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Der Praktische Tierarzt

Neue Erkenntnisse in der Behandlung der „Mondblindheit“

Der Praktische Tierarzt 89, 648-650

Publiziert: 08/2008

Zusammenfassung

Jede Form der Therapie der Uveitis recidiva equi hatdie Erhaltung des Sehvermögens und das Verhindern vonschmerzhaften Entzündungsschüben zum Ziel, damit möglichstwenig permanente Schädigungen des Auges auftreten.

Obwohl Leptospira spp. als häufigste Ursache der ERU gilt, habenImpfungen mit inaktivierten Leptospira interrogans die Rezidivratebei an ERU erkrankten Pferden nicht verringern können(Rohrbach 2002). Die konservative Therapie der ERU ist also einesymptomatische. Weil Blindheit eine häufige Folge der ERU ist, solldie konservative Therapie von Beginn weg aggressiv sein. In ersterLinie geht es um die Schmerzbekämpfung mittels mydriatisch-zykloplegischenund die Reduktion der Entzündung mit steroidalenund nichtsteroidalen Medikamenten.

Bei den mydriatisch-zykloplegischen Medikamenten steht dasAtropin an erster Stelle. In Salben- oder Tropfenform wird 1 %Atropinsulfat bis 3 x täglich instilliert. Bei häufigerer Anwendungbesteht die Gefahr von gastroenteralen Komplikationen (Williams2000). Die Behandlung wird solange weiter geführt, bis die Pupillemaximal dilatiert ist, erst dann kann die Therapiefrequenzreduziert werden. In vielen akuten Fällen ist der Pupillar-, bzw.Ziliarspasmus so ausgeprägt, dass eine Dilatation der Pupille mitAtropin alleine nicht erreicht werden kann. In diesen Fällen hatsich die subkonjunktivale Injektion einer Mischung aus Atropin,Adrenalin und Kokain bewährt1. Die Dilatation der Pupille reduziertnicht nur die okularen Schmerzen, sondern kann auch dieBildung von Synechien verhindern.

Die entzündungshemmenden Medikamente können sowohllokal, als auch systemisch verabreicht werden. Bei der lokalenTherapie steht 0,1 % Dexamethason HCL2 an erster Stelle. In Salben-oder Tropfenform stündlich bis 4 x täglich verabreicht entwickeltes dank der guten okularen Penetration eine ausgezeichneteantiinflammatorische Wirkung. Eine ähnliche Wirkung kann auch mit1 % Prednisolonacetat3 erzielt werden. Bei der Langzeitbehandlung mitlokalen Steroiden muss allerdings beachtet werden, dass sie zu Komplikationenin Form einer Keratomykose führen können (Bolliger etal. 2000). Im akuten Stadium können auch 20 mg Methylprednisolon4oder 1 bis 2 mg Triamcinolon5 subkonjunktival injiziert werden. Beidehaben eine ausgezeichnete entzündungshemmende Wirkung, welche7–10 Tage anhält (Spiess, 1997a,b, 1998). Nichtsteroidale Entzündungshemmerwerden hauptsächlich systemisch angewendet. Die Wirkungvon Flunixinmeglumine6 (0,5 mg/kg KGW i. v. für 7–10 Tage) ist dervon Phenylbutazone7 (4,4 mg/kg 2 x täglich per os) überlegen. AusgezeichneteErfahrungen bezüglich der entzündungshemmenden Wirkungund den geringen Nebenwirkungen haben wir mit Vedaprofen8gemacht. Initial werden 2 mg/kg IV oder PO verabreicht, dann werden2 x täglich 1 mg/kg i. v. oder per os während 7–10 Tagen verabreicht.

Prednisolon kann auch per os verabreicht werden in der Dosierungvon 0.5–1.0 mg/kg. Die Verträglichkeit bei der oralen Verabreichungist gut und die Nebenwirkungen geringfügig.

 

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