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Glossitis – eine atypische Lokalisation einer Pockeninfektion bei Kanarien

Ein Fallbericht beschreibt Pockenausbrüche in zwei Kanarienvogelzuchtbeständen nach dem Besuch der gleichen Vogelschau.

Das Pockenvirus bei Kanarien
Pockenvirus-Infektionen kommen bei einer Vielzahl an wild lebenden und gehaltenen Vögeln vor. Besonders Kanarienvögel sind empfänglich. Bei ihnen lassen sich drei Pockenformen unterscheiden:

  • eine Hautform mit typischen nodulären Läsionen an unbefiederter Haut
  • eine diphtheroide Form mit Belägen auf den Schleimhäuten des Atmungs- und Verdauungstrakts
  • eine respiratorische Form, die zu perakuten Todesfällen aufgrund einer Pneumonie führt

Top Job:


Kanarienvögel können gegen Pocken geimpft werden.

Der Fall: Pocken in zwei Beständen
Beim ersten Zuchtbestand handelte es sich um 400 ungeimpfte Kanarien. Die Vögel zeigten schlechtes Allgemeinbefinden, Dyspnoe und Inappetenz. Die Mortalität in diesem Bestand lag bei 18,8 Prozent innerhalb von zwei Wochen. Im zweiten Bestand war ein Teil der 200 Kanarien gegen Pocken geimpft worden. Auch hier waren schlechtes Allgemeinbefinden und Inappetenz die Hauptsymptome, außerdem trat kurz vor dem Tod der Vögel blutiger Nasenausfluss auf. Die Mortalität erreichte 15 Prozent. Nach einer Notimpfung des zweiten Bestandes traten innerhalb von zehn Tagen keine erneuten Todesfälle auf.
Bei der Sektion der Kanarien fielen keine typischen Pockenläsionen auf, nur eine hochgradige Schwellung der Zunge war bei 90 Prozent der untersuchten Vögel nachweisbar. Histologisch waren in der Zunge pockentypische eosinophile intrazytoplasmatische Einschlusskörperchen sichtbar. Pockentypische Viruspartikel waren auch elektronenmikroskopisch nachweisbar. Virologisch konnte ein Avipoxvirus isoliert werden.

Infektionsgefahr Vogelschau
Dieser Fallbericht beschreibt eine neue Manifestationsform der Pockeninfektion bei Kanarienvögeln. Vermutlich erfolgte die Ansteckung beider Bestände auf der gleichen Vogelausstellung, die beide Bestände etwa eine Woche vor dem Auftreten der ersten Todesfälle besucht hatten. Die Autoren empfehlen daher, alle Kanarien, die eine Ausstellung besuchen, routinemäßig zu impfen bzw. nach dem Besuch der Ausstellung alle Vögel in Quarantäne zu halten. Reuschel


Originalpublikation:
Catania S, Carnaccini S, Mainenti M, Moronato ML, Gobbo F, Calogero T (2017): Isolation of Avipoxvirus from tongue of canaries (Serinus canaria) show severe localized proliferative glossitis. Avian Dis 61 (4): 531–535.
DOI 10.1637/11713-071417.

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Diese Fallserie beschreibt das Auftreten einer Eisenspeicherkrankheit bei Graupapageien, die Zugang zu einem Futter für karnivore Vögel hatten.

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