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Der Praktische Tierarzt

Neospora caninum als Abortursache bei Rindern – Neues zur Pathogenese, Epidemiologie und Diagnose

Der Praktische Tierarzt 88, 730-740

Publiziert: 09/2007

Zusammenfassung

Sowohl akute primäre als auch chronisch persistenteInfektionen mit Neospora caninum können bei Rindern zuAborten führen. Ausgelöst werden die Aborte durch Schäden,die das Protozoon bei seiner obligat intrazellulären Vermehrungnach diaplazentarem Übergang im fetalen Gewebe undim maternalen Anteil der Plazenta verursacht. Darüber hinausscheint die Infektion auch indirekt über eine Veränderung desimmunologischen Gleichgewichts in der föto-plazentarenEinheit, und zwar über die vermehrte Bildung entzündungsfördernderZytokine, das Verkalben zu begünstigen. In denmeisten Fällen führt die diaplazentare Übertragung derInfektion auf den Fötus nicht zum Abort, sondern zur Geburtpersistent infizierter, aber gesunder Kälber. Man geht davonaus, dass sich die Mehrzahl der N. caninum-positiven Rinderin Deutschland pränatal bei der Mutter anstecken. Dieservertikale Übertragungsweg ist sehr effizient und sichertN. caninum für mehrere Rindergenerationen das Überlebenin einer einmal infizierten Zuchtlinie. Von Endwirten ausgehendeFutterkontaminationen mit N. caninum-Oozystengelten als wichtigste Infektionsquelle, über die N. caninumhorizontal in den Bestand eingetragen oder dort von einerRinderzuchtlinie auf andere übertragen werden kann. Hundesind die einzigen bekannten Endwirte in Europa, die überihren Kot N. caninum-Oozysten ausscheiden können. Risikofaktorstudiendeuten darauf, dass vor allem Hofhunde inRinder-haltenden Betrieben eine entscheidende Rolle beider horizontalen Verbreitung der Infektion spielen. AndereHunde scheiden nur sehr selten N. caninum-Oozysten aus, sodass ihre Bedeutung im Infektionsgeschehen nur gering seindürfte. Die Diagnose der Infektion des Föten erfolgt durchden direkten und indirekten Erregernachweis im fötalenGewebe. Histologische Veränderungen, wie multifokale,nonsuppurative Enzephalitiden werden als charakteristischangesehen. Seroepidemiologische Untersuchungen beiden tragenden Rindern in der Herde können die Diagnoseweiter absichern. Da es derzeit keine Möglichkeit gibt, dieInfektion medikamentös zu behandeln und in Deutschlandkein Impfstoff zugelassen ist, kommt dem Einhaltenhygienischer Maßnahmen besondere Bedeutung zu, umdie Wahrscheinlichkeit einer horizontalen Verbreitung derInfektion einzuschränken. Der vertikalen Übertragung derInfektion kann dadurch begegnet werden, dass seropositiveTiere von der Zucht ausgeschlossen werden. Diese Maßnahmeist nur in Herden sinnvoll, in denen die infiziertenRinderzuchtlinien häufiger von Aborten betroffen sind alsdie Nichtinfizierten.

 

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