Image
Foto:

Journal Club

Leitungsanästhesie mit Bandage

Gegen die ungewollte Diffusion von Lokalanästhetikum bei einer Leitungsanästhesie könnte ein sehr einfaches Mittel helfen: eine Kompressionsbandage.

Verschiedene Studien haben gezeigt, dass der bei einer Leitungsanästhesie injizierte Wirkstoff sich über Diffusion weiter im Gewebe ausbreiten kann als geplant. Auch ein Abfluss über das Lymphsystem findet statt, der bei geringen Injektionsmengen unter Umständen zu einer unzureichenden Analgesie führen könnte. Dänische Veterinäre wollten nun wissen, ob eine Kompressionsbandage diese Prozesse unterbinden und dafür sorgen kann, dass das Lokalanästhetikum präziser und länger dort bleibt, wo es ursprünglich injiziert wurde.

Der Versuch
Ein Tierarzt setzte neun sedierten Pferden im Abstand von mindestens einer Woche zweimal eine Tiefe distale Palmarnervenanästhesie, einmal mit und einmal ohne Kompressionsbandage um die Fessel. Statt 1,5 ml Lokalanästhetikum wurde allerdings eine äquivalente Menge Kontrastmittel mit nach distal gerichteter Nadel subkutan direkt proximal des Hufknorpels injiziert. Während der nächsten halben Stunde wurden mehrere Röntgenbilder angefertigt.

Die Bilder zeigen: Es findet eine Diffusion des Kontrastmittels nach proximal und distal statt. Die Diffusion nach proximal war signifikant geringer, wenn die Kompressionsbandage angelegt worden war. Auch die Drainage des Kontrastmittels durch das Lymphsystem konnte durch die Bandage verhindert werden.

Gezielter Diffusions-Stopp
Weitere Studien sind nötig, um einige offene Fragen zu klären: Verhält sich Lokalanästhetikum wie das Kontrastmittel? Hat die Lymphdrainage tatsächlich Auswirkungen auf die Analgesie? Hat der relativ moderate Unterschied in der proximalen Diffusion klinische Bedeutung? Für Letzteres spricht, dass frühere Studien gezeigt haben, dass schon geringe Abweichungen bei der Injektionsstelle dazu führen können, dass zusätzliche Strukturen desensibilisiert werden – somit könnte auch eine etwas weniger weite proximale Diffusion durchaus von Bedeutung sein.

Noch größere Relevanz könnte aus Sicht der Autoren aber die Tatsache haben, dass das Kontrastmittel nicht über das distale Ende der Bandage hinaus diffundierte. Wenn das für Lokalanästhetikum funktioniert, könnte der Kliniker die proximale Diffusion per Bandage gezielt genau dort begrenzen, wo er möchte.

Originalpublikation:
Gylling SMK, Frandsen SS, Ostergard S, Thomsen MH, Christophersen T, Kruger T, Jacobsen S (2019): The effect of a compression bandage on the distribution of radiodense contrast medium after palmar digital nerve blocks. Equin Vet J 51: 261–265. DOI 10.1111/evj.13000.

Image
hund-narkose.jpeg
Foto: Игор Чусь - stock.adobe.com

Journal Club

Leitungsanästhesie des Oberkiefers beim Hund: praktikable Zugänge

Bei chirurgischen Eingriffen am Oberkiefer des Hundes stellt die Leitungsanästhesie einen bedeutenden Teil der multimodalen Schmerzausschaltung dar. Welcher Zugang dafür am ehesten für den Praktiker empfehlenswert ist, untersuchten kürzlich nordamerikanische Forscher.

Image
Foto: Kzenon - stock.adobe.com

Journal Club

Orale Lokalanästhesie – der Applikationsort ist wichtiger als das Volumen

Im Rahmen von Zahnbehandlungen werden üblicherweise Lokalanästhetika eingesetzt, um in den betroffenen Bereichen eine optimale Analgesie zu erreichen. Inwieweit Letztere vom applizierten Volumen des Lokalanästhetikums abhängt, hat eine aktuelle Studie untersucht.

Image
Nicht nur während, auch nach der Operation ist die Schmerzbehandlung wichtig.
Foto: ptnphotof – stock.adobe.com

Journal Club

Das Potential einer Regionalanästhesie bei der Kastration der Hündin

Leitungs- und Regionalanästhesien werden in der Tiermedizin schon länger eingesetzt. Neu hingegen ist der Ansatz, Lokalanästhetika entlang einer Faszie infiltrieren zu lassen und damit eine größere Fläche für Operationen zu anästhesieren.

Image
Osteoarthrose: Auch Lokalanästhetika können die Schmerzen lindern.
Foto: methaphum - stock.adobe.com

Journal Club

Regionale Injektionen helfen bei Osteoarthritis des Hundes

Ein neuer Ansatz bei Osteoarthrose ist die Mesotherapie: regionale, intradermale Injektionen mit Lokalanästhetika, NSAIDs und Muskelrelaxans.