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Auf Geisterjagd: Einblicke in den Ursprung des Phantomkratzens

Ein typisches klinisches Zeichen der kaninen Syringomyelie ist das In-die-Luft-Kratzen gen Schulter. Forscher erhoffen sich anhand der genauen Lokalisation der Liquorstauungen entlang des Rückenmarks Hinweise auf den Ursprung der mitunter quälenden Erkrankung zu finden.

Der Cavalier King Charles Spaniel (CKCS) ist für Syringohydromyelie (SHM), d. h. zystenartige Liquorstauungen im Rückenmark, prädisponiert und diese wiederum verschärfen das Krankheitsbild Chiari-artiger Malformationen (CM), die insbesondere bei dieser Hunderasse auftreten und zu vielfältigen Problemen im kraniozervikalen Bereich führen können. Obwohl es für beide Störungen auch asymptomatische Verläufe gibt, sind Gangbildveränderungen möglich und viele Hunde werden wegen Schmerzen vorgestellt.
SHM kann auch mit anderen neurologischen Defiziten wie Skoliose, Muskelschwäche und Phantomkratzen – also ohne dabei die Haut zu berühren – einhergehen. Dieses unechte Kratzen belastet die Tiere sehr und an der Leine spazieren zu gehen wird unter Umständen verunmöglicht, da Berührungen von Halsband oder Geschirr die Reaktion auslösen.

Ghostbusting
Welcher Mechanismus dahinter liegt, ist noch weitgehend unerforscht. Erklärt wird er oft damit, dass die Hunde neuropathischen Schmerz erleiden. Die Forscher fragten sich, warum dann viele Tierbesitzer einen Schmerz bei ihren Hunden unmissverständlich verneinten, wohl aber das Phantomgekratze an sich für das Leid des Tieres verantwortlich machten.
Anhand über 100 Jahre alter Publikationen von Tierversuchen an Hunden, denen das Rückenmark im kaudalen Abschnitt der Zervikalwirbel durchtrennt worden war und die nach drei Monaten auf Berührung sogenanntes fiktives Kratzen zeigten, kamen die Autoren der aktuellen Studie auf die Idee, Tiere mit Phantomkratzen auf Schäden in ebendiesem Bereich zu untersuchen. Dafür nutzten sie die Magnetresonanztomografie von 37 CKCS mit diagnostizierter SHM. Darunter waren 19 „Kratzer“ und 18 „Nicht-Kratzer“.

Der Fang
Ein wesentlicher Befund der Forscher war die für das Phantomkratzen wahrscheinlich verantwortliche Lokalisation von Liquoransammlung im Rückenmark: Wenn eine große dorsolaterale Aussackung zwischen den Spinalsegmenten C3–C6 (Wirbel C2–C5) bis zum oberflächlichen Dorsalhorn des Rückenmarks (einer für die Juckreizwahrnehmung bedeutsamen anatomischen Struktur) reicht, hat der Hund ein hohes Risiko für Phantomkratzen. Gleichzeitig warnen sie: Manche Hunde mit SHM sind asymptomatisch und es gibt viele alternative Gründe für Juckreiz. Lason

Originalpublikation
Nalborczyk ZR, McFadyen AK, Jovanovik J, Tauro A, Driver CJ, Fitzpatrick N, Knower SP, Rusbridge C (2017): MRI characteristics for „phantom“ scratching in canine syringomyelia. Vet Res 13 : 340. DOI: 10.1186/s12917-017-1258-2.


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