Der Praktische Tierarzt 91, 854-868
© Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. 2010
Publiziert: 10/2010
Zusammenfassung
Die Encephalitozoonose ist eine Infektionskrankheit,die durch Encephalitozoon cuniculi (E. cuniculi) hervorgerufenwird. Beim Kaninchen, das als Hauptwirt des Erregersfungiert, verläuft die Infektion oft subklinisch. Die Übertragung erfolgtdurch eine orale oder aerogene Aufnahme von Sporen, welcheüber den Harn ausgeschieden werden. Ebenso ist eine intrauterineÜbertragung möglich. Prädilektionsorgane des Erregers stellen dasGehirn, die Nieren sowie die Augen (Linse) dar. Demzufolge istdie klinische Manifestation einer E.-cunculi-Infektion durch dieEntwicklung neurologischer Symptome, einer Niereninsuffizienzoder durch die Ausbildung einer phakoklastischen Uveitis gekennzeichnet.Am häufigsten werden neurologische Symptome in Formeines Vestibulärsyndroms beobachtet. Neben der klinischen Untersuchungstehen einige diagnostische Tests (Antikörperbestimmung,histologische Untersuchung, Spezialfärbung zum Nachweisvon Sporen, PCR) zum Nachweis einer Infektion zur Verfügung.Zur kausalen Therapie einer klinisch manifesten Encephalitozoonoseerwies sich Fenbendazol als äußerst effizient. Eine symptomatischeBegleittherapie und vor allem flankierende Maßnahmengewinnen eine zunehmende Bedeutung im Genesungsprozess beiKaninchen mit Anzeichen eines Vestibulärsyndroms. Die Prognosefür Kaninchen mit einer durch E. cuniculi induzierten Niereninsuffizienzist erfahrungsgemäß sehr schlecht. Als erfolgreiche kausaleBehandlung einer phakoklastischen Uveitis hat sich mittlerweiledie chirurgische Entfernung der Linse mittels Phakoemulsifikationetabliert.