Als körperfremdes Material stellt ein intravenöser Verweilkatheter immer ein gewisses Risiko für Komplikationen dar. Diese zeigen sich am häufigsten in einer Phlebitis, einer Extravasation der Infusionslösung, einer Verlegung des Katheters oder einer unerwünschten Unterbrechung des Infusionsschlauches. Da in der Humanmedizin identische Probleme bekannt sind, wurde kürzlich eine Methode zugelassen, welche diese Risiken reduzieren soll. Es handelt sich dabei um eine kraftabhängige Trennvorrichtung, welche zwischen den Katheter und den Infusionsschlauch geschaltet wird. Beim Menschen konnte damit die Komplikationsrate von intravenösen Verweilkathetern drastisch reduziert werden. Ob dies auch beim Hund möglich ist, untersuchten Forscher der Colorado State University.
Mechanischer Ansatz mit hoher Effektivität
Die Trennvorrichtung stellt eine Sollbruchstelle dar. Diese führt zu einer Trennung zwischen Infusionsschlauch und Venenkatheter, sobald eine zu hohe Kraft einwirkt. Dabei befindet sich auf beiden Seiten ein Klappensystem, welches sowohl den Infusionsschlauch wie auch die Katheteröffnung verschließt. So können Irritationen durch Krafteinwirkung auf den intravenös liegenden Katheter reduziert werden. In ihrer prospektiven klinischen Studie mit 180 Hunden pro Behandlungs- beziehungsweise Kontrollgruppe untersuchten die Wissenschaftler die Häufigkeit von Komplikationen. Dabei zeigte sich, dass bei Einsatz der Trennvorrichtung eine signifikant geringere Komplikationsrate vorlag. Die Studienautoren geben zudem zu bedenken, dass dadurch seltener eine Erneuerung des Venenkatheters erforderlich wird, was die Kosten der Trennvorrichtung mehr als nur auszugleichen vermag.
Weitere Anwendungen noch zu klären
Auch wenn diese Argumente eindeutig für den Einsatz der kraftabhängigen Trennvorrichtung in der Veterinärmedizin sprechen, gilt es zuvor noch mehrere Aspekte zu eruieren. So stellt sich beispielsweise die Frage, ob die für den Einsatz beim Menschen ermittelte Krafteinwirkung für kleinere Hunde und Katzen ebenso angemessen ist. Falls dem nicht so sein sollte, müsste das Produkt für den Einsatz bei kleineren Tieren entsprechend adaptiert werden.
Originalpublikation:
Simpson SE, Zersen KM (2022): Fewer peripheral intravenous catheter complications in hospitalized dogs when force-activated separation devices are used versus not used in a randomized controlled clinical trial. J Am Vet Med Assoc 260: 1657–1662. doi.org/10.2460/javma.22.03.0125.