Der Praktische Tierarzt 90, 872-881
© Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. 2009
Publiziert: 09/2009
Zusammenfassung
Die Rahmenbedingungen der Milcherzeugung,die durch EU-Rechtsregelungen vorgegeben sind erfordern, dass derMilchentzug unter hygienisch einwandfreien Bedingungen erfolgenmuss und insbesondere gewährleistet ist, dass die Zitzen, Euter undangrenzende Körperteile vor Melkbeginn sauber sind. Zweck dieserForderung ist die Sicherung einer einwandfreien hygienischenBeschaffenheit der Milch, die sich im Wesentlichen über einenmöglichst niedrigen Gehalt an saprophytären, human- und euterpathogenenKeimen und dem Fehlen von gesundheitsschädlichenStoffen definiert. Hygieneprogramme, die diesen Ansprüchen gerechtwerden sollen, müssen die besonderen Anforderungen an ein konsequentesHygienemanagement und eine nachhaltige Infektionsprophylaxeabbilden. Im Rahmen der Projektarbeit zur Sicherung undzum Erhalt der Eutergesundheit in Milchviehbeständen analysierenMitarbeiter des Eutergesundheitsdienstes in Bayern die allgemeineund die Melkhygiene im Besonderen sowie die Durchführung infektionsprophylaktischerMaßnahmen und erarbeiten betriebsspezifischeEmpfehlungen, die an den Landwirt und den betreuenden Tierarztweitergegeben werden. Die Auswertung von 11309 Projektbesuchenhat aufgezeigt, dass wiederholte Bestandsbesuche mit integriertenspezifischen Beratungen die Bereitschaft des Landwirtes steigern,Mängel abzustellen und Beanstandungen zu beseitigen. TechnischeMängel, welche die Melkanlage betreffen, werden schneller und umfassenderbeseitigt, als arbeitsintensive und langfristig ausgelegteHygienemaßnahmen. Der Grundsatz „steter Tropfen höhlt den Stein“ist auf die Beratungsintensität zu übertragen. Die von Lotthammergeprägte Feststellung „Beratungsresistenten ist nicht zu helfen“ lässtsich als weitere Schlussfolgerung aufrechterhalten.