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Der Praktische Tierarzt

Die robuste Milchkuh: Probleme und Perspektiven

The robust dairy cow: problems and prospects

Der Praktische Tierarzt 96, 1240-1248

Publiziert: 11/2015

Zusammenfassung

Die für Milchkühe dokumentierten Leistungssteigerungen der vergangenen Jahrzehnte sind als Ergebnis der Züchtung sowie der Optimierung von Haltung und Management zu bewerten. Die Begriffe „Belastbarkeit, Fitness und Robustheit“ werden vorwiegend im Zusammenhang mit der erfolgreichen Anpassungsfähigkeit von Milchkühen an die katabole Stoffwechsellage während der negativen Energiebilanz in der Frühlaktation verwendet. Häufig werden Tiere als robust angesehen, die „unauffällig“, d. h. ohne subklinische und/oder klinische Symptome von Erkrankungen und damit der Notwendigkeit einer Behandlung diese kritische Phase überstehen. Jedoch zeigen neuere Untersuchungen, dass eine verringerte „Robustheit“ nicht ausschließlich mit hohen Milchleistungen und deren assoziierten Stoffwechselbelastungen einhergeht. In einer Population von hochleistenden Milchkühen, die während der ersten 14 Laktationswochen eine ähnliche Futteraufnahme und Energiebilanz aufwiesen, zeigten sich in einer retrospektiven Analyse deutliche Unterschiede in den Plasma-Konzentrationen an freien Fettsäuren und Ketonkörpern, jedoch ohne Unterschiede im Auftreten von Stoffwechselerkrankungen, Fruchtbarkeitsstörungen und Infektionskrankheiten. 232 hochleistende Milchkühe wurden während der Phase der negativen Energiebilanz phänotypisch umfangreich in endokrinen und stoffwechselrelevanten Parametern charakterisiert und nach mehreren Jahren die Lebensleistung und die Nutzungsdauer betrachtet. Ursprünglich lag die Hypothese nahe, dass metabolisch stärker belastete Tiere eine reduzierte Robustheit aufweisen und infolgedessen eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, aufgrund von produktionsassoziierten Erkrankungen weniger lang im Betrieb zu verbleiben. Interessanterweise zeigte sich, dass Kühe in allen Altersstufen zum Ausscheiden aus der Produktion in der Frühlaktation eine vergleichbare und große Streuung der Stoffwechselbelastung hatten. Metabolisch weniger und stärker belastete Kühe unterschieden sich nicht in ihrer Lebensleistung und Nutzungsdauer. Derzeit wird mittels genomweiter Assoziationsstudien mit den phänotypischen Merkmalen an der genetischen Lokalisierung und Identifizierung von Faktoren gearbeitet, die eine präzisere Charakterisierung hinsichtlich Robustheit ermöglichen.

Robustheit
Milchkuh
Stoffwechsel
Anpassungsfähigkeit

Summary

The documented increases of milk yields in dairy cows during the past decades can be attributed to breeding as well as optimization of husbandry and management. The terms „strength, fitness and robustness“ are primarily used in terms of the successful adaptation of dairy cows to the catabolic state during the negative energy balance in early lactation. Often „inconspicuous“ animals are considered to be robust, i.e. overcome this critical period without subclinical and/or clinical symptoms of diseases and thus the need for treatments. Recent studies, however, show that a reduced „robustness“ is not exclusively associated with high milk yields and their accompanied metabolic stress. High-yielding dairy cows showing a similar feed intake and energy balance during the first 14 weeks of lactation, showed in a retrospective analysis significant differences in the plasma concentrations of free fatty acids and ketone bodies, but without differences in the incidence of metabolic diseases, reproductive disorders and infectious diseases. More than 230 high-yielding dairy cows were phenotypically in endocrine and metabolic parameters relevant during negative energy balance extensively characterized and their life-time performance and productive span of life were followed until culling. Initially the hypothesis seemed likely that metabolically more stressed animals have reduced robustness and consequently have a higher likelihood for earlier culling due to increased susceptibility towards production-related disorders. Interestingly, cows of all ages at culling had a comparable and broad variation of metabolic stress in early lactation. Metabolically less and more stressed cows did not differ in their life-time performance and productive span of life. Currently research using genome-wide association studies with the phenotypic characteristics is done to identify the genetic localization and define factors that enable a more precise characterization in terms of robustness.

robustness
Dairy cow
metabolism
adaptability

 

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