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Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift

Vorkommen und Vererbung des angeborenen Nabelbruchs in der Nachkommenschaft eines rotbunten Holstein-Besamungsbullen

Prevalence and inheritance of congenital umbilical hernia in the progeny of a Red Holstein bull used in artificial insemination

Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift 130

DOI: 10.2376/0005-9366-16042

Publiziert: 02/2017

Zusammenfassung

Auf einem Milchviehbetrieb in Schleswig-Holstein wurden in der Abkalbesaison 2010/2011 auffallend viele Kälber mit Nabelbruch geboren. Alle Kälber waren Nachkommen des US-Red-Holstein-Besamungsbullen „Avanti Red“. Ziel der Untersuchung war es, das Vorkommen von angeborenen Nabelbrüchen bei den Nachkommen dieses Bullen mit Vergleichstieren derselben Rasse (Deutsche Holsteins, Farbrichtung Rotbunt, DH-RBT) und Region zu vergleichen und mögliche Einflussfaktoren zu erfassen. Auf insgesamt sieben Betrieben wurden 55 weibliche Nachkommen des Bullen „Avanti Red“ im Alter von vier bis zehn Monaten auf angeborenen Nabelbruch untersucht. In sechs zufällig ausgewählten Betrieben derselben Region wurden 69 weibliche Jungrinder der Rasse DH-RBT im gleichen Alter als Vergleichsgruppe untersucht. Bei den Nachkommen des Bullen „Avanti Red“ traten angeborene Nabelbrüche in einer Häufigkeit von 34,5 % (19 betroffene Tiere) auf, während in der Vergleichsgruppe nur zwei Rinder (2,9 %) betroffen waren. Weitere Einflussfaktoren konnten nicht festgestellt werden, so dass für diesen Fall von einem erblichen Geschehen ausgegangen werden kann. Die hohe Frequenz von Nachkommen des Bullen „Avanti Red“ mit angeborenen Nabelbrüchen und deren Auftreten im direkten Zusammenhang mit dem Einsatz des Bullen sprechen für einen autosomal dominanten Erbgang mit unvollständiger Penetranz. Ein weiteres Indiz für diesen Erbgang ist, dass für die Mütter der betroffenen Tiere und den Bullen „Avanti Red“ kein gemeinsamer Ahne gefunden werden konnte. Der Bulle „Avanti Red“ ist mit hoher Wahrscheinlichkeit als heterozygoter Träger eines Allels mit einer dominanten Wirkung auf die Entstehung von angeborenen Nabelbrüchen anzusehen.

Kalb
Gesundheit
Mendel-Erbgang
Anomalie
dominant

Summary

During the 2010/2011 calving season a remarkably large number of calves were born with umbilical hernia on a dairy farm in Schleswig-Holstein. All calves were descendants of the US Red Holstein bull „Avanti Red“ used in artificial insemination. The objective of the present study was to compare the frequency of congenital umbilical hernias in the progeny of the bull „Avanti Red“ with non-related cattle of the same breed (German Holsteins, colour variant red-pied, DH-RBT) and region and to record possible influencing factors. In seven farms 55 female progeny of the bull „Avanti Red“ aged between four and ten months were examined for the presence of a congenital umbilical hernia. In six randomly selected farms of the same region, 69 female animals of the same breed and the same age group were examined as controls. The progeny of the bull „Avanti Red“ had a frequency at 35.5% (19 affected animals) for congenital umbilical hernia, while only two animals (2.9%) were affected in the control group. Other factors influencing the frequency of congenital umbilical hernias could not be found. Thus, we assume a hereditary influence for the cases observed. Due to the high frequency of congenital umbilical hernias among the progeny of the bull „Avanti Red“ and the direct relationship with the use of this bull for artificial insemination, an autosomal dominant inheritance with incomplete penetrance seems very likely. A further indication for a dominant inheritance is the fact that a common ancestor could not be found for the dams of the affected calves and the bull „Avanti Red“. The bull „Avanti Red“ has to be assumed as a heterozygous carrier of an allele with a dominant effect on the development of congenital umbilical hernias.

calf
health
Mendelian trait
anomaly
dominant

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