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Foto: Franz Marc, Liegender Hund im Schnee; Städel Museum/bpk
Liegender Hund im Schnee. 1910/1911.

Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift

„Ich hab so meinen eigenen Ethik-Kodex“ – Zur Bedeutung des Ethik-Kodex für das professionelle Handeln von Tierärzten aus der Rinderpraxis

“I have my own code of ethics“ – On the relevance of the German veterinary code of ethics for the professional practice of cattle veterinarians

Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift 133

DOI: 10.2376/0005-9366-19061

Publiziert: 04/2020

Zusammenfassung

Professionelles Handeln in der Tiermedizin ist, insbesondere im Handlungsfeld der Nutztiermedizin, strukturell durch verschiedene normative Anforderungen und konfligierende Interessen geprägt. Aus diesen Ambivalenzen können im Arbeitsalltag ethische Konflikte und besondere Handlungsprobleme resultieren. Um hier normative Orientierung zu bieten, wurde für die deutsche Tiermedizin 2015 ein Ethik-Kodex verabschiedet. Dieser enthält zentrale normative Grundsätze tierärztlichen Handelns und ist damit als Teil einer Professionsethik zu verstehen.
Eine kodifizierte Professionsethik gilt in der Professionssoziologie als zentrales Charakteristikum von Professionen. Umstritten ist jedoch die soziale Funktion dieser und wie das Verhältnis von Professionsethik und dem Handeln von Professionsangehörigen zu bestimmen ist.
Bisher ist kaum etwas darüber bekannt, inwieweit der Ethik-Kodex von Tierärzten angenommen wird, und ob er, gerade in der Nutztiermedizin, Hilfestellung in ethischen Konfliktfällen bietet. Daher befasst sich der Artikel aus professionssoziologischer Perspektive mit der Fragestellung, welche Bedeutung der Kodex für das professionelle Handeln von Tierärzten aus der Rinderpraxis hat. Diese entstand im Kontext eines qualitativen soziologischen Forschungsprojektes zu Professionalität in der Nutztiermedizin, in dessen Rahmen leitfadengestützte Interviews mit Rinderpraktikern geführt und darin auch Fragen zum Ethik-Kodex gestellt wurden. Die Antworten wurden mit dem kategorienbasierenden Verfahren der qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet.
Die Auswertung ergab, dass der Kodex für die Befragten bisher von geringer Relevanz ist und kaum normative Orientierung liefert. Die Befragten unterscheiden sich in ihren bewertenden Einschätzungen zum Kodex, ein großer Teil steht ihm jedoch indifferent oder sogar negativ gegenüber. Des Weiteren fallen Ansichten zur Umsetzbarkeit zentraler Formulierungen des Kodex heterogen aus und geben Aufschluss über differierende professionsethische Orientierungen der Befragten.

Professionsethik
tiermedizinische Ethik
Nutztiermedizin
Professionssoziologie
qualitative Forschung

Summary

The professional practice of veterinarians, especially in the field of animal agriculture, is structurally characterized by various normative expectations and conflicting interests. These ambivalences can result in ethical conflicts and professional dilemmas. In order to provide normative orientation, a code of ethics was adopted for German veterinary medicine in 2015. It contains central principles of veterinary practice, and is thus a form of professional ethics.
In the sociology of professions, codified professional ethics are regarded as a central characteristic of professions. However, the social function of those ethics is controversial, as is the relationship between professional ethics and professional behavior understood.
So far, little is known about the extent to which the code of ethics is accepted by German veterinarians, and whether it provides ethical assistance. This article explores the code‘s importance for the professional behavior of cattle veterinarians. The inquiry originated in the context of a research project on professionalism in farm animal veterinary medicine, in which semi-structured interviews were conducted with bovine practitioners. Questions were also asked about the code of ethics. These were analyzed using qualitative content analysis.
The analysis showed that the codex is of little relevance to the respondents, and provides hardly any normative orientation. Respondents vary in their judgments on the code, but their views are to a large part indifferent or even negative. Furthermore, views on the feasibility of the code are heterogeneous, and provide insights on differences in the respondents’ professional moral orientations.

Professional ethics
veterinary ethics
farm animal veterinary medicine
sociology of professions
qualitative research

Einleitung

Die professionelle Tätigkeit von Tierärzten ist geprägt von einem Spannungsfeld aus unterschiedlichen und divergierenden normativen Anforderungen. Diese sind strukturell in der tierärztlichen Berufsrolle angelegt und lassen sich als Ambivalenzen bezeichnen (vgl. Merton 1976). Gerade aufgrund der für die Tiermedizin im Vergleich zu anderen Gesundheitsprofessionen spezifischen Akteurs- und Interessenskonstellation zwischen Tierarzt, Klient/Tierbesitzer und Patient/Tier resultieren komplexe ethische Problemstellungen und Dilemmata im Arbeitsalltag (Arkow 1998, 194, Batchelor und McKeegan 2012, Morgan und McDonald 2007, 165, Tannenbaum 1993). Dies gilt insbesondere für die Nutztiermedizin, die einerseits Teil eines primär nach ökonomischen Handlungslogiken strukturierten Feldes der landwirtschaftlichen Lebensmittelproduktion ist. Andererseits ist sie aber auch Teil einer Profession mit einer Professionsethik, welche Tierwohl und den kurativen Auftrag als zentrale Aspekte begreift (vgl. Arkow 1998, 194, Jaeger 2011, Palm 2012).
Eine etablierte Professionsethik gilt in der Professionssoziologie als ein typisches Merkmal von Professionen (Abbott 1983, 57, Langer 2005, 167) als durch Autonomie, Selbstregulierung und soziale Privilegien gekennzeichnete Berufsgruppen. Empirisch beobachtbarer und konkret gefasster Teil des zentralen Norm- und Wertbezugs einer Profession sind ethische Kodizes (Langer 2005, ebd.) beziehungsweise professionseigene Verhaltens­codizes („codes of conduct“). Ein Ethik-Kodex beinhaltet Zentralwerte der Profession, an denen sich das Handeln der Berufspraktiker orientieren soll und enthält Verhaltensregeln, die in Zweifelsfällen zur Orientierung dienen sollen (Becker-Lenz und Müller 2009, 361). Für die deutsche Tiermedizin ist dies, neben der Musterberufsordnung bzw. den Berufsordnungen der einzelnen Landestierärztekammern, der „Ethik-Kodex der Tierärztinnen und Tierärzte Deutschlands“ (Bundestierärztekammer [BTK] 2015, im Folgenden „Ethik-Kodex“).

Hintergrund des Ethik-Kodex und Fragestellung

Der soziale Wandel im Mensch-Tier-Verhältnis, einhergehend mit einer erhöhten gesellschaftlichen Erwartung an den Umgang mit (Nutz-)Tieren sowie die Neuformulierung eines zentralen Satzes der Berufsordnung, hat in den letzten Jahren zu einer zunehmenden Diskussion innerhalb des Berufsstandes geführt. Dabei wurde um die gesellschaftliche Verantwortung der Tiermedizin, insbesondere in Bezug auf die Nutztierhaltung, sowie über den Stellenwert des Tierschutzes in professionsethischen Grundlagen debattiert. Diese Prozesse führten schließlich durch eine von der BTK einberufene Arbeitsgruppe zur Entwicklung des Ethik-Kodex (vgl. Blaha 2018, 538, Tönnies 2016, 155), der schließlich auf dem Tierärztetag 2015 in Bamberg verabschiedet wurde. Die Entstehung des Ethik-Kodex wurde begleitet von Konflikten und Debatten verschiedener Interessengruppen innerhalb des Berufsfeldes (vgl. Tönnies 2016). Daher ist der Kodex auch als Ergebnis von Aushandlungsprozessen zwischen pluralen Positionen verschiedener Gruppierungen innerhalb der Profession (vgl. Blaha et al. 2015, Tannenbaum, 1989, 92) sowie als Ausdruck von intraprofessionellen Kämpfen um Macht und Deutungshoheit zu verstehen.
Der Kodex gliedert sich in fünf Abschnitte und formuliert, im Unterschied zur Berufsordnung, vor allem Verhaltenserwartungen und Grundsätze, die sich auf den Umgang mit und die Verantwortung gegenüber Tieren beziehen. Beispielhaft seien hier die ersten drei Stichpunkte des ersten Abschnittes zitiert (BTK 2015):


Top Job:


„Wir Tierärztinnen und Tierärzte dienen dem Allgemeinwohl und

  • verpflichten uns, mit unseren fachlichen Kenntnissen und Fähigkeiten in besonderer Weise zum Schutz und zur Sicherung der Gesundheit und des Wohlbefindens der Tiere beizutragen,
  • vertreten die Interessen der Tiere gegenüber der Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, zeigen Missstände auf und helfen sie zu beseitigen,
  • stellen uns Interessens- und Zielkonflikten mit verantwortungsvollem Abwägen der konkurrierenden Standpunkte und Ziele und berücksichtigen dabei vorrangig die Bedürfnisse der Tiere“ .

Der Kodex „legt in Achtung der Würde der Tiere und in Verantwortung gegenüber der Gesellschaft die Selbstverpflichtungen der Tierärztinnen und Tierärzte zum ethisch richtigen Handeln dar“ (ebd.), so die Präambel. Diese Selbstverpflichtung ist freiwillig und hat keinen rechtlich bindenden oder im Gegensatz zur Berufsordnung sanktionierbaren Charakter. Der Kodex gilt als „eine Sammlung handlungsleitender moralischer Regeln“ (Blaha 2015, 657), soll moralische Orientierung geben (Weich 2018, 569) und damit „Handlungsgebote für berufstypische Entscheidungs- und Handlungssituationen bieten“ (Blaha 2015, 657). Außerdem könne er „[g]erade für den Bereich der Nutztiere, der gesellschaftlich heftig diskutiert wird […] eine große Orientierungsleistung mit sich bringen“ (Kunzmann 2013, 22). Da der Kodex keine erzwingbaren Regeln enthält, wird seine normative Geltung auch dadurch bestimmt, „wie intensiv er die moralische Urteilskraft jeder einzelnen Tierärztin und jedes einzelnen Tierarztes prägen wird“ (Blaha 2018, 540).
Es sind also die mit der offiziellen Professionsethik in Verbindung stehenden, aber empirisch und analytisch davon zu trennenden, individuellen Handlungsorientierungen der Tierärzte und ihre Handlungspraxis ebenfalls von Relevanz (vgl. Freidson 1970, 160). Daher widmet sich der Artikel der Fragestellung, welche Bedeutung der Ethik-Kodex für das professionelle Handeln praktizierender Nutztierärzte, in diesem Fall Tierärzte für Rinder, hat. Der Beitrag stellt also die individuellen Sichtweisen tierärztlicher Akteure in den Mittelpunkt. Damit ist die Fragestellung im Bereich deskriptiver Ethik anzusiedeln, deren Zielsetzung im Kontext der Tiermedizin die Untersuchung ethischer Einstellungen von Tierärzten in Bezug auf ihre professionelle Tätigkeit ist (Tannenbaum 1989).

Themenheft Tiermedizinische Ethik

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Forschungsstand

Der bisherige Forschungsstand zum Thema ist als eher begrenzt zu bezeichnen. So existieren einige sozialwissenschaftliche Untersuchungen, die sich dem Bereich ethischer Problemstellungen bei praktizierenden Tierärzten zuordnen lassen. Die Autoren betonen die potenzielle Konflikthaftigkeit der triadischen Akteurs- und Interessenskonstellation in der Tiermedizin und untersuchen unter anderem, wie Kleintierpraktiker ethische Konflikte und auch belastende Situationen erfahren, konzeptualisieren und damit umgehen (z. B. Atwood-Harvey 2005, Batchelor und McKeegan 2012, Morris 2018, Sanders 1994 und 1995, Swabe 2000, Rohlf und Bennett 2005). Zu den wenigen empirischen Forschungen, die hinsichtlich ethischer Fragen tierärztlichen Handelns auch die Nutztiermedizin mit einbeziehen, gehören Morgan (2009) und de Graaf (2005). Eine für die vorliegende Fragestellung zentrale Erkenntnis beider Studien ist, dass Tierärzte sich in ihren moralischen Orientierungen unterscheiden und Handlungs- und Interessenkonflikte unterschiedlich konstruieren. Auch Sumner und Keyserlingk (2018) und Heise (2016) stellten im Rahmen ihrer Untersuchungen über tierärztliche Einstellungen zu Tierwohl in der Nutztierhaltung Differenzen bei Tierärzten fest.
Wie sich moralische Orientierungen, Deutungsmuster und Einstellungen von Tierärzten entwickeln, ist ebenfalls Gegenstand der Forschung. Bisherige Untersuchungen (z. B. De Graaf 2007, Kostelnik 2010, Levineg et al. 2005, Martin et al. 2003, Serpell 2005, Verrinder und Phillips 2014) zeigen, dass Einstellungen, die vor Beginn des Studiums bereits bestehen, eine wichtigere Rolle zu spielen scheinen als die professionelle Sozialisation während des Studiums. Diese sind unter anderem auf die sozialgeografische Herkunft oder bisherige Erfahrungen mit (Nutz-)Tieren zurückzuführen, und beeinflussen die jeweilige Motivation für die Berufswahl bzw. das angestrebte tiermedizinische Tätigkeitsfeld.
Inwieweit ethische Kodizes Deutungsweisen und Handeln von Tierärzten prägen, spielt in bisherigen Untersuchungen allerdings weniger eine Rolle, auch zur Funktionsweise oder Entstehungsbedingungen institutionalisierter Professionsethik in der Tiermedizin existieren bisher keine Arbeiten. Ethische Kodizes scheinen zumindest in der universitären Lehre zu tiermedizinischer Ethik jedoch eine zentrale Rolle einzunehmen, wie Magalhães-Sant‘Ana et al. (2014) bei einer Befragung von Lehrenden herausfanden.
Dezidiert ethischen Kodizes widmen sich in ihren Untersuchungen lediglich Gauthier (2001) und Magalhães-Sant‘Ana et al. (2015). So untersucht Gauthier die Neutralisierungstechniken, die Tierärzte anwenden, um von professionsethischen und rechtlichen Normen abweichendes Handeln zu rechtfertigen. Gauthier folgert
daraus, dass auch in der Tiermedizin professionsethische Kodizes professionelles Fehlverhalten nicht verhinderten. Magalhães-Sant‘Ana et al. (2015) nehmen eine Inhaltsanalyse und einen Vergleich veterinärmedizinischer Kodizes verschiedener europäischer Länder (ohne Deutschland) vor. Sie stellen hier Unterschiede in der Formulierung und inhaltlichen Ausgestaltung der Kodizes fest.

Professionssoziologische Ansätze zu Professionsethik

Die Tiermedizin erfüllt zwar Merkmale klassischer Professionen, ist jedoch professionssoziologisch bisher kaum berücksichtigt worden. Doch gerade für Fragen nach Professionsethik und ihrer Rolle in Spannungsfeldern konträrer Handlungsorientierungen und -logiken bietet sie ein interessantes Untersuchungsfeld. Die Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Sinnwelten und der Umgang mit Ambivalenz können als ein Spezifikum professionellen Handelns betrachtet werden (Merton 1976, Schütze 1992, 1996). Für die Tiermedizin ist zudem von einer zusätzlichen Komplexität struktureller Ambivalenzen auszugehen. Diese sind unter anderem bedingt durch den gegenwärtigen (ebenfalls ambivalenten) moralischen und rechtlichen Status von Tieren und ihren jeweiligen sozialen Funktionen. Ob im Schlachthof, der Kleintierpraxis oder in der tierexperimentellen Forschung, medizinische Handlungslogik und tierschützerische Verantwortung von Tierärzten unterliegen den Strukturbedingungen des jeweiligen Arbeitsfeldes. Das Berufsfeld der Nutziermedizin ist geprägt von der agrarwirtschaftlichen Tierhaltung als weitestgehend marktwirtschaftlich organisiertem Bereich. Hier unterliegt tierärztliche Praxis starken ökonomischen Zwängen sowie der Gewährleistung der Lebensmittelsicherheit. So ist das professionelle Handeln von Nutztierpraktikern aufgrund dieser berufsfeldspezifischen Ambivalenzen möglicherweise als ein besonderer Typus von (medizinischer) Professionalität zu verstehen, der professionstheoretisch neu eingeordnet und konzeptualisiert werden muss. Bestehende professionssoziologische Ansätze und ihr Verständnis von Professionsethik können jedoch Einsichten für die theoretische Einbettung der vorliegenden Fragestellung bereitstellen.  
In der Professionssoziologie wird die Rolle der Professionsethik vor dem Hintergrund verschiedener theoretischer Perspektiven diskutiert und untersucht. Auch wenn Einigkeit darüber besteht, dass die Herausbildung einer Professionsethik Merkmal von Professionalisierungsprozessen und Ausdruck des gesellschaftlichen Sonderstatus von Professionen ist, so existieren konträre Annahmen dazu, welche Funktion diese jeweils erfüllt (vgl. Meuser 2004, 195). So herrscht beispielsweise Uneinigkeit darüber, wie eine in kodifizierter Form vorzufindende Professionsethik sich im professionellen Handeln der Berufstägigen niederschlägt (Langer 2005, 165, vgl. auch Meuser und Hitzler 2002, 179).
Strukturfunktionalistische  und strukturtheoretische Ansätze (klassisch Parsons 1951, Oevermann 1996) verorten die Professionsethik als immanent in der Strukturlogik professionellen Handelns angelegt. Professionsethische Ideale seien hier notwendigerweise internalisiert (Oevermann 1996, 70, vgl. Meuser und Hitzler 2002, 179),
da sie von Professionsmitgliedern durch ihre professionelle Sozialisation habitualisiert werden (Pfadenhauer 2003, 87f). Diesen Verständnissen nach kann also eher eine Kongruenz von Professionsethik und professionellem Handeln angenommen werden (Meuser und Hitzler 2002, 179). Unklar ist dabei jedoch, inwieweit dies konkret empirisch nachweisbar ist (Pfadenhauer 2003, 90).
Vertreter der machttheoretischen Professionstheorie hingegen (z. B. Freidson 1970) sowie des inszenierungstheoretischen Ansatzes (Pfadenhauer 2003, vgl. auch Meuser 2004, Meuser und Hitzler 2002) verstehen Professionsethik primär als eine Rhetorik mit strategisch-ideologischer Funktion, die zur Sicherung von Macht und Status sowie zur Legitimation von Privilegien dient (vgl. Pfadenhauer 2003, 92). Diesem Verständnis nach kann angenommen werden, dass Diskrepanzen zwischen den in ethischen Kodizes formulierten Normen und den Orientierungen und Handlungen der Professionsangehörigen zu erwarten sind. Hierzu korrespondiert die empirische Erkenntnis, dass situative und informelle Regeln wichtigere Mechanismen sozialer Kontrolle sein können als formale Kodizes (Abbott 1983, 857).
Ebenfalls empirisch nachgewiesen ist, dass die Selbstbindung an einen formalen Kodex positiv mit dem intraprofessionellen Status eines Professionsmitglieds sowie der Reputation einer Profession korreliert (Abbott 1983, 858, Langer 2005, 167). Bohler (2009, 231) geht davon aus, dass die praktische Relevanz einer Berufs­ethik von der subjektiven Habitualisierung sowie der kollektiven Institutionalisierung abhängt. Auch Langer (2005, 167, 169f) weist darauf hin, dass formale Kodizes in einem Kontrollsystem professioneller Organisationen institutionalisiert und an einen durchsetzungsfähigen Berufsverband gekoppelt sein müssen, um zum einen eine schützende und orientierende Wirkung entfalten zu können und zum anderen etwaige Sanktionen wirksam werden zu lassen.
Da die hier skizzierten bestehenden professionssozio­logischen Ansätze die subjektiven Deutungen und Hand­lungsorientierungen von professionellen Akteuren im Hin­blick auf Professionsethik nicht fokussieren, wird
im Folgenden ein eigener theoretisch-konzeptioneller Bezugs­rahmen zur Bearbeitung der Fragestellung gewählt.

Konzeptioneller Zugang

Ein eigener Zugang erweist sich zudem als sinnvoll, da der sozialwissenschaftliche Diskurs hinsichtlich der Verwendung zentraler Begriffe zur Bezeichnung der inhaltlich-moralischen Dimension von Berufsarbeit mitunter diffus scheint. So existieren gerade in der Forschung zu sozialen Berufen und interpersonellen Dienstleistungen eine Vielzahl an diesbezüglichen Begriffen, die teilweise ähnliche Konzepte bezeichnen, jedoch oft nicht definiert oder kohärent verwendet werden. Dazu gehören beispielsweise Berufsethos, professionelles oder berufliches Selbstverständnis, professionelle oder berufliche Identität sowie professionelle Orientierung (vgl. Nies 2015, 107ff). Dabei wird, wie auch in einigen professionssoziologischen Ansätzen, mitunter suggeriert, dass inhaltliche Sinnbezüge in der Arbeit lediglich durch Berufssozialisation gewonnen werden, sich also aus den Normen und Standards einer Berufsgruppe ergeben (Nies 2015, 111f). Bei einer Betrachtung der Subjekte professionellen Handelns erscheint es jedoch sinnvoll, die Berufsethiken professioneller Akteure von der Professionsethik konzeptionell zu trennen. Ich verwende daher in diesem Zusammenhang den Begriff der professionsethischen Orientierungen. Als professionsethische Orientierungen bezeichne ich subjektive, normative (d. h. moralische und wertbezogene) Einstellungen und Ansprüche professioneller Akteure in Bezug auf den Inhalt ihres Arbeitshandelns (vgl. Nies 2015) und auf den Handlungskontext. Diese sind eine Dimension professioneller Identität und von den Bedingungen professioneller Sozialisation und damit auch der jeweiligen Professionsethik beeinflusst, setzen sich jedoch auch aus anderen Einflussfaktoren zusammen. Dazu gehören zum Beispiel kulturelle Orientierungen, soziale Herkunft oder Arbeitserfahrungen. Für die Tiermedizin erscheint plausibel, dass die jeweiligen tiermoralischen Einstellungen eine wichtige Komponente professionsethischer Orientierungen darstellen.

Material und Methode

Die hier dargestellten Überlegungen und Ergebnisse sind Teil eines übergeordneten Forschungsprojektes, dessen Zielsetzung es ist, sowohl den Umgang von Nutztierpraktikern mit berufsfeldspezifischen Ambivalenzen als auch die Relevanz von Geschlecht in diesem Zusammenhang soziologisch zu untersuchen. Die Fragestellung des vorliegenden Artikels stellt also einen Teilaspekt einer umfassenderen Forschungsarbeit dar.
Es handelt sich bei der in diesem Zusammenhang eingesetzten Methode um ein qualitatives Forschungsdesign. Dessen Zielsetzung ist es, den subjektiven Sinn von Akteuren zu erfassen, ihre Sicht- und Handlungsweisen sowie Relevanzstrukturen zu rekonstruieren und diese in ihrer Komplexität zu verstehen (vgl. Flick 2007, 29, Flick et al. 2009, 20, Helfferich 2011, 21). Konkret wurden 2016/2017 16 leitfadengestützte und damit teilstrukturierte, problemzentrierte Interviews (Witzel 2000, Witzel und Reiter 2012) mit praktizierenden Nutztierärzten geführt, die schwerpunktmäßig Rinder behandeln (darunter auch Gemischtpraktiker). Rinderpraktiker wurden gewählt, um aufgrund der Unterschiede in den verschiedenen Praxisfeldern der Nutztiermedizin eine gewisse Vergleichbarkeit der Fälle zu gewährleisten. Auch findet in der Rindermedizin ein höherer Anteil an kurativer Praxis statt. Daher ist davon auszugehen, dass hier vor dem Hintergrund divergierender Anforderungen komplexere ethisch relevante Konflikt- und Entscheidungssituationen eine Rolle spielen als zum Beispiel in der Schweine- und Geflügelpraxis. In der Stichprobe waren 50 % der Interviewten männlich und 50 % weiblich. Diese konnten selbständig oder angestellt sein und wiesen ein Höchstalter von 47 Jahren auf. Aus forschungspraktischen Gründen wurden die Interviews überwiegend in Praxen im norddeutschen Raum geführt. Die Interviews hatten eine Länge von 44–90 Minuten, wurden audio-aufgezeichnet und danach transkribiert. In den Interviewleitfaden wurde ein Abschnitt mit zwei Fragen zum Ethik-Kodex integriert. So wurden die Interviewpartner gefragt, ob sie von der Verabschiedung des Ethik-Kodex Kenntnis haben und welche Einschätzung sie dazu haben. Dann wurde den Befragten gegenüber erwähnt, dass sie im Kodex als Vertreter der Interessen von Tieren bezeichnet werden, sowie der dritte Passus aus dem ersten Abschnitt (in „Interessens- und Zielkonflikten […] vorrangig die Bedürfnisse der Tiere“ zu berücksichtigen [BTK 2015]) aufgegriffen. Die Befragten wurden daraufhin gebeten, die Umsetzbarkeit dieser Formulierungen für die Nutztier- bzw. Rindermedizin einzuschätzen. Ziel der Integration eines Abschnittes zum Ethik-Kodex in den Interviews war, zu erfassen, inwieweit der Kodex einen Einfluss auf professionsethische Orientierungen der Tierärzte hat und wie diese ihn vor diesem Hintergrund sowie ihres alltäglichen professionellen Handelns bewerten. Auch sollte erfasst werden, ob dieser handlungsrelevant ist sowie bei praktischen ethischen Problemstellungen als Orientierungshilfe dient. Die Frage zur Umsetzbarkeit diente außerdem als Stimulus, um darüber Argumentationen und Begründungen zu evozieren, die Aufschluss über die professionsethischen Orientierungen der Befragten geben (vgl. Ullrich 1999). Die Auswertung der Interview­transkripte erfolgt mit der Analysemethode der inhaltlich strukturierenden qualitativen Inhaltsanalyse nach Schreier (2012) und Kuckartz (2016) sowie Elementen einer evaluativen Inhaltsanalyse (ebd.). Die Inhalts­analyse ist ein kategorienbasiertes, systematisches und regelgeleitetes Verfahren zur Beschreibung ausgewählter Textbedeutungen (Schreier 2014). Das Computerprogramm Maxqda wurde zur Unterstützung bei der Kodierung eingesetzt. Im Folgenden werden die Ergebnisse der Analyse dargestellt und mit ausgewählten Interview­zitaten illustriert.

Ergebnisse

Das Wissen über den Kodex

Hier wurden die Befragten aufgrund ihrer Aussagen jeweils einem Kenntnisstand zugeordnet (Tab 1).
Alle bis auf einen Befragten haben Kenntnisse darüber, dass der Ethik-Kodex existiert. Einige erwähnen dabei auch die Debatte, die die Entstehung des Kodex begleitete. Ungefähr die Hälfte der Befragten zeigte sich grundlegend informiert über den Kodex, zum Beispiel durch Artikel in Fachzeitschriften, die wenigsten davon haben jedoch den Kodex im Wortlaut selbst gelesen. Die andere Hälfte besitzt kaum Informationen zum Kodex. Eine typische Formulierung lautet hier, man habe davon nur am Rande mitbekommen. Ein Beispiel für geringe Kenntnisse über den Kodex stellt B9 dar, die sich wie folgt äußert: „Im Groben ging es doch darum, dass wir, dass die Tierärzte, Moment wie war das noch? Wir sollen eigentlich noch mehr rein hauen, ne? So, also noch mehr anprangern irgendwie?“ (B9, 134).
Befragte B2 erläutert auch Gründe, warum sie und ihrer Meinung nach auch andere Kollegen sich mit dem Kodex bisher kaum beschäftigt haben. Nach einem langen Arbeitstag und einem ständigen Informationsfluss, zum Beispiel über neue Medikamente und Wartezeiten, setze man Prioritäten. Daher sei es bei ihr „jetzt nicht so bewusst, dass ich das aussortiert hatte, aber ich glaub bei vielen ist es dann so, wenn sie jetzt die Wahl haben zu den Informationen zu Arzneimitteln, die sie ja wirklich im Alltag brauchen, und Ethik, die sie eigentlich auch im Alltag brauchen würden, die aber nichts Finanzielles einspielt, sag ich mal, von dem her, wird das wohl eher runterfallen“ (B2, 92).

Einschätzungen und Bewertungen

Sofern die Interviewpersonen eine Einschätzung zum Ethik-Kodex geben konnten (was 14 der Interviewten betrifft), wurden ihre Aussagen jeweils den Kategorien positiv, negativ und neutral zugeordnet (Tab. 2). Hinsichtlich der Einschätzungen zum Kodex herrscht eine große Varianz in der Länge der Aussagen vor, die unter anderem auch abhängig auch vom Kenntnisstand ist.
Positive Bewertungen kommen nur bei zwei der Interviewpartner vor. Diese heben hervor, dass der Kodex für sie die Bedeutung und den Vorrang des Tierschutzes unterstreiche. B4 zum Beispiel ist der Auffassung, „dass dieser neue Kodex schon gut ist“ (B4, 86), und sieht ihn damit über die Vorgaben der Berufsordnung hinausgehend: „Und ich finde, dass das in diesem neuen Kodex wirklich mehr rauskommt, dass du wirklich fürs Tierwohl da bist und wirklich Schützer der Tiere. Ich finde, dass das noch mal schwerpunktmäßig da so steht“ (B4, 88).
Sämtliche bewertende Aussagen der anderen Befragten zum Kodex wurden als entweder negativ oder neutral klassifiziert. Aussagen, die als neutral kategorisiert wurden, finden sich bei sieben der Befragten, und legen nahe, dass der Kodex für die entsprechenden Tierärzte keine Relevanz für ihre Praxis hat. So äußert sich beispielsweise B15 dazu: „Ich sage mal so: Es verändert jetzt meine Tätigkeit nicht, und das hat meine Tätigkeit dadurch nicht verändert oder mein Verhalten nicht“ (B15, 90).
Für fünf der Befragten scheinen in diesem Zusammenhang ihre bisherigen professionsethischen Orientierungen ausreichend. Die Interviewpartner weisen darauf hin, dass sie bereits ein persönliches berufsethisches Konzept hätten, welches einige in diesem Zusammenhang auch als ‚Kodex‘ bezeichnen. Für zwei dieser Befragten resultieren diese Orientierungen unter anderem aus ihrem Erfahrungswissen; beide nehmen auch an, dass sich der Kodex mit ihren persönlichen Grundsätzen decke. Dies führt jedoch nicht dazu, dass diese sich explizit positiv auf Inhalte des Kodex beziehen. Zwei andere Interviewpartner wiederum nennen bestehende ethische Orientierungen als Grund, sich mit dem Kodex nicht weiter beschäftigt zu haben, so wie B12: „Ja. Also das habe ich schon irgendwie mitbekommen, aber ich bin da nicht so tief eingestiegen, weil, ja, warum nicht? Weil ich einfach denke […] ich habe meinen persönlichen Kodex und den finde ich eigentlich gut“ (B12, 93).
Die als negativ klassifizierten Aussagen von fünf Befragten drücken aus, dass der Kodex nicht nur als für sie persönlich nicht relevant, sondern für die Profession bzw. die Tierärzteschaft insgesamt als unnötig empfunden wird. Die Interviewpartner verweisen in diesem Zusammenhang vor allem auf zwei Aspekte: Zum einen gäbe es bereits andere institutionelle Regelungen, die ihrer Meinung nach ausreichend seien. Hier werden vor allem die tierärztliche Berufsordnung sowie das Tierschutzgesetz genannt. So auch von B7, der auch auf dem Tierärztetag anwesend war, bei dem der Kodex verabschiedet wurde: „Der Ethikkodex selber ist für mich/ ich habe, glaube ich, sogar dagegen gestimmt, weil wir ihn nicht brauchen. Wir haben eine Berufsordnung und da steht alles drin. […]. Wir sind die bestimmten Beschützer der Tiere. Um Krankheiten vorzubeugen und so weiter und die Tiere vor Schmerzen zu schützen. In dem Satz steht alles drin. Das ist eigentlich mein, mein komplettes Statement dazu, weil mehr brauche ich nicht“ (B7, 127).
Auch Interviewperson B5 äußert sich skeptisch: „Und da gibt uns das Tierschutzgesetz eigentlich schon gute Vorgaben, ne. Es gibt auch in der Welfare-Diskussion so Sachen, die auch ethisch berührt sind […]. Das ist ja alles schon ganz gut und da brauchen wir nicht noch so einen Kodex. Und was bedeutet so ein Kodex? Also wer hier als Tierarzt nicht versteht, dass er auch dem Tierschutz Genüge tun muss oder auch dafür Sorge tragen soll, dass es den Tieren gut geht. […] Insofern, das ist eine Diskussion, die geht mir zu sehr ins Philosophische ab, das hilft uns in der Praxis nicht. Und das hilft auch keinem, der Praxis macht, kein Kodex“ (B5, 104).
In diesem Zitat deutet sich der andere Aspekt an, der von drei der Befragten, die den Kodex als unnötig empfinden, genannt wird. Diese argumentieren, dass es für Tiermediziner selbstverständlich sei, durch ihre Ausbildung oder ihre Motivation, den Beruf zu ergreifen, eine entsprechende Ethik verinnerlicht zu haben. So argumentiert auch B3: „Ich persönlich find‘ das schlimm genug, dass wir sowas brauchen, weil es sich von selber eigentlich erklärt. Wenn ich mit einer Tierliebe, mit der wir alle mit dem Studieren angefangen haben, an dieses Tier rangehe, dann brauch ich nichts schriftlich Festgelegtes. Ne, ich mein die Ethik und Moral die ist ja für jeden irgendwo/ Das entwickelt sich in einem selber ja, diese Vorstellung, die man hat und wie man agiert“ (B3, 76). B3 zweifelt auch an, dass sich die ‚schwarzen Schafe‘ des Berufsstandes an den Kodex halten würden, offenbar sei dieser jedoch politisch-gesellschaftlich erfordert. Auch B7 stellt den Kodex in einen gesellschaftlichen Zusammenhang, und versteht diesen als Teil einer politischen Regulierungs- und Bürokratisierungstendenz. Er fühlt sich und den Tierarztberuf dadurch zunehmend in seiner beruflichen Freiheit eingeschränkt.

Umsetzbarkeit

Aus den Antworten der Interviewpersonen auf die Frage nach der Umsetzbarkeit von zwei zentralen Formulierungen des Kodex wurden, wie in Tabelle 3 zu sehen, folgende Einschätzungsdimensionen gebildet:
Die bei „ja/überwiegend ja“ eingeordneten Interviewpersonen beantworteten die Frage mit ja, mitunter nennen sie jedoch selten auftretende Einschränkungen der Umsetzbarkeit.
B3 begründet seine Antwort damit, dass jedes tierärztliche Handeln immer als Hilfe für das Tier zu verstehen sei: „Wenn ich tatsächlich, ich nehm‘ das jetzt noch mal so, als berufener Schützer der Tiere bin, dann vertret‘ ich natürlich als erstes primär die Interessen des Tieres. Das kann man auch so umsetzen. Ich komm auf einen Betrieb, um dem Tier zu helfen, auf welche Art und Weise auch immer. Auch eine Bestandsbetreuung ist eine Hilfe für das Tier. […] Jede kurative Praxis direkt, aber es geht immer um das Tier. […] für mich geht‘s in allererster Linie/ ist das Ziel ein gesundes Tier“ (B3, 82). Auch B12 hält die Umsetzbarkeit trotz manchmal auftretender Konflikte grundsätzlich für gewährleistet. Tierwohl sei für ihn vorrangiger als wirtschaftliche Aspekte, wobei diese als Grundlage der Nutztierhaltung mit bedacht werden müssten: „Das ist bestimmt umsetzbar, aber es ist eben manchmal mit Konflikten verbunden, aber dafür, denke ich mal, stehen wir ja auch in dieser Gesellschaft, dass wir nicht nur der Handlanger der Industrie sind, sondern […] dass wir uns um das Wohlergehen der Tiere in erster Linie sorgen und in zweiter Linie natürlich auch das dahinter betrachten müssen. […] aber das Ganze ist natürlich wie immer auch in jedem anderen wirtschaftlichen Zweig so, dass ja man eben die Wirtschaft mit berücksichtigen muss“ (B12, 102).
Die unter „nein/überwiegend nein“ zugeordneten Interviewpartner zweifeln hingegen eine Umsetzbarkeit grundlegend an, zum Beispiel da ihnen aufgrund ökonomischer oder institutioneller Rahmenbedingungen die Handlungsspielräume fehlen. So antwortet B14: „[…] Nee. […] aber/ nee, es ist definitiv so, es ist gar nicht möglich. Also wenn mir ein Tierarzt sagt: ‚Das mache ich immer.‘ Das ist überhaupt nicht möglich. Wir haben gar keine Entscheidungsgewalt“ (B14, 69). Er bemängelt daraufhin, dass man als praktizierender Tierarzt keine rechtlichen Machtbefugnisse habe, um zum Beispiel tierschutzrechtliche Verstöße von Landwirten zu sanktionieren. Auch seien in diesem Zusammenhang die finanzielle Abhängigkeit von seinen Kunden und seine Verantwortung als Praxisinhaber gegenüber seinen Mitarbeitern von Bedeutung.
Interviewperson B9 hinterfragt die ihrer Meinung nach zu allgemein gehaltenen Formulierungen und sieht die Bedürfnisse von Tieren durch die Struktur der Milchwirtschaft grundsätzlich verletzt. „[…] zum Beispiel in Bezug auf Nutztiere wäre das: ,ja gut, die Kuh will nicht, dass man ihr das Kalb wegnimmt‘. So. Die Kuh soll aber Milch geben. Soll ich dann sagen: ‚Bauer, du darfst der Kuh das Kalb aber nicht wegnehmen!‘? Ja genau. Und solche Sachen sind halt zu allgemein. Also natürlich muss ich im Sinne des Tieres handeln. […] aber so bei einigen Sachen geht es ja gar nicht“ (B9, 143).
Unter „ambivalent“ wurden Befragte eingeordnet, die sich beim Beantworten der Frage unsicher zeigten. Diese antworten zum Beispiel mit „jein“, und weisen dabei mitunter auch auf den Interpretationsspielraum der Formulierungen hin. Sie geben außerdem an, dass eine Umsetzbarkeit situations- und vom Landwirt abhängig sei und nennen Argumente oder Beispiele dafür und dagegen. B11 erläutert: „Ja. Schwierig, ne. […] Und natürlich gibt es Situationen, wo man sagt irgendwie, gut, ne, also da kann man das vielleicht vertreten oder in/ im Interesse des Tieres, ne. Wenn man jetzt noch mal genauer untersucht oder wenn man eine Kuh nachbehandelt oder solche Sachen, wenn die Landwirte einen dann auch wirklich anrufen oder sich auf solche Sachen einlassen, dann finde ich schon, dass man im Interesse des Tieres auch handelt, ne. Aber natürlich kommt man auch manchmal in Konflikte. Also ich meine, wenn man jetzt zum Beispiel Leute hat irgendwie, die immer Probleme haben mit Husten bei Kälbern, ne. Und man denen fünf Mal sagt irgendwie ‚wäre vielleicht mal angezeigt die impfen zu lassen‘ und die das nicht machen. Ja, dann kann man nicht im Interesse des Tieres handeln, ne“ (B11, 71). B11 hinterfragt des Weiteren, wie auch zwei weitere Interviewpartner, den Interessensbegriff. Sie stellt in diesem Zusammenhang die gegenwärtige Form der Milchproduktion infrage und kritisiert die Zucht von Milchkühen auf Hochleistung. Auch B4 zweifelt, sogar grundsätzlich, an der Nutztierhaltung. Sie versteht die Umsetzbarkeit und Interpretation des Kodex als abhängig von den eigenen tiermoralischen Einstellungen: „Ja, es ist halt die Frage, wie du das siehst die Interessen der Tiere, ne. Wenn du jetzt sagst/ Ja, es ist halt echt schwierig. Es ist halt wirklich ein bisschen, wie du selber das siehst und wie du selber da deine ethischen, also wie du selber deine Moralvorstellung hast. Siehst du es halt als in Ordnung für das Tier an, dass es so gehalten wird, dass es für Fleischproduktion, für Milchproduktion da ist, dann denke ich, kannst du das schon, aber wenn du halt mit dem sowieso im Konflikt bist: ‚Ist das so richtig, wie wir das alles machen‘, dann kannst du es eigentlich nicht“ (B4, 94).
Unter „nicht klassifizierbar“ schließlich wurden Befragte eingeordnet, deren Antworten keine einschätzbaren Aussagen zur Umsetzbarkeit erkennen ließen. So nutzt B5 die Frage, um erneut die Relevanz des Kodex für seine Tätigkeit infrage zu stellen: „Hilft mir in der Praxis nicht. Da denk ich auch nicht drüber nach. Ich denke drüber nach/ Ich beurteile, wie gehen die Landwirte mit oder wie geht das Personal mit den Tieren um. Haben die verstanden, wie so ein Tier funktioniert?“ (B5, 110).
B2 äußert sich ebenfalls nicht direkt zur Umsetzbarkeit, sondern assoziiert die Frage mit dem Aspekt von nicht rechtskonformen Haltungsbedingungen, die sie nicht in ihrem Verantwortungsbereich sieht. Sie sieht vor allem im Rechtsvollzug und in der Zusammenarbeit mit Amtstierärzten Defizite, um Tierschutzverstöße zu verfolgen. Daher sei im Kodex das „falsche Glied der Kette angesprochen“ (B2, 94).

Diskussion

Unter den Befragten herrscht ein unterschiedlicher Wissenstand zum Kodex, insgesamt liegen ihnen jedoch recht wenige Informationen vor. Dies ist unter anderem dadurch erklärbar, dass alle Befragten ihr Studium bereits vor Verabschiedung des Kodex absolviert haben. Da fast alle Interviewpartner jedoch erfahren haben, dass der Kodex entwickelt wurde, stellt sich die Frage, warum bei vielen kein intrinsisches Interesse vorhanden ist, sich intensiver damit zu befassen. Die Antworten liefern erste Hinweise auf mögliche Gründe: Zeitmangel und Prioritätensetzung, aber auch Annahmen darüber, inwieweit der Kodex inhaltlich für das eigene Handeln oder die Profession von Bedeutung ist.  Für einen großen Teil der Befragten ist der Kodex bisher kaum relevant, und liefert keine normative Orientierung. Ob die Befragten bei einem besseren Kenntnisstand dem Kodex eine größere Relevanz für ihr Handeln zuschreiben würden, ist eine empirisch offene Frage.
Sofern die Interviewpartner Einschätzungen zum Kodex abgeben können, unterscheiden sie sich in ihren Beurteilungen. In vielen der Einschätzungen kommt jedoch zum Ausdruck, dass persönliche oder für die Tierärzteschaft angenommene professionsethische Grundsätze als ausreichend empfunden werden. Ein Teil der Interviewpersonen bewertet den Kodex deswegen sogar als unnötig. Der Verweis auf bisherige institutionelle Regelungen ist hier ein interessanter Aspekt: Dass diese als (Rechts-)Normen sanktionierbar sind, schon länger existieren und sich in ihrer inhaltlichen Ausgestaltung vom Kodex unterscheiden, könnte eine Rolle spielen.
Die Befragten unterscheiden sich zudem in ihrer Einschätzung zur Umsetzbarkeit von zwei zentralen Formulierungen aus dem Kodex. Über die Hälfte der Befragten erscheinen diese nicht oder nur teilweise umsetzbar. Es zeigte sich dabei, dass die Tierärzte die Inhalte des Kodex vor dem Hintergrund ihrer eigenen professionsethischen Orientierungen und tiermoralischen Einstelllungen interpretieren. Sie weisen dabei unterschiedliche Deutungen zu den Bedingungen in der Rinderhaltung und Nutztierwirtschaft und damit einhergehend auch zur Ausgestaltung des eigenen Verantwortungs- und Handlungsbereiches auf. Einige Interviewpersonen nutzen die Frage nach der Umsetzbarkeit, um grundsätzliche Zweifel an der gegenwärtigen Form der Milchproduktion zu äußern. In diesem Zusammenhang lassen sich die Aussagen von einigen der befragten Tierärzte zur Nutztierhaltung verschiedenen aktuellen tierethischen und tierpolitischen Diskursen sowie bestimmten Tierwohlkonzepten zuordnen (für einen Überblick über die Debatte vgl. Schmitz 2017, Wawrzyniak 2019). Die Nutzung von Tieren bzw. Milchkühen wird in einigen Antworten graduell, von einer Interviewperson aber auch kategorial hinterfragt. Dies legt ein erweitertes Tierwohlverständnis einiger Befragter nahe, in dem Bedürfnisse und Interessen von Nutztieren umfassender verstanden werden. Die Varianz in den Konstruktionen ethischer Problemstellungen, die sich im Übrigen über die gesamte Länge der Interviews erstreckt, deckt sich mit anderen Forschungsergebnissen (vgl. de Graaf 2005, Morgan 2009). So betont de Graaf, dass es sinnvoll sei, ethische Konflikte von Tierärzten im Kontext ihrer jeweiligen Überzeugungssysteme zu untersuchen. Die Art und Weise, wie Tiermediziner ihre professionelle Rolle verstehen und welche Einstellungen sie jeweils zu Tieren und Klienten haben, habe Einfluss auf Rahmung ethischer Probleme (de Graaf 2005, 558). So steht auch bei den hier befragten Nutztierärzten das Ausmaß und die Weise, in der ethische Konflikte benannt werden, in einem Zusammenhang mit den jeweiligen professionsethischen Orientierungen. Insbesondere wie das Verhältnis des eigenen Handelns zu dem Handeln anderer Akteure, wie Landwirte oder Amtstierärzte, verstanden wird, ist von Bedeutung. Gerade die finanzielle Abhängigkeit der Tierärzte von ihren Kunden, den Landwirten, wird von einigen Befragten (auch an anderen Stellen der Interviews) als Problem adressiert. So können unzureichende Haltungsbedingungen oder Tierwohldefizite und Tierschutzverstöße nicht immer dem zuständigen Veterinäramt gemeldet werden, um entsprechende Kunden nicht zu verlieren. Für diesen Interessenkonflikt scheint der Ethik-Kodex bisher keine veränderte Handlungsgrundlage zu liefern.  
Insgesamt lässt sich konstatieren, dass es eine Diskrepanz zwischen Professionsethik auf der institutionellen Ebene und der Ebene der professionsethischen Orientierungen der befragten Tierärzte gibt. Eine Verinnerlichung des Kodex oder eine positive Bezugnahme auf diesen lassen sich im Material wenig finden. Es ist offen, ob dieser Befund sowie die Pluralität an professionsethischen Orientierungen auch zu verzeichnen wäre, wenn der Kodex bereits zur Zeit der universitären Ausbildung der Befragten existiert hätte. Da ein Teil der Grundlagen professionsethischer Orientierungen  bereits vor Beginn des Studiums und den beruflichen Erfahrungen entwickelt wird, ist die Annahme, dass ein Kodex eine Homogenisierung von Einstellungen in Richtung der Bildung einer einheitlichen professionellen Moral der Tierärzteschaft ermöglicht, zumindest anzuzweifeln. Eine zusätzliche Komplexität besteht auch dadurch, dass auch bei den Tierhaltern sowie in der Gesellschaft allgemein eine Heterogenität an moralischen Einstellungen in Bezug auf Nutztiere, die zudem einem Wandel unterliegen, gegeben ist (Meijboom 2018, 211f).
Die Ergebnisse lassen eine Deutung des Ethik-Kodex als eine hybride Funktion einnehmend zu. Einerseits soll dieser Orientierung innerhalb eines durch Ambivalenzen geprägten Berufsfeldes geben, andererseits ist er selbst Teil eines Spannungsfeldes. In dem er nämlich mit seinem inhaltlichen Schwerpunkt auf dem Schutz des Wohlergehens von Tieren bestimmte normative Ansprüche formuliert, kann der Kodex, je nach Interpretation, in Konflikt mit den strukturellen Rahmenbedingungen der Praxis in der Nutztierwirtschaft stehen (vgl. Link 2018).

Weiterer Forschungsbedarf

Die Untersuchung zeigt die Stärken einer qualitativen Forschungsmethode, nämlich ihre Offenheit und ihr interpretatives Element. Mittels eines Gespräches, in dem die Befragten ihre eigenen subjektives Deutungs­weisen darstellen können, lassen sich Begründungsmus­ter und Argumentationen evozieren, die mit standardisierten Erhebungsmethoden nur begrenzt erfassbar wären.
Die Auswertung konnte einen Einblick darin liefern, welche verschiedenen Formen der Bedeutung der Kodex für Rinderpraktiker hat, und damit die Fragestellung des Artikels beantworten. Da hier der Anspruch des Erkennens verschiedener typischer im Feld vorhandener Deutungs- und Orientierungsmuster im Vordergrund stand, ist aufgrund der kleinen Stichprobe (n = 16) jedoch die Verallgemeinerbarkeit der Ergebnisse eingeschränkt. So müssten zukünftig möglichst repräsentativ angelegte, quantitative Erhebungen mit einem größeren Sample durchgeführt werden. Damit könnten dann genauere Aussagen über die Verteilung von Kenntnisstand und Einschätzungen in der Grundgesamtheit der Rinderpraktiker, Nutztierärzte oder auch aller praktizierenden Tierärzte getroffen werden. Die vorliegende Untersuchung liefert jedoch erste Hinweise darauf, dass auch bei einer größeren Stichprobe der Kodex für viele Tierärzte wenig relevant sein könnte und dass die Antworten gerade auch zur Umsetzbarkeit heterogen ausfallen könnten. Zudem kann die vorliegende Untersuchung erste Anregungen für die Item-Formulierung eines Fragebogens liefern oder zur Hypothesengenerierung beitragen.
Die hier beschriebene Untersuchung stellt lediglich einen kleineren Teil einer komplexeren Studie dar. Es wären weitere Forschungsarbeiten wünschenswert, deren Kernfragestellung sich dem Ethik-Kodex widmet. Bei weiteren Untersuchungen wäre auch die Frage nach möglichen Unterschieden in den Einstellungen zum Kodex zwischen Tierärzten aus verschiedenen Praxisfeldern, wie Kleintier- und Nutztiermedizin, interessant. Auch mögliche Zusammenhänge mit anderen Variablen wie Geschlecht oder Berufserfahrung könnten untersucht werden.
Die Einschätzungen und Bewertungen des Kodex sind bei den Befragten zudem auf Basis eines oft geringen Kenntnisstands getroffen worden. In anderen Untersuchungen, qualitativer oder quantitativer Art, wäre der Kodex (oder Ausschnitte davon) den Befragten im Laufe der Untersuchung schriftlich vorzulegen, dies gilt insbesondere für Fragen nach der Umsetzbarkeit. Um das Potenzial qualitativer Forschung zu nutzen, aber auch Gruppenvergleiche anstellen zu können, würden sich Fokusgruppen (Bohnsack et al. 2010, Schulz et al. 2012) als Methode eignen. Hier könnte Tiermedizinern aus verschiedenen Praxisfeldern der Text des Kodex als Stimulus für einen Gruppendiskussionsprozess vorgelegt werden.
Auf professionssoziologischer Perspektive ist es bisher noch zu früh, den Ethik-Kodex konkreter theoretisch einzuordnen, da auch hier weiterer Forschungsbedarf besteht. So müssten zu einem späteren Zeitpunkt Tierärzte mit kürzerer Berufserfahrung befragt werden, um damit auch Personen in die Fallauswahl mit einzubeziehen, deren professionelle Sozialisation sich nicht schon vor der Verabschiedung des Kodex vollzogen hat. Dafür muss jedoch auch in der universitären Lehre sichergestellt werden, dass in entsprechenden Lehrveranstaltungen auf den Kodex Bezug genommen wird. Auch eine Untersuchung zur Genese des Ethik-Kodex, die mit diskursanalytischen Methoden und Experten-Interviews (Meuser und Nagel 2009) arbeitet, könnte wichtige professionssoziologisch relevante Erkenntnisse liefern. Vor dem Hintergrund dieser Befunde wäre dann zu analysieren, ob der Ethik-Kodex für die professionsethischen Orientierungen von Tierärzten und das praktische tierärztliche Handeln prägender geworden ist bzw. ob dies gerade in Bezug auf die Nutztiermedizin überhaupt eine realistische Zielsetzung darstellen kann. Der institutionelle Wirkungsgrad könnte zudem weiterhin eingeschränkt sein, da der Kodex nicht mit entsprechenden Mechanismen der Kontrolle und Sanktion verbunden ist (und dies von seiner Konzeption her wahrscheinlich auch nicht erfüllen kann [vgl. Blaha 2018, 540]).  Möglicherweise wäre der Kodex im Sinne macht- und inszenierungstheoretischer Ansätze dann eher als ein (standes-)politisches und auf die Öffentlichkeit abzielendes Dokument zu verstehen. In einer Zeit eines zunehmenden Legimitationsdefizits der Nutztierhaltung sowie Konflikten zwischen verschiedenen kollektiven Akteuren um die Deutungshoheit in Tierschutzfragen könnte dies eine plausible professionssoziologische Annahme sein. Grundsätzlich stellt sich zudem aus soziologischer aber auch aus (tier-)medizinethischer Sicht die Frage, ob eine kodifizierte Professionsethik, die normative Grundsätze für das tiermedizinische Handeln gegenüber Tieren formuliert und dabei eine Patientenorientierung postuliert, für alle tiermedizinischen Praxisfelder Geltung beanspruchen kann. Denn gesellschaftlich kommt Tieren derzeit durch institutionelle, kulturelle und ökonomische Rahmenbedingungen je nach Nutzungszweck ein unterschiedlicher moralischer und rechtlicher Status zu. Insbesondere die Inkonsistenz zwischen der sozialen Rahmung der Beziehung zu Kleintieren auf der einen und Nutztieren auf der anderen Seite schlägt sich analog in der Kleintier- und Nutztiermedizin in unterschiedlichen Optionen für Diagnose und Therapie nieder. Unter diesen gegebenen strukturellen gesellschaftlichen Kontexten wird die Etablierung und Anwendung einer für jegliches tierärztliches Handeln geltenden Professionsethik zu einer Herausforderung.

Conflict of interest

Die Autorin versichert, dass keine geschützten, beruflichen oder anderweitigen persönlichen Interessen an einem Produkt oder einer Firma bestehen, welche die in dieser Veröffentlichung genannten Inhalte oder Meinungen beeinflussen können.

Ethische Anerkennung

Die interviewten Personen wurden vor Aufnahme der Interviews um ihre Einwilligung gebeten und es wurde ihnen versichert, dass keine personenbezogenen Daten veröffentlicht werden.

Funding

Gefördert durch ein Promotionsstipendium der Universität Hamburg sowie Mittel der Graduate School der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Universität Hamburg.

Korrespondenzadresse

Julia Gutjahr
Group for Society and Animals Studies
Universität Hamburg
Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften
Fachbereich Sozialwissenschaften – Fachgebiet Soziologie
Allende-Platz 1
20146 Hamburg
Julia.gutjahr@gsa-hamburg.org

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