Der Praktische Tierarzt 82, 816-826
© Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. 2001
Publiziert: 10/2001
Zusammenfassung
Gegenstand der Untersuchung war, die Ursachenvon Milchabflussstörungen bei Zitzen mit wenig veränderter äußerer Haut zu bestimmen. Hierzu wurden244 derartige Fälle an der Tierärztlichen Klinik Babenhausen mit Hilfe der Zitzenspiegelung untersucht. Die244 untersuchten Zitzen gehörten zu 241 Kühen; bei 238Kühen war eine Zitze, bei drei Kühen waren zwei Zitzen betroffen. 96 Prozent aller Milchabflussstörungenwurden durch Zusammenhangstrennungen im Zitzenkanalbereich verursacht. Selten störten andere Ursachen, wie Zubildungen (2 %)oder Zusammenhangstrennungen im Zisternenbereich den Milchabfluss(1 %). Bei 1 Prozent aller Milchabflussstörungen warbei der Zitzenspiegelung keine Ursache der Störung ersichtlich. Zusammenhangstrennungen im Zitzenkanalgingen zu 50 Prozent ohne Verlagerung und zu 50 Prozent mit Verlagerung von Kanalgewebe einher. Verlagerung von Kanalgewebe trat zu 97 Prozent nach innenund zu 3 Prozent nach außen auf. Bei Verlagerung nachinnen schien Gewebe im Zitzenkanal abgetrennt und indie Zitzenzisterne eingestülpt. Bei Verlagerung nachaußen schien Gewebe im Zitzenkanal abgetrennt undins Freie vorgefallen. Aus dieser Untersuchung kanngeschlossen werden, dass die Zitzenspiegelung nützlich ist, Milchabflussstörungen zu erkennen. AufGrund der Befunde stellen wir die Hypothese auf, dassetwa die Hälfte aller Milchabflussstörungen bei wenigveränderter äußerer Haut konservativ heilbar ist undetwa die Hälfte chirurgischer Behandlung bedarf.