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Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift

Untersuchungen zur altersabhängigen Entwicklung der Unterkieferverkürzung (Brachygnathia inferior) anhand eines Zuchtversuches beim Ostfriesischen Milchschaf

Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift 125, 513-519

DOI: 10.2376/0005-9366-125-513

Publiziert: 11/2012

Zusammenfassung

Die Unterkieferverkürzung (Brachygnathia inferior) ist eine weitverbreitete Ano- malie bei Schafen. Für die Untersuchung zur altersabhängigen Entwicklung der Unterkieferverkürzung beim Ostfriesischen Milchschaf wurden die Daten von 71 Tieren aus einem sechs Generationen umfassenden Zuchtversuch auf Brachy- gnathia inferior ausgewertet. Bei den Schafen wurde von Geburt bis mindestens zu einem Alter von 25 Wochen in regelmäßigen Abständen von vier Wochen der Abstand zwischen Schneidezahnkante im Unterkiefer und dem Vorderrand der Oberkieferdentalplatte (DIFF-UK) mittels Maßband ermittelt. Die Tiere wurden nach ihren maximalen und durchschnittlichen Messwerten sowie deren Stan- dardabweichungen in vier Haupttypen der Unterkieferverkürzung eingeteilt.Die Grenzen wurden bei einem Maximal- und Mittelwert DIFF-UK von 0,5 cm und einer Standardabweichung von 0,226 cm festgelegt. Insgesamt 14 Schafe (Haupttypen 1 und 4) zeigten eine deutliche Unterkieferverkürzung mit durch- schnittlichen Messwerten DIFF-UK von über 0,5 cm, wovon bei zehn Tieren die Messwerte deutlich streuten (Standardabweichung gt; 0,226 cm). Bei 59 Schafen waren die durchschnittlichen Messwerte kleiner als 0,5 cm (Haupttypen 1 und 2). Ein Tier hatte in den ersten Lebenswochen Messwerte von 1 cm und innerhalb von neun Monaten auf Null fallende Messwerte (Haupttyp 2). Fünf der 58 Schafe mit dem Haupttyp 1 hatten im gesamten Untersuchungszeitraum Messwerte von Null. Tiere mit hochgradig verkürzten Unterkiefern stammten sowohl von Elterntieren mit hochgradiger als auch geringgradiger Unterkieferverkürzung ab. Bei der Zuchtwahl von Schafen sollte deshalb auf einen perfekten Kieferschluss geachtet werden, um das Risiko der Weitergabe von Erbanlagen für die Unter- kieferverkürzung zu vermindern. Eine frühzeitige Untersuchung von potenziellen Zuchttieren ist zu empfehlen, um auch die Fälle von Unterkieferverkürzung ermit- teln zu konnen, die sich im Laufe des ersten Lebensjahres zurückbilden.
Schaf
Unterkieferverkürzung
Brachygnathia inferior
Inzucht
Zuchtversuch

Summary

Shortness of the lower jaw (brachygnathia inferior, underbite) is a common anomaly in sheep. In order to study the age-dependent development of brachy- gnathia inferior, data of 71 East Friesian milk sheep from a breeding experiment over six generations were analysed. Data were recorded in regular intervals of four weeks from birth up to an age of at least 25 weeks. Brachygnathia inferior was determined by the distance between the edge of the central incisor of the lower jaw and the anterior surrounding of the upper jaw (DIFF-UK) using a meas- uring tape. Four main types of brachygnathia inferior were distinguished using means, standard deviations and maximum values of the individual animals. The thresholds were a maximum and mean DIFF-UK of 0.5 cm and a standard devia- tion of 0.266 cm. A total of 14 sheep (main types 1 and 4) showed an obvious brachygnathia inferior with mean DIFF-UK larger than 0.5 cm whereof ten animals showed a large variation of DIFF-UK values (standard deviation gt; 0.226 cm). Mean DIFF-UK values of 59 sheep were smaller than 0.5 cm (main types 1 and 2). One of these 59 animals had during the first four weeks of life DIFF-UK values of 1 cm and than decreasing values reaching zero within the next nine months (main type 2). Five of the 58 animals with main type 1 had a perfect occlusion of jaws, all with DIFF-UK values at zero during the whole recording period. Parents with severe or mild brachygnathia inferior had severely affected progeny. Selection of sheep for breeding with a perfect occlusion of jaws decreases the risk to pass on the hereditary disposition for brachygnathia inferior. An early inspection of poten- tial breeding animals is advisable to detect all cases of brachygnathia inferior even if the underbite decreases in the first year of life.
sheep
underbite
brachygnathia inferior
inbreeding
breeding trialQuelle: Berl. Münch. Tierärztl. Wschr. 125: 11-12
469 (2012)Autor: Ewers C
Franiek N
Grif K
Orth D
Thalhammer JG
Wieler LH
Würzner RDOI-Nummer: 10.2376/0005-9366-125-469© Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH amp; Co. KG

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