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Der Praktische Tierarzt

Fütterungsempfehlungen bei Muskelerkrankungen des Pferdes: Stand der Forschung versus „Supplementiasis“

Der Praktische Tierarzt 92, 988-992

Publiziert: 11/2011

Zusammenfassung

Diätetische Konzepte zur Behandlung und Prävention belastungsbedingter Myopathien umfassendie angepasste Energieaufnahme bei hohem Einsatz von Raufutter, eine deutliche Reduktionder Stärkeaufnahme, z. T. im Austausch gegen Fette, die Kompensation von Elektrolytimbalanzen,insbesondere um die hohen NaCl-Verluste, die über den Schweiß verloren gehen können, auszugleichensowie eine adäquate Mineralstoff- und Vitaminversorgung.

Bei Sportpferden sind rund 80 % der beobachteten Muskelerkrankungenden so genannten Belastungsmyopathien zuzuordnen,weitere Muskelerkrankungen umfassen z. B. infektiöse,immunologische Myopathien oder die hyperkaliämische periodischeParalyse (HYPP, stark rückläufige Bedeutung). Bei denBelastungsmyopathien wird in der Literatur zwischen den sporadisch,akuten Myopathien z. B. nach Erkrankungen des Respirationstraktesund den chronisch wiederholt auftretendenBelastungsmyopathien unterschieden. Zu den chronisch wiederholtauftretenden Belastungsmyopathien (engl. Recurrent ExertionalRhabdomyolysis = RER) gehören u. a. die wiederholtauftretenden Belastungsmyopathien des Vollblüters und die Polysaccharidspeicherkrankheit(PSSM). Die RER des Vollblüterskann u. a. durch einen Defekt der myoplastischen Ca-Regulationhervorgerufen werden, ca. 5–10 % der Vollblüter scheinen betroffenzu sein, inwieweit auch andere Rassen von diesem Gendefektbetroffen sind, ist zurzeit unklar. Die RER des Vollblüters tritt inder Regel sporadisch in Kombination mit weiteren Stressfaktorenwie z. B. erhöhte Nervosität der Pferde oder eine sehr hohe Fütterungsintensitätauf.

Bei der PSSM kommt es zu einer exzessiven und abnormalenGlykogenspeicherung in der Skelettmuskulatur, wobei ein Defektder Muskelglykogensynthase (GYS 1, Typ I PSSM) vorliegen kann,dieser Defekt wird mit einem entsprechenden Gentest detektiert.Besonders betroffen sind Quarter Horses, aber auch AmericanPaints, Appalosa und Warmblüter konnten entsprechend identifiziertwerden. Mindestens ein weiterer Gendefekt im Glykogenstoffwechselder Skelettmuskulatur wird vermutet (Typ II PSSM), hierliegt besonders bei Warmblutpferden eine erhöhte Disposition vor.

Prädisponierende Faktoren für die Auslösung einer Belastungsmyopathiescheinen insbesondere das Temperament der Pferde(hohe Stressempfindlichkeit, Nervosität), aber auch das Geschlecht(Stuten gt; Wallache, Hengste) zu sein.

Die Bedeutung der Fütterung in der Pathophysiologie undPrävention von chronischen Belastungsmyopathien ist unumstritten,wobei die Verfütterung von energie- bzw. stärkereichenRationen (Getreide gt;5 kg/Tag), Elektrolytimbalanzen und einemarginale Versorgung mit Selen und Vitamin E von Bedeutungsein können.

 

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