Eine aktuelle Studie untersuchte 18 Fälle von Hemorrhagic bowel syndrome (HBS). Zu den am häufigsten auftretenden klinischen Symptomen gehörten allgemeine Schwäche, blutiger Kot, erhöhte Herzfrequenz, Milchleistungseinbruch, Anzeichen eines Ileus, eine verlängerte kapilläre Füllungszeit sowie erhöhte Laktatwerte im Blut, Hyperglykämie, Hypochlorämie, schwere Hypokalzämie.
Große Hämatome in der Darmwand
Sieben der Kühe mit HBS wurden umgehend nach erfolgter Euthanasie (Gruppe 1) und elf binnen zwölf bis 48 Stunden postmortal (Gruppe 2) pathologisch untersucht. Nur von Tieren der Gruppe 1, die nicht antimikrobiell vorbehandelt waren, wurden Proben der betroffenen sowie nicht-betroffenen Darmteile klassisch mikrobiologisch untersucht (fünf Tiere) und das Mikrobiom bestimmt (vier Tiere).
Die makroskopischen Veränderungen des Darms betrafen bei den meisten Tieren einen Abschnitt des distalen Jejunums. Bei allen Kühen wurde ein hochgradiges Hämatom der Darmwand festgestellt. Blut war durch Einreißen der Schleimhaut zusätzlich ins Darmlumen gelangt und dort auf einer Länge von wenigen Zentimetern bis hin zu fünf Metern vorzufinden. Histopathologisch spaltete das Hämatom die Darmwand im Bereich der Lamina muscularis mucosae.
Zusätzlich wurden bei einigen Tieren kleinere (< 5 cm) erosive Veränderungen in der proximalen Darmschleimhaut festgestellt, bei denen sich ebenfalls kleinere Hämatome in der Lamina muscularis mucosae zeigten. Diese werden von den Autoren als mögliche Frühstadien der größeren Veränderungen diskutiert.
Die Pathogenese bleibt ein Rätsel: Weder C. perfringens noch A. fumigatus beteiligt
C. perfringens wurde nur bei drei von fünf Tieren aus Gruppe 1 auf einem Selektivmedium in geringer bis großer Menge im Bereich der Läsionen nachgewiesen. Auch in nicht betroffenen Arealen konnte C. perfringens bei allen fünf Tieren gefunden werden. In den kleineren erosiven Veränderungen wurden mikroskopisch keine Bakterien nachgewiesen, die C. perfringens ähneln. Ebenso wurde mikroskopisch in keinem Gewebeschnitt infiltratives Pilzwachstum festgestellt, das auf eine Beteiligung von A. fumigatus hinweisen würde. Die untersuchten Mikrobiome ähnelten denen gesunder Milchkühe.
Die vorliegende Untersuchung deutet darauf hin, dass sich zunächst Hämatome in der Lamina muscularis mucosae bilden und diese anschließend zur Nekrose der darüberliegenden Schleimhaut führen. Sie deuten nicht auf eine ätiologische Beteiligung von C. perfringens oder A. fumigatus hin.
Auch wenn in dieser Studie der Einfluss postmortaler Autolyse-Prozesse auf die Ergebnisse gering gehalten wurde, handelt es sich um eine Studie mit einer begrenzten Fallzahl. Es besteht weiterhin Forschungsbedarf zur Pathogenese dieses hochletalen Syndroms. Weder in der Human- noch in der Veterinärmedizin gibt es ein anderes Krankheitsbild, das zu den beschriebenen histopathologischen Veränderungen führt.
Originalpublikation
De Jonge B, Pardon B, Goossens E, Van Immerseel F, Vereecke N, Pas ML, Callens J, Caliskan N, Roels S, Chiers K (2023): Hemorrhagic bowel syndrome in dairy cattle: Gross, histological, and microbiological characterization. Vet Pathol. doi.org/10.1177/03009858221143402.