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Stute und Fohlen auf der Weide, Berge im Hintergrund

Journal Club

Granulosazelltumor der Stute: GnRH-Vakzine als neue Therapieoption?

Hengstverhalten, Aggressivität, Unreitbarkeit – wo bisher nur eine Ovariektomie infrage kam, könnte künftig eine GnRH-Vakzine helfen. Retrospektive Fallberichte liefern einen spannenden Ansatz für die Forschung.

  • Der Granulosa- und Granulosathekazelltumor ist der häufigste Tumor des Genitaltraktes bei der Stute.
  • Die Therapie ist meist eine unilaterale Ovariektomie. Aktuelle Forschung zeigt: Eine GnRH-Vakzine könnte in Zukunft eine Alternative zur Operation sein.
  • Improvac ist in Deutschland weder für diese Indikation noch für die Tierart Pferd zugelassen.

 

Retrospektive Fallberichte zur Anwendung einer GnRH-Vakzine

Eine aktuelle Publikation im Equine Vet Journal berichtet über die Therapie von vier Stuten, bei denen ein einseitiger Granulosazelltumor vorlag, mit einer GnRH-Vakzine (Improvac®). In allen Fällen bestand Aggressivität gegen andere Pferde, die Tiere waren nicht reitbar. Die Patienten wurden zunächst zweimal geimpft (Abstand 13–33 Tage) und anschließend bei Wiederkehr von aggressivem Verhalten erneut geboostert.

Ergebnisse der Improvac®-Therapie bei Granulosazelltumor

Bei allen Stuten war die Serumkonzen­tration von Anti-Müller-Hormon (AMH) zu Beginn erhöht, bei drei Stuten auch der Testosteronspiegel. Die AMH-Spiegel fielen bei drei Stuten kurz nach der zweiten Impfung, bei einer Stute sogar auf Normalwerte. Die Testosteronspiegel fielen bei allen Stuten nach der zweiten oder dritten Impfung auf Normalwerte.

  • Fall 1: Eine 13-jährige nullipare Stute erhielt fünf Impfungen über die ersten ca. 3,5 Jahre und wurde insgesamt sieben Jahre beobachtet. Sie zeigte nach der ersten Booster-Impfung keine Aggressivität mehr und nach anfänglicher Tumorschrumpfung über den Gesamtzeitraum kein weiteres Tumorwachstum.
  • Fall 2: Eine achtjährige multipare Stute erhielt zwei Impfungen im Abstand von 13 Tagen und zeigte in der Folge wieder normales Verhalten; das betroffene Ovar schrumpfte. Dieses Pferd wurde nach vier Monaten aus anderen Gründen euthanasiert.
  • Fall 3: Eine neunjährige multipare Stute erhielt vier Impfungen über ca. 1,5 Jahre und wurde insgesamt sechs Jahre beobachtet. Das Verhalten normalisierte sich und blieb zuletzt ohne weitere Impfungen über vier Jahre normal. Das betroffene Ovar schrumpfte nach der zweiten Booster-Impfung.
  • Fall 4: Eine 13-jährige nullipare Stute erhielt fünf Impfungen über ca. ein halbes Jahr und wurde insgesamt etwa ein Jahr beobachtet. Das Verhalten normalisierte sich nach der ersten Impfung und das betroffene Ovar schrumpfte.

Fazit

Mehrmalige Impfung mit einer GnRH-Vakzine verbesserte bei diesen vier Stuten mit einseitigem Granulosazelltumor über bis zu sieben Jahre das Verhalten und brachte das Tumorwachstum zum Stillstand. Hierzu wurde kein standardisiertes Impfschema eingehalten, sondern stattdessen „nach Bedarf“ geimpft. Diese Fallserie liefert keinen wissenschaftlichen Nachweis der Wirksamkeit der Impfung in dieser Indikation, wohl aber einen plausiblen Ansatz, der weiter untersucht werden sollte.

Originalpublikation:
Behrendt D, Burger D, Gremmes S, Szunyog K, Röthemeier S, Sieme H (2020): Active immunisation against GnRH as treatment for unilateral granulosa theca cell tumour in mares. Equine Vet J DOI 10.1111/evj.13352

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