Der Praktische Tierarzt 87, 869-872
© Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co.KG. 2006
Publiziert: 11/2006
Zusammenfassung
Doppelmissbildungen sind selten und werden daherviel beachtet. Kürzlich berichtete sogar die BBC übereine Doppelmissbildung bei einer Landschildkröte
Über die Häufigkeit von Doppelmissbildungenbei Schildkröten gibt eskaum Untersuchungen. Eine der wenigenUntersuchungen findet sich beiTucker und Jansen (1995). Hier wurden1289 Eier von Schnappschildkröten(Chelydra serpentina) und 4943 Eiervon Rotwangenschildkröten (Trachemysscripta elegans) auf die Häufigkeit vonZwillingen untersucht. Nur bei den Rotwangenschildkrötenfanden die Verfasserunter insgesamt zehn Zwillingenüberhaupt zwei Doppelmissbildungen.Auer et al. (2004) konnten bei 750 auf einerSchildkrötenfarm geschlüpften MaurischenLandschildkröten (T.graeca ibera)eine Doppelmissbildung feststellen.
Je nach Art der Verwachsung teiltman die Doppelmissbildungen in Duplicitascompleta (vollständig getrennteWirbelsäulen) oder Duplicitas incompleta(streckenweise doppelt angelegtesAchsenskelett) ein. Die Teilung mussnicht symmetrisch sein, auch asymmetrischeoder parasitäre Doppelmissbildungenkommen vor. Im allgemeinenSprachgebrauch werden diese Doppelmissbildungenoft ohne genaueKlassifizierung als „Siamesische Zwillinge“bezeichnet.
Die in der Literatur aufgeführten Einzelfalldarstellungenvon „SiamesischenZwillingen“ der Landschildkröten beschränkensich auf die Beschreibung deräußerlich erkennbaren Veränderungen(Auer 2004, Obst 1976, Mähn 1996). Durchdas Auftreten einer Doppelmissbildungbei einer Maurischen Landschildkröte (Testudograeca) im eigenen Praxisklientel wares möglich, Entwicklung und Verhalten zuverfolgen und die Anatomie einschließlichdie der Leibeshöhle durch Röntgen,Computertomografie (CT) und Sektiongenauer abzuklären.