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Der Praktische Tierarzt

Eröffnung der Pulpahöhlen durch das routinemäßige Abschleifen der Inzisivi (Id3) und Canini (Cd) bei neugeborenen Saugferkeln

The opening of the pulp cavities by the routine grinding of the incisors and canines of newborn piglets.

Der Praktische Tierarzt 95, 1143-1150

Publiziert: 11/2014

Zusammenfassung

Die positiven Effekte des Abschleifens der Zähne beim Saugferkel zur Vermeidung von Hautverletzungen im Kopfbereich der Wurfgeschwister und am Gesäuge der Muttersau sind mehrfach beschrieben. Die Gefahr, beim Abschleifen der Milchzähne die Pulpahöhle zu eröffnen, wird dabei allerdings meist nicht thematisiert. In der vorliegenden Studie wurde untersucht, mit welcher Häufigkeit die Pulpahöhlen der insgesamt acht Milchzähne von neugeborenen Ferkeln beim routinemäßigen Abschleifen durch den Tierhalter eröffnet werden. Die Eröffnung der Pulpahöhlen beim Resezieren der Milchzahnspitzen geht mit der Gefahr einher, einen Locus minoris resistentiae zu schaffen, der als Ursache für eine lokale Inflammation und als Eintrittspforte für Infektionserreger dienen kann. Die anatomische Lage und Situation der Milchzähne vor und nach dem Abschleifen wird einleitend anhand von Röntgenbildern demonstriert. Außerdem wurde die koronale Schichtdicke der Hartsubstanz bei den Milchzähnen von zwölf neugeborenen Ferkeln vor dem Abschleifen der Zähne gemessen, die im Mittel bei 1,3 mm (Minimum 1,0 mm) liegt. Die Untersuchungen zur Häufigkeit der Eröffnung von Pulpahöhlen durch das Abschleifen wurden in vier Ferkelerzeugerbeständen an insgesamt 87 Ferkeln, entsprechend 696 Milchzähnen, durchgeführt. Über 90 % der untersuchten Tiere wiesen mindestens eine eröffnete Pulpahöhle auf; betroffen war dabei immer mindestens einer der beiden oberen dritten Inzisivi. Insgesamt waren die Pulpahöhlen von 45 % der Zähne eröffnet. Das Abschleifen der Zähne führt also bei fast allen Tieren und bei annähernd der Hälfte aller Zähne zu einer Eröffnung der Pulpahöhle. Der Vergleich der Häufigkeiten eröffneter Pulpahöhlen zwischen den einzelnen Beständen ergab statistisch signifikante Differenzen (p lt; 0,05), die den Einfluss der Person erkennen lassen, die das Abschleifen durchführt. Die Anzahl Zähne, bei denen die Pulpahöhle beim Abschleifen eröffnet wird, wäre wahrscheinlich durch eine geeignete Unterweisung und Fortbildung der Tierhalter zu reduzieren. Da aber auch die versierteren Tierhalter noch etwa 30 % der Zähne eröffnen, sollte das routinemäßige Abschleifen, das oft ohne eine spezifische Indikation durchgeführt wird, kritisch hinterfragt werden. Per Gesetz stellt das Abschleifen der Ferkelmilchzähne eine Ausnahme dar, die nur nach Feststellen einer Indikation erlaubt ist.

Schwein
Zahn
Abschleifen
Dentinschicht

Summary

The positive effects of grinding the teeth of suckling piglets in order to avoid facial lesions of the littermates and bite wounds of the sow have already been described numerously. The risk of opening the pulp cavities when grinding the primary teeth has been sufficiently attended to in this context. This study ivestigates with what frequency pulp cavities of the eight primary teeth of newborn piglets are opened on account of the routine grinding by the farmer. Opening of the pulp cavities when doing a resection of the tips of the primary teeth is combined with the risk of creating a locus minoris resistentiae which later may be the cause of local inflammation and entrance for infective agents. The anatomical position and situation of the primary teeth before and after the grinding process is illustrated with the help of x-rays. Besides, the coronal thickness of the layer of the hard substance of the primary teeth of twelve newborn piglets was measured before grinding the teeth which had an average of 1,3 mm (minimum 1,0 mm). The investigations concerning frequency of opening of the pulp cavities by grinding in four farms was carried out with 87 piglets and their respective 696 primary teeth. More than 90% of the examined animals had at least one opened tooth; in every case one of both upper third incisors were affected. All in all 45% of all pulp cavities were opened. The grinding of the teeth leads to opening of the pulp cavities in nearly all piglents and approximately in half of all teeth. The comparison of the frequencies of the opened pulp cavities between the respective farms produced statistically significant differences (p lt; 0,05) which reflect the influence of the person who carried out the grinding. The amount of teeth in which the pulp cavity is opened during the grinding process would probably be reduced by an adequate instruction and further education of the farmer. Routine grinding which is often carried out without a specific indication should be critically questioned because even experienced farmers still open 30% of the teeth. According to German law, grinding of piglets´ primary teeth is an exception and only allowed with an indication.

pig
tooth
grinding
dentin layer

 

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