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Nasenausfluss beim Pferd: Mikrobiologische Untersuchung bei Sinusitis

Eine Review fasst den derzeitigen Wissensstand mikrobiologischer und zytologischer Untersuchungen von Nasennebenhöhlen-Sekreten zusammen. Könnten die Ergebnisse dabei helfen, die Ätiologie einer Sinusitis zu klären und diese gezielter zu therapieren?

Bei einigen Erkrankungen der Atemwege ist die Untersuchung von Sekretproben für die Diagnostik sehr hilfreich. So ist zum Beispiel die Analyse von bronchoalveolärer Lavage-Flüssigkeit eine sensitive Methode, um Erkrankungen wie die chronisch obstruktive Bronchitis zu diagnostizieren. Dies lässt vermuten, dass eine Untersuchung von Nasennebenhöhlen-Sekreten möglicherweise dazu beitragen könnte, der Ätiologie einer Sinusitis auf die Spur zu kommen.

Entzündung und Nasenausfluss
Sinusitis ist beim Pferd eine häufige Erkrankung. Sekrete aus den Sinus fließen über die Apertura nasomaxillaris in die Nasengänge ab. Diese nasomaxilläre Öffnung ist sehr eng, sodass es bei einer Entzündung zu einem Sekretstau kommen kann. Wenn Pferde mit dem Verdacht einer Sinusitis vorgestellt werden, ist die Erkrankung meist schon in einem chronischen Stadium. Das Nebenhöhlen-Sekret ist vermehrt, eingedickt und manchmal käsig. Klinisch fallen häufig einseitiger Nasenausfluss sowie eine reaktive Umfangsvermehrung des ipsilateralen mandibulären Lymphknotens auf. Zu bedenken ist einerseits, dass der Ausfluss nicht unbedingt aus den Nasennebenhöhlen stammen muss. Andererseits ist bei einer kompletten Obstruktion der Nebenhöhlen trotz bestehender Sinusitis zum Teil kein Sekret im Bereich der Nüster zu sehen.

Konsistenz und Geruch des Sekrets können erste Hinweise auf die zugrunde liegende Erkrankung geben:

  • bei primärer Sinusitis ist der Ausfluss meist eitrig, aber geruchlos
  • übel riechendes, eitriges Sekret spricht für eine dentogene Ursache

Top Job:


  • durchsichtige, honigfarbene Flüssigkeit kann auf eine Sinus-Zyste hinweisen
  • Nasenbluten tritt vor allem bei einer traumatischen Sinusitis oder einem progressiven Siebbeinhämatom auf

Mikrobiologie der Nebenhöhlen
Die Rolle von Bakterien bei der Sinusitis des Pferdes ist bisher kaum untersucht worden. Mehr Daten gibt es aus der Human- und Kleintiermedizin. Zur physiologischen bakteriellen Besiedelung gesunder Sinus gibt es jedoch auch in der Humanmedizin keinen Konsens. Das Bakterienspektrum bei der primären Sinusitis und der akuten Rhinosinusitis des Menschen ist vergleichsweise klein; es gibt auch einige Berichte über Reinkulturen. Beim Menschen werden häufig Streptokokken isoliert und auch beim Pferd ist ihr Nachweis beschrieben. Bei chronischen Erkrankungen scheint es hingegen sowohl bei Menschen als auch bei Kleintieren eine Tendenz zu gemischten Bakterienkulturen zu geben, in denen Enterobakterien und Pseudomonaden stärker vertreten sind. Die Autoren nehmen an, dass dies wahrscheinlich auch für das Pferd zutrifft, was nachfolgende Untersuchungen klären sollen. Sinusitiden dentalen Ursprungs spielen beim Pferd eine bedeutendere Rolle als beim Menschen. Hier dominieren speziesübergreifend gramnegative, obligate Anaerobier.

Originalpublikation:
Gergeleit H, Bienert-Zeit A, Ohnesorge B (2017): Cytological and microbiological examination of secretions from the paranasal sinuses in horses and other species. J Equine Vet Sci 61: 22–31. DOI 10.1016/j. jevs.2017.11.001.