Image
Foto:

Der Praktische Tierarzt

Akutes Nierenversagen bei einem Hund nach dem Verzehr von Weintrauben und Weintraubenprodukten

Der Praktische Tierarzt 88, 790-795

Publiziert: 10/2007

Zusammenfassung

Es wird von einer einjährigenkastrierten Hündinder Rasse Galgo Espaniolberichtet, die nach derAufnahme von circa 400 gWeintrauben sowie einerHandvoll Trester an einemakuten Nierenversagenerkrankte.

Anamnese, klinische Untersuchung und initiale Therapie
Im Oktober 2006 wurde eine einjährigekastrierte Hündin der Rasse Galgo Espaniolmit einem Körpergewicht von 20 kg wegenstarken Erbrechens und wässrigen Durchfallsseit circa 10 Stunden vorgestellt.

Die Hündin war knapp drei Monatezuvor aus Spanien eingereist und war kurzvor der Einreise auf die „Reisekrankheiten“Leishmaniose, Ehrlichiose und Babesioseserologisch mit negativem Resultat getestetworden. Im August war im Rahmen einerKastrationsvoruntersuchung ein starkerSpulwurmbefall aufgefallen, woraufhin dieHündin entwurmt worden war. Gleichzeitigwaren bei einer Blutuntersuchung wederim Blutbild noch bei den klinisch-chemischenParametern Messwerte außerhalbdes Referenzbereiches festgestellt worden(siehe Tabelle). Die Ovariohysterektomiewar komplikationslos verlaufen.

Etwa 20 Stunden vor der Vorstellungwegen Erbrechens und Durchfallshatte die Hündin auf einer Wanderungdurch Weinberge eine auf circa 400 g geschätzteMenge (20 g/kg KGW) an rotenund weißen Weintrauben vom Rebstockaufgenommen, zudem eine HandvollTrester, dem Traubenrückstand bei derWeißweinherstellung, der als Dünger inden Weinberg verbracht worden war. Zweiweitere Hunde, eine siebenjährige kastrierteGalgo Espaniol-Hündin mit einemGewicht von 26 kg und eine achtjährigekastrierte Podenco-Hündin mit einem Gewichtvon 25 kg, die ebenfalls Trauben undTrester in ungefähr gleicher Menge (circa20 g/kg KGW) aufgenommen hatten,waren symptomfrei geblieben.

Etwa sechs Stunden nach der Aufnahmeder Trauben erfolgte der letzteUrinabsatz. Eine halbe Stunde späterwurde wässriger Kotabsatz beobachtet,wiederum eine halbe Stunde später Erbrechen,das seitdem etwa stündlich erfolgte.Das Allgemeinbefinden verschlechtertesich zunehmend.

Bei der klinischen Untersuchungwar das Allgemeinbefinden mittelgradiggestört, die Hündin war apathischund speichelte stark. Die Schleimhäutewaren feucht und rosa, die kapilläreFüllungszeit betrug zwei Sekunden. Eswurde eine Herzfrequenz von 80/min,eine Atemfrequenz von 20/min und eineRektaltemperatur von 38,4 °C gemessen.Das Abdomen war weich und unauffälligwie auch die tastbaren Lymphknoten. Eslag zunächst der Verdacht einer unverträglichkeitsbedingtengastrointestinalenStörung vor, jedoch wurde aufgrund derSchwere der Symptomatik zu einer weitergehendenDiagnostik, insbesondere einerBlutuntersuchung geraten. Die Besitzerlehnten dies zunächst ab. Es wurde einvenöser Zugang gelegt und hierdurch1 l einer Vollelektrolytlösung, Cimetidin5 mg/kg KGW i.v. sowie Metoclopramid0,2 mg/kg KGW i.v. appliziert. Nach etwazehn weiteren Stunden wurde wegen derfortschreitenden Verschlechterung des Allgemeinzustandeseiner Blutuntersuchungund weiteren Diagnostik zugestimmt.Hierfür wurde der Hündin umgehendBlut entnommen. Trotz Infusion war jetztseit insgesamt circa 24 Stunden kein Urinmehr abgesetzt worden. Die Hündin hattestündlich erbrochen, lag in Seitenlage undspeichelte stark.

 

Image
DPT_Logo

 

Jetzt abonnieren und weiterlesen!

Der Praktische Tierarzt bietet Ihnen praxisrelevante Originalarbeiten, Übersichtsartikel und Fallberichte. Als Abonnent haben Sie online Zugriff auf aktuelle und archivierte Fachartikel. Ein Fortbildungsbeitrag in jedem Heft sichert Ihnen 12 ATF-Stunden pro Jahr, die Teilnahme ist online möglich.

Jetzt Abo anfragen