Der Praktische Tierarzt 94, 157-163
© Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. 2013
Publiziert: 02/2013
Zusammenfassung
Die genombasierte Selektion kann zur Erhöhung des möglichen Zuchtfortschritts und zur weiteren Spezialisierung der Betriebe beitragen. In Ergänzung zu einem vorangegangenen Beitrag zur genombasierten Selektion bei Milchrindern werden nun die rasanten Veränderungen in Besamungszuchtprogrammen beschrieben sowie mögliche Konsequenzen aus der Blickrichtung ihrer Nutzung auf einzelbetrieblicher Ebene aufgezeigt. Die konsequente Etablierung der genombasierten Selektion lässt den Nutzungsumfang ausschließlich genomgetesteter Jungbullen im Vergleich zur Nutzung töchtergetesteter (Alt-)Bullen schnell zunehmen. Gleichzeitig kann der Preis für eine Besamungsdosis (= Spermaportionpreis) weiter reduziert werden. Die Genotypisierung weiblicher Kälber fördert die einzelbetriebliche Spezialisierung (z. B. Ausdehnung der Milcherzeugung) und lässt sich zur Minderung des Risikos in der Kälber-/Färsenaufzucht nutzen. Die bisherigen bäuerlichen Zuchtprogramme sind speziell bei Holstein-Rindern neuen Wettbewerbern ausgesetzt, da der Einstieg von privaten Kapitalanlegern in das Besamungsgeschäft nun weiter erleichtert wird..Summary
Genome-based selection: implications for breeding programs and individual farm useGenome-based selection may contribute to increasing potential breeding progress and further specialization of farms. In addition to a previous contribution to genome-based selection in dairy cattle, rapid changes in artificial insemination breeding programs and possible consequences from the viewpoint of their use at individual farm level are described. The consistent implementation of genome-based selection leads to a further rapid increase in the scope of the use of young bulls in comparison to the use of progenies tested-(old) bulls. At the same time, the price of one insemination dose (price of one semen dose) will be further reduced. Genotyping of female calves promotes individual farm specialization (e. g. expansion of milk production) and may continue to reduce the rearing-risks of calves and heifers. Existing farm breeding programs especially in Holstein cattle are exposed to new competitors, since the entry of private investors in the AI business is now easier.