456

Publiziert: 04/2015

Zusammenfassung

Die akute Pankreatitis ist eine Erkrankung, die in der Kleintierpraxis relativ häufig auftritt. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass trotz mitunter unklarer klinischer Anzeichen die Pankreatitis bei der Katze viel häufiger vorkommt als früher angenommen. Diagnostische Tests auf pankreatische Lipase sind jetzt weitverbreitet. Es ist deshalb wichtig, die Anwendbarkeit solcher Tests zu kennen und zu wissen, wie man die Diagnose sicher stellt. Die canine pankreatische Lipase (cPLI) kann bei akuter Pankreatitis erhöht sein. Allerdings haben verschiedene Studien eine unterschiedliche Sensitivität (60–80 %) und Spezifität (bis zu 90 %) für den Assay beschrieben. Die Sensitivität des Assays ist umso höher, je stärker die Entzündung histologisch nachzuweisen ist. Dies bedeutet, dass der Test besser interpretierbare Werte liefert, je akuter der Fall ist. Amylase und Lipase sind schlechte Indikatoren für eine Pankreatitis und können in den meisten Fällen nicht herangezogen werden, um eine Diagnose zu stellen. Eine Sonografie des Abdomens kann hilfreich sein, ist aber, genau wie das cPLI, sensitiver in den Fällen, die sich mit höherem Schweregrad präsentieren. Bei Katzen ist die Situation noch unklarer, auch weil die klassischen klinischen Symptome für akute Pankreatitis (Erbrechen, Durchfall und schmerzhaftes Abdomen) nicht auftreten oder erst nach der Therapie erkennbar sind. Die meisten Katzen zeigen nur Apathie, Anorexie und sprechen klinisch auf eine Behandlung mit Schmerzmitteln an. Die Sensitivität und Spezifität des fPLI-Assay ist dementsprechend schlecht dokumentiert, da es kaum Studien hierzu gibt. Die Therapie der Pankreatitis besteht vornehmlich aus Flüssigkeitstherapie, Analgesie mit Morphinderivaten und der frühzeitigen peroralen Fütterung. Falls die Tiere erbrechen, sind auch Antiemetika indiziert. Viele Hunde und Katzen sprechen sehr gut auf eine Fütterung mittels Nasenschlundsonde oder Ösophagussonde an. Mehrere Studien haben gezeigt, dass Fasten für länger als zwei Tage die Überlebenszeit verkürzen kann – Fasten ist deshalb nur in den ersten ein bis zwei Tagen indiziert. Neuere Studien haben gezeigt, dass bei speziellen Fälle beim Cocker Spaniel eine immunvermittelte Pankreatitis vorliegen könnte; diese Tiere haben teilweise gut auf Steroide angesprochen. Die Patienten zeigten einen wiederkehrenden Verlauf mit erhöhten cPLI-Werten bei klinischen Symptomen. Mit der Zeit zeigen diese Tiere eine Erschöpfung des exokrinen Pankreas und können sich klinisch dann auch als exokrine Pankreas-Insuffizienz präsentieren. In diesem Fall können auch Steroide oder andere Immunsuppressiva wie Ciclosporin eingesetzt werden.

Pankreatitis
Diagnose
cPLI
fPLI
Therapie

Summary

Acute pancreatitis in dogs and cats remains a challenging disease regarding both diagnosis and treatment. Canine pancreatic lipase (cPLI) has been established as a commercially available test. cPLI only measures lipase originating from the pancreas and should therefore represent an advantage to measurement of total lipase which has shown to be an unspecific test for the diagnosis of pancreatitis in dogs. Sensitivity studies for cPLI have shown that it performs better than total lipase, with sensitivity values of 63% to 88%. It is important to note though that the sensitivity of the assay increases with severity of the histological inflammation in the pancreas, which has been shown in a recent study. The sensitivity for cPLI in this study was 21% for mild disease and 71% for moderate disease. The specificity for diagnosing pancreatic inflammation versus the seven healthy dogs was 86%. This means that in the clinical situation of acute pancreatitis, the assay is likely to perform even better, assuming that the inflammation really originates form the pancreas. A new study has shown that in an emergency referral center, cPLI showed a poor correlation with a primary presentation of acute pancreatitis when only looking at dogs presenting for acute abdomen. Therefore, a positive cPLI should be considered in conjunction with clinical signs and diagnostic imaging to ensure that pancreatitis is the main cause of the clinical presentation. Intravenous fluids are one of the mainstays of treatment in this disease, in addition to antiemetics and pain medication. No studies are available so far that have investigated sensitivity and specificity of fPLI for pancreatitis in cats. Corticosteroids have historically been avoided in cases of acute pancreatitis in dogs, as there was a question whether they could induce inflammation in the pancreas. In some canine cases with the possibility of autoimmune pathogenesis of pancreatitis, such as cocker spaniels, treatment with high dose steroids and/or cyclosporine has also been advertised. Enteral nutritional support is regarded as very important in the treatment of pancreatitis in dogs and specifically cats. A recent pilot study in eleven dogs has shown that esophageal tube feeding was well tolerated, however, there was no statistically significant difference in outcome between the group receiving total pareneteral nutrition versus the group receiving enteral nutrition.

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diagnosis
cPLI
fPLI
treatment

 

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