Der Praktische Tierarzt 91, 892-898
© Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. 2010
Publiziert: 10/2010
Zusammenfassung
Der vorliegende Übersichtsartikel fasst dengegenwärtigen Kenntnisstand zur Hypomotilität des Labmagensnach der chirurgischen Korrektur von linksseitiger Labmagenverlagerungoder Labmagenvolvulus (postoperativer paralytischer Ileus)zusammen. Wesentliche pathophysiologische Prozesse, die fürdie postoperative Hypomotilität des Labmagens Bedeutung haben,werden diskutiert. Die Dauer der postoperativen Störung der Motilitätund Entleerung des Labmagens ist gegenwärtig nicht bekannt,jedoch treten klinisch relevante Dilatationen des Labmagens nahezuausschließlich nachfolgend auf den Labmagenvolvulus auf,wohingegen die Labmagenhypomotilität nach linksseitiger Labmagenverlagerungin der Regel subklinisch bleibt. Zur Anregung derLabmagenmotilität und -entleerung scheint Erythromycin das größtePotential einer direkten, klinisch nutzbaren prokinetischen Wirkungam Labmagen zu besitzen. In der klinischen Praxis hat sichbei Kühen mit Labmagenvolvulus eine präoperative Applikationvon Erythromycin in Kombination mit einem steroidalen Antiphlogistikum(Dexamethason) und anderen antioxidativ wirksamenSubstanzen (z. B. Vitamin C) zur Verhinderung von Ischämie-Reperfusionsschäden bewährt. Da die klinischen Anzeichen derLabmagenhypomotilität in der Regel zwischen dem zweiten undfünften Tag post operationem auftreten, ist die Fortsetzung der Behandlungmit Erythromycin und einem nichtsteroidalen Antiphlogistikumbis mindestens fünf Tage nach der Operation ratsam.