Der Praktische Tierarzt 88, 534-543
© Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. 2007
Publiziert: 07/2007
Zusammenfassung
In einer Vergleichsuntersuchung wurde die Effizienzeiner homöopathischen Behandlung chronischer Endometritidenbei Hochleistungsmilchkühen gegenüber einerkonventionellen Behandlung geprüft. Das Projekt wurde imRahmen des Fertilitätsservice einer großen Zuchtorganisationdurchgeführt, bei dem die angeschlossenen Betriebe in einemregelmäßigen Rhythmus von 4–6 Wochen besucht werden. Dadie Untersuchung unter Praxisbedingungen lief, musste diebisherige Standardtherapie des Service als aktive Kontrollegewählt werden. Im Laufe von 14 Monaten wurden 4 848Kühe aus 20 Betrieben (durchschnittlich 74 Kühe, 8 278 kgMilch, 4,18 % Fett, 3,31 % Eiweiss) von zwei Tierärzten (davonein Fachtierarzt) simultan gynäkologisch untersucht und bei22,2 % eine chronische Endometritis (EM) festgestellt (11,5 %EM Grad 1–2; 10,7 % EM Grad 3–4). Innerhalb dieser beidenEndometritisgruppen wurden die Probanden nach ihremzeitlichen Anfall alternierend entweder gemäß der bis dahinüblichen Therapie oder zusätzlich bzw. ausschließlich mithomöopathischen Präparaten behandelt. Als homöopathischeArzneimittel wurden die handelsüblichen KombinationspräparateMucosa compositum, Lachesis compositum (Fa. Heel,Baden Baden) eingesetzt. Die Vergleichspräparate der bisherüblichen Therapie waren: Lotagen 4 % (Fa. Essex), Dynolytic(Fa. Pharmacia) und Theranekron (nicht mehr im Handel). ZurBestimmung des Behandlungserfolgs wurden die ParameterGüstzeit, Besamungsindex, Posttherapiezeit, Erstträchtigkeitsrate,Gesamtträchtigkeitsrate und Abgangsrate genutzt. DieErgebnisse wurden mit einschlägigen statistischen Verfahren(Programmpaket SAS, ANOVA u. a.) in Zusammenarbeitmit dem Institut für Biomathematik (Dr. Haverkamp) derUniversität Bonn geprüft. Folgende Ergebnisse seien hervorgehoben:homöopathische Behandlung der Endometritis derGrade 1–2: gegenüber der bisher allein üblichen und durchauseffektiven Lotagenspülung erwiesen sich die Ergebnissedurch die ergänzende Applikation des homöopathischenPräparats Mucosa compositum tendenziell verbessert, beiGZ, BI und ETR signifikant bzw. hochsignifikant. HomöopathischeBehandlung der Endometritis der Grade 3 und4 mit Lachesis compositum und Mucosa compositum: DieErgebnisse unterscheiden sich von denen nach Anwendungdes Standardverfahrens mit PGF2alpha nicht signifikant.In der Gesamtträchtigkeits- und Abgangsrate waren sie inder homöopathisch behandelten Gruppe tendenziell besser.Die geprüften homöopathischen Behandlungsverfahrenerwiesen sich nach dieser kontrollierten und praxisnahenVergleichsuntersuchung in der angegebenen Indikation alseine praxisreife und zuverlässige Alternative zu den bishergeübten vorwiegend konventionellen Verfahren.