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Kristalloide Infusionslösungen und das Säure-Basen-Gleichgewicht

Zum Einfluss von Infusionslösungen auf das Säure-Basen-Gleichgewicht wurde schon viel geschrieben und, man muss es sagen, viel Verwirrung gestiftet. Eine aktuelle Literaturübersicht räumt mit alten Geschichten auf und erklärt die chemischen Zusammenhänge.

Das Stewart Modell

Infusionen können das Säure-Basen-Gleichgewicht verändern. Zur Berechnung solcher Effekte wurden, und werden, unterschiedliche chemische Modelle herangezogen. Der Autor favorisiert das Stewart-Modell, da es besonders geeignet ist, die Auswirkungen kationischer und anionischer Bestandteile von kristalloiden Lösungen auf den pH-Wert des Plasmas zu ermitteln und zu quantifizieren. Die hier im Mittelpunkt stehende Differenz der starken Ionen (strong ion difference, SID) und die Konzentrationen der schwachen Ionen im Plasma sind denen der verabreichten Flüssigkeit ähnlich, besonders bei höheren Infusionsraten und größeren Volumina. Die Effekte einer kristalloiden Infusionslösung auf den pH-Wert des Plasmas werden durch drei allgemeine Regeln beschrieben: eine SID > [HCO3] führt zu einer Erhöhung des Plasma-pH-Wertes (Alkalose), eine SID [HCO3] senkt den Plasma-pH-Wert (Azidose) und eine SID = [HCO3] bewirkt keine Veränderung des Plasma-pH-Wertes.

Der Mythos „balancierter“ Lösungen

Sogenannte „balancierte“ Lösungen können niemals für alle relevanten Kriterien – Elektrolytzusammensetzung, Chloridgehalt, Osmolarität, pH-Wert usw. − gleichzeitig ausgewogen sein. Der In-vitro-pH-Wert von kristalloiden Lösungen wirkt sich kaum auf den pH-Wert in vivo aus, da sie sehr wenig titrierbare Säure enthalten. Eine ideale balancierte kristalloide Lösung sollte
speziesspezifisch adaptierte Konzentrationen der wichtigsten Elektrolyte, insbesondere Na+ und Cl–, enthalten,
2 die passende SID besitzen, um das Säure-Basen-Gleichgewicht zu erhalten bzw. zu normalisieren,
3 im Vergleich mit normalem Plasma isoosmotisch und isotonisch sein und
4 die Temperaturabhängigkeit von H2CO3 berücksichtigen.
Der Artikel bringt Beispiele für verschiedene Lösungen und Infusionsschemata, die diese Zusammenhänge illustrieren, und kommentiert eine Reihe von im Handel erhältlichen Kristalloiden. Der Autor selbst beschließt seine Ausführungen mit dem Zitat: „Ich bin immer noch verwirrt, aber auf einem höheren Niveau.“ Tatsächlich aber trägt seine Publikation einiges zur Klärung der Fakten bei. Ein sehr lesenswerter Beitrag.


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Originalpublikation:
Muir W (2017): Effect of Intravenously Administered Crystalloid Solutions on Acid-Base Balance in Domestic Animals. J Vet Intern Med 31: 1371–1381.

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Die passende Lösung: Infusionstherapie bei Reptilien

Die Infusionstherapie ist ein essenzieller Bestandteil in der Behandlung erkrankter Reptilien unterschiedlichster Art. Bislang fehlten jedoch wissenschaftliche Belege darüber, welche Infusionslösungen am besten geeignet sind.

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Auch bei Bartagame scheint die subkutane Gabe von Flüssigkeit gut möglich zu sein.
Foto: maxi - stock.adobe.com

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Subkutane Applikation zur Infusionstherapie bei Bartagamen praktikabel

Bislang galt die Empfehlung, bei Reptilien zur Infusionstherapie den subkutanen Applikationsweg aufgrund geringer Vaskularisation zu vermeiden. Doch gerade dieser Weg ist bei Bartagamen zumindest im Experiment erfolgreich, das zeigten kürzlich Nordamerikanische Forscher.