Growing number of obese horses: an underestimated horse welfare problem
Der Praktische Tierarzt 103, 918-931
DOI: 10.2376/0032-681X-2236
© Schlütersche Fachmedien GmbH. 2022
Eingereicht: 31. März 2022
Akzeptiert: 31. Mai 2022
Publiziert: 09/2022
Zusammenfassung
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Die wachsende Zahl adipöser Pferde stellt ein immer größeres, tierschutzrelevantes Problem dar, das in der Praxis weitgehend verharmlost wird. Fettleibigkeit ist das Ergebnis eines zu reichlichen Futterangebots, gepaart mit zu wenig Bewegung. Sie hängt klinisch eng mit Insulindysregulation (dem zentralen Faktor des Equinen Metabolischen Syndroms, EMS) und Hufrehe zusammen. Dieser Zusammenhang ist Pferdebesitzern meistens nicht bewusst. Da sie den Ernährungszustand gerade bei dicken Pferden oft nicht richtig einschätzen können, bedarf es einer qualifizierten tierärztlichen Beurteilung, die mit dem Body Condition Score (BCS), dem Cresty Neck Score (CNS) und dem basalen Insulin die aktuelle Fütterung und Haltung kritisch hinterfragt. Zum Abnehmen ist eine Reduktionsdiät einzuhalten, die aus höchstens 1,2 bis 1,5 kg Heu pro 100 kg aktuellem Körpergewicht, einer Proteinzulage, Mineralfutter und einem Salzleckstein besteht. Das Heu kann dabei bis zu maximal einem Drittel durch Futterstroh ersetzt werden. Zudem sind die Haltungsbedingungen unter Umständen grundlegend zu ändern. Das Raufutter, das – nach Futterwertanalyse – möglichst energiearm sein und weniger als 10 % leichtlösliche Kohlenhydrate in der Trockensubstanz enthalten sollte, wird im optimalen Fall mit Fresszeitverlängerung in Heunetzen oder Heuraufen, ggf. verbunden mit einer Zeitsteuerung, angeboten. Bei Lahmfreiheit sollten Pferde unbedingt viel Bewegung haben, die sich gut über eine Gruppenhaltung und einen Trainingsplan realisieren lässt. Dabei empfiehlt es sich, das tägliche Traben wöchentlich um fünf Minuten auf bis zu 30 Minuten am Tag – zunächst ohne Reitergewicht und eher im Gelände als auf dem Reitplatz – zu erhöhen. Die Kombination aus ab- und ausgewogener Ernährung mit Rationskalkulation und gezieltem täglichem Training führt am schnellsten und effektivsten zu Gewichtsreduktion, Verbesserung der Insulinsensitivität und geringerem Hufreherisiko. Hier sind tierärztliche Aufklärung und monatliche Abnehmbegleitung gefragt – je nach Schwere der Adipositas kann sich die Begleitung auf einen Zeitraum von bis zu sechs Monaten erstrecken. Angesichts zunehmender Heu- und Futterknappheit sowie steigender Energie- und Düngerpreise bedeuten vorbeugende Maßnahmen zur Adipositasvermeidung eine Einsparung sowohl von Futterkosten als auch von Behandlungskosten im Falle der Erkrankung des Tieres. Vor allem aber verbessert die Prophylaxe von Adipositas in Form einer pferdegerechten Rationsgestaltung die Gesundheit, die Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden der Pferde im Sinne des Tierschutzes.
Summary
The rising number of obese horses is an animal welfare problem often neglected in veterinary practice. Adiposity is the result of an excessive food supply combined with little exercise. There is a strong relationship between insulin dysregulation (the key factor of the equine metabolic syndrome, EMS) and laminitis. Many horse owners are unaware of this relationship. Since they often incorrectly assess the body condition of their horses, a qualified veterinarian needs to critically examine the Body Condition Score (BCS), the Cresty Neck Score (CNS) and the basal insulin – additionally, the actual feeding and management practice. For weight loss, a reduction diet must consist of not more than 1.2 to 1.5 kg hay per 100 kg current body weight, a protein supplement, mineral feed and a salt block. Up to a third of the hay can be replaced by straw. Husbandry conditions must sometimes fundamentally change, too. Roughage – after a nutrient analysis – should be low in energy and contain less than 10 % of water-soluble carbohydrates in dry matter, and should be offered with an extended feed time utilizing hay nets or hayracks, and potentially controlling time. If not lame, horses should exercise regularly. This can be facilitated through group housing and an appropriate training plan. Daily trot time should increase by five minutes per week, up to 30 minutes a day – without a rider first, terrains preferred to the arena. The combination of a weighed and balanced diet with ration calculation and targeted daily training is the fastest and most effective way to reduce body weight, improve insulin sensitivity and reduce the risk of laminitis. Veterinarians must educate horse owners and support the weight loss process with monthly check-ins, which may be extended up to six months as needed. Considering increasing shortage of hay and fodder as well as rising energy and fertilizer prices, preventive measures to avoid obesity mean savings on feeding and treatment costs. Above all, the prevention of obesity in the form of adequate rations improves health, performance and well-being of horses in the spirit of animal welfare.