Der Praktische Tierarzt 91, 986-998
© Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. 2010
Publiziert: 11/2010
Zusammenfassung
Die immensen Bemühungen zur Reduktion derAnzahl von humanen Salmonella- und Campylobacter-Infektionenhaben in den letzten Jahrzehnten dazu geführt, dass andere, „klassische”Zoonosen mit zum Teil erheblichem Gefährdungspotentialfür den Menschen und weiter Verbreitung in den Tierbeständenund der Umwelt wenig (auch mediale) Beachtung finden. Zu diesenErkrankungen zählen unter anderem Q-Fieber, die Infektion mitEHEC, Psittakose, Rindertuberkulose oder Tularämie. Das Auftretendieser Zoonosen führt zwar immer wieder zu einer momentanen,räumlich begrenzten „Hysterie”, das endemische Fortbestehenwird dann jedoch als schicksalhaft akzeptiert. Eine zunehmendimmer wichtigere Rolle im öffentlichen Gesundheitswesen spielendie zoonotischen Krankheitserreger, die als Hospitalkeime beimMenschen zu schweren Infektionen mit zum Teil hoher Letalitätführen können, aber deren Pathovar-Reservoir in Nutztierbeständenbisher noch nicht oder nur teilweise bekannt ist. Exemplarischkann Clostridium difficile als Vertreter dieser Gruppe genannt werden.Betroffen sind vor allem Patienten im hohem Lebensalter. Einebisher nur für das Rind postulierte Erkrankung, die durch eine protrahierteWirkung der Toxine von Clostridium botulinum hervorgerufenwerden soll (der sogenannte „viszerale Botulismus”), wirdinzwischen auch als mögliche Zoonose – genauer als Sapro(zoo)nose – diskutiert. Die Autoren berichten über Grundlagen, Trendsund neue Erkenntnisse zu den einzelnen Erkrankungen.