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Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift

Literaturübersicht und Ergebnisse eines Zuchtversuchs zur Brachygnathia inferior beim Ostfriesischen Milchschaf

Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift 121, 292-305

DOI: 10.2376/0005-9366-121-292

Publiziert: 07/2008

Zusammenfassung

Die Verkürzung des Unterkiefers (Brachygnathia inferior, Unterbeißer, Schweinemaul)ist eine bei vielen Schafrassen häufig anzutreffende angeborene und meisterbliche Missbildung. Es ist davon auszugehen, dass Chromosomenanomalienbei Schafen mit Unterkieferverkürzung keine Rolle spielen. UmweltbedingteUrsachenfür Unterkieferverkürzung stehen mit viralen Infektionen, teratogenenMedikamenten und Pflanzeninhaltsstoffen in Verbindung. Diese umweltbedingtenNoxen führen meist zu hochgradigen kraniofazialen Anomalien und zuweiteren multiplen Organmissbildungen. Weiterhin werden Eisenmangelanämienbei den Muttertieren als mögliche Ursache für Unterkieferverkürzung diskutiert.In einem dreijährigen Zuchtversuch haben wir Paarungen zwischen Merkmalsträgernsowie Merkmalsträgern und phänotypisch unauffälligen Schafen,vorwiegend der Rasse Ostfriesisches Milchschaf, durchgeführt, um Rückschlüsseauf den Erbgang zu erhalten. Von den im Zuchtversuch geborenen 60 Lämmernzeigten 37 Tiere eine unterschiedlich starke Ausprägung von Brachygnathiainferior. Der Grad der Unterkieferverkürzung nahm mit steigendem Alter der Tierezu. Hochgradig betroffene Lämmer wiesen Ulzera am Gaumen auf und einigeblieben in der Entwicklung zurück. Manche Tiere hatten zudem Fehlstellungender Schneidezähne, eine Verkrümmung des Unterkiefers und Missbildungendes äußeren Ohrs. Die Analyse des Pedigrees sprach nicht für einen monogenenVererbungsmodus, vielmehr erschien ein oligogener Erbgang, an dem eindominanter und rezessiver Genort für die Hauptgeneffekte verantwortlich undmöglicherweise noch weitere Genorte beteiligt sind, wahrscheinlicher. UmweltbedingteUrsachen wie virale Infektionen, teratogene Medikamente und eineEisenmangelanämie der Mütter konnten ausgeschlossen werden. Chromosomenanomalienwaren nicht nachweisbar und schieden somit als Ursachen für dieUnterkieferverkürzungen ebenfalls aus.

Summary

Shortness of the lower jaw (brachygnathia inferior, underbite, overshot, parrotmouth) is an inborn and mostly hereditary malformation often seen in manysheep breeds. Chromosomal anomalies are generally not involved in brachygnathiainferior. Viral infections, teratogenic drugs and alkaloids of plants oftenlead to craniofacial malformations associated with brachygnathia inferior. Amaternal deficiency of iron is discussed as a cause for brachygnathia inferior.We performed a three-year breeding trial using mainly East Friesian milk sheepaffected by brachygnathic occlusion. Mating schemes included affected byaffected and affected by unaffected matings. In the breeding trial, 60 lambs wereborn and from these 37 animals had variable degrees of brachygnathia inferior.The brachygnathic condition increased with rising age of the lambs. Extremelyaffected lambs showed palatine ulcers and growth retardation. Moreover, someanimals had abnormal positions of the incisor teeth, distortion of the lower jawand deformities of the external ear. Analysis of the pedigree did not support a monogenic inheritance pattern. An oligogenic inheritance including a dominantand recessive locus responsible for the major gene effects and possibly furthermodifying loci appeared much more likely. Other causes for brachygnathia inferiorsuch as viral infections and anemia of the ewes could be ruled out. Chromosomalabnormalities were not evident and thus, large chromosomal defects werenot associated with brachygnathia inferior.

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