Der Praktische Tierarzt 90, 548-554
© Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. 2009
Publiziert: 06/2009
Zusammenfassung
Ein erhöhtes Risiko bei übergewichtigen Pferden und Ponys an Hufrehe zu erkranken ist seit langem bekannt.Die endokrinen Faktoren, die für die Entstehung der Hufreheerkrankungvon Bedeutung sind, wurden unter dem Begriff desEquinen Metabolischen Syndroms (EMS) zusammengefasst. EMSist eine endokrine Erkrankung, die durch Adipositas und eine periphereInsulinresistenz in Verbindung mit einer Hufreheerkrankung(akut oder chronisch) gekennzeichnet ist (Frank 2006). EMSentsteht hauptsächlich durch Verfütterung von energiereicherNahrung, wie leicht verdaulichen Kohlenhydraten bzw. Futtermit hohem glykämischen Index im Zusammenhang mit zu wenigBewegung. Die übermäßigen Kalorien werden dann in Form vonDepotfett im Körper ablagert. Klinisch können Fettansammlungenim Bereich des Mähnenkamms, am Schweifansatz, Präputium undEuter sowie der Schulter- und Lendenregion festgestellt werden.Dabei ist zu bemerken, dass hier vor allem das intraabdominaleoder omentale Fettgewebe als „nicht sichtbares“ Fett eine besondereRolle in der Pathogenese der Erkrankung spielt. Da dieses im Gegensatzzum subkutanen „sichtbaren Fett“ hormonell aktiv ist undeine Reihe vom Adipozyten produzierte Stoffe (Adipokine), z. B.Zytokine und Interleukine sowie das Hormon 11ß-Hydroxysteroiddehydrogenasefreisetzt. Mit Hilfe der 11ß-Hydroxysteroiddehydrogenasewird dann im Körper inaktives Kortison in aktives Kortisolumgewandelt. Die erhöhte Kortisolaktivierung spiegelt sich in derRegel nicht in einer messbaren Erhöhung von Kortisol im Blut wieder,sondern äußert sich in einem Verlust des diurnalen Rhythmus.Als Folge der gesteigerten Kortisolaktivierung sind Veränderungender inneren Glukosehomöostase bekannt, die sich als eine periphereInsulinresistenz mit Hyperinsulinämie äußern (Abb. 1–4).