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Der Praktische Tierarzt

Stroh als Beschäftigungsmaterial in der Schweinehaltung – eine Gefahr für die Tiergesundheit?

Organic rooting materials like straw in pig husbandry – a hazard for animal health?

Der Praktische Tierarzt 97, 140-146

Publiziert: 01/2016

Zusammenfassung

Anlass zu vorliegender Arbeit gaben in der Praxis wiederholt geäußerte Bedenken zu einer Verwendung von Stroh als Beschäftigungsmaterial für Schweine. Dabei werden Zweifel an der hygienischen Qualität von Stroh, insbesondere die mögliche Belastung mit Mykotoxinen, als Argumente genannt. Da Stroh in der Schweinehaltung aktuell kaum verwendet wird und somit auch nur selten zur Untersuchung kommt, sollte überwiegend auf der Basis von Strohproben aus der Pferdehaltung (sehr viel größeres Probenaufkommen) eine nähere Einschätzung des Hygienestatus von Stroh vorgenommen werden. Die Ausführungen stützen sich auf eine retrospektive Auswertung der Untersuchungsergebnisse von 153 Strohproben (ausschließlich Getreidestroh), die zwischen 2009 und 2014 im Einsendungsbereich des Instituts für Tierernährung der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover untersucht wurden. Die eingesandten Proben stammten zum überwiegenden Teil aus der Pferdehaltung, aber im Rahmen von Routinekontrollen wurden auch Proben aus Geflügel- oder Schweine-haltenden Betrieben untersucht. Anhand der sensorischen Prüfung konnten bei 32,0 % deutliche bis massive Mängel im Hygienestatus, bei 37,3 % leichte und bei 30,7 % keine Mängel festgestellt werden. Zu den sensorisch auffälligen Befunden zählten insbesondere Abweichungen in Geruch und Farbe. Obgleich es sich bei diesen Proben zumindest teilweise um eine Negativauswahl aufgrund von Erkrankungen im Vorbericht handelte, unterschied sich der Anteil an Proben mit deutlichen bis massiven Mängeln nicht von den Ergebnissen anderer Arbeiten. Kam es in der mikrobiologischen Untersuchung (n = 66) zu einer Überschreitung der entsprechenden Orientierungswerte für den Gehalt an Keimen, wurde die entsprechende Probe fast immer auch mit deutlichen bis massiven Mängeln in der Sinnenprüfung beurteilt. Im Gegensatz dazu konnten die Ergebnisse der Untersuchungen auf Deoxynivalenol (DON) und Zearalenon (ZEA) nicht mit dem Hygienestatus in Verbindung gebracht werden. Grundsätzlich konnte in keiner der auf Mykotoxine untersuchten Proben (n = 16) eine Überschreitung des Orientierungswertes für Einzelfuttermittel der Kategorie „Getreide und Getreideerzeugnisse“ ermittelt werden. Zusammenfassend und unter Berücksichtigung weiterer Untersuchungen anderer Autoren bleibt festzuhalten, dass beim Einsatz von Stroh als Beschäftigungsmaterial (oder Einstreu) die gleiche Sorgfalt bei der Auswahl der Partien erfolgen sollte, wie dies bei der Getreideauswahl für Ergänzungs- oder Alleinfutter der Fall ist.

Beschäftigungsmaterial
Schwein
Stroh
Hygienestatus
Tiergesundheit

Summary

The reason for this study was a common concern regarding the use of straw as rooting material for pigs. Main arguments to abandon straw in pig husbandries are fears of a poor hygienic status and a possible contamination with mycotoxins. Because straw is rarely used in pig production and therefore scarcely sent in for analysis, an evaluation of the hygienic status of straw was conducted using mainly samples from horse keeping facilities. In this retrospective study the results of 153 straw samples examined by the consultation service of the Institute for Animal Nutrition (University of Veterinary Medicine Hannover, Foundation) between 2009 and 2014 were analysed to get an impression of the hygienic status. Samples came mainly from farms keeping horses but in the context of routine controls also from poultry or swine husbandries. The hygienic status of the samples was determined by visual/sensory appraisal. In 32.0% of the cases massive, in 37.3% minor and in 30.7% no deficits of the hygienic status were obtained. These results are comparable to other studies, although in this case many samples were sent in with a report of illness (“negative selection”). In a total of 66 samples microbial counts (aerobic bacteria, moulds, yeasts) were also determined and a linkage between hygienic status and microbiological investigations became visible: when the highest acceptable microbial counts were exceeded, in general also massive deviations during the visual appraisal of the straw sample were obvious. In contrast to this, results of mycotoxin analysis (deoxynivalenol = DON and zearalenon = ZEA) were not linked to the hygienic status. None of the tested samples (n = 16) had DON or ZEA values above the recommended maximum value for cereals and their by-products. Clearly, there are some straw batches with unacceptable hygienic status. That underlines the necessity to choose the rooting material as carefully as the grain for compound feed.

environmental enrichment
rooting material
pig
straw
hygiene
animal health

 

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