Der Praktische Tierarzt 93, 606-612
© Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. 2012
Publiziert: 07/2012
Zusammenfassung
Nierenerkrankungen kommen beim Pferd vorallem im Verlauf schwerer Allgemeinerkrankungen häufig vor.Neben der Endoskopie der Harnwege und der Ultraschalluntersuchungder Nieren können verschiedene Laborparameter helfen, Informationenüber die Funktion der Nieren zu erhalten. Dabei gehtes vor allem darum, eine Diagnose zu stellen und eine Prognose fürdas betroffene Pferd abzugeben. Regelmäßig werden Harnstoff undKreatinin im Serum der nierenkranken Pferde bestimmt. Da dieHarnstoffkonzentration beim Pferd nahrungsabhängig ist, ist Kreatininbesser geeignet, um eine Nierenerkrankung aufzudecken.Der Parameter steigt im Serum an, wenn etwa 75 % der Nephroneohne Funktion sind. Daneben gibt es verschiedene Kreatinin- undHarnstoff-Indizes, die einen Hinweis auf die Ursache einer Niereninsuffizienzgeben können (prärenal/renal; akut/chronisch). DieBestimmung des spezifischen Harngewichts erlaubt bereits Rückschlüsseauf die Funktion bzw. Konzentrationsfähigkeit der Nieren.Die glomeruläre Filtrationsrate ist eine für die Nierenfunktion sehrwichtige Größe und stellvertretend für die Funktion des Glomerulums.Mit der fraktionierten Elektrolytexkretion dagegen kann dieFunktion des Tubulussystems untersucht werden, da Wasser undElektrolyte im Tubulussystem rückresorbiert oder sezerniert werden.Die Elektrolytbestimmung im Blut ist nur im Zusammenhangmit der fraktionierten Elektrolytkonzentration von Bedeutung. DesWeiteren ist die Bestimmung von Gamma-Glutamyltransferasesinnvoll, welches in der Bürstensaummembran des Tubulus vorkommtund nur im Harn auftritt, wenn Tubuluszelldegenerationenvorliegen. Im vorliegenden Artikel soll gezeigt werden, dass mithilfeder einzelnen Parameter gute Hinweise auf die Lokalisationund das Ausmaß einer Nierenschädigung gegeben werden können.Summary
Diagnostic value of renal function tests in horsesRenal diseases are common in horses with underlyingsevere systemic disease such as colic, sepsis, diarrhea and myopathy.Besides endoscopy of the urinary tract and ultrasound of thekidneys different laboratory parameters can help in gaining additionalinformation on renal function. In such cases it is crucial todiagnose the disease and to provide a prognosis for the affectedhorse. Routinely blood urea and creatinine values are measuredin horses with suspected renal disease. As urea production is proportionalto dietary protein content creatinine is more suitable todiagnose renal disease. Creatinine and urea increase if the majorityof nephrons (75 %) become nonfunctional. There are differentcreatinine- and urea-ratios helping to define the cause of renal impairment(prerenal/renal; acute/chronic). Determination of urinespecific gravity gives additional information on function and concentratingability of the kidneys. Glomerular filtration rate is thevolume of plasma filtered per unit of time and is representativeof glomerular function, whereas fractional electrolyte clearancegives information on the tubules where electrolytes are secretedor reabsorbed. Determination of serum electrolyte values is onlysignificant in combination with fractional electrolyte clearance.Furthermore identification of gamma-glutamyltransferase in urineserves as an indicator for degeneration of tubular cells. This articleshows that via determination of selected parameters numerous informationon localisation and degree of renal function impairmentcan be obtained.