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Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift

Genetik der rezidivierenden Atemwegsobstruktion (RAO)

Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift 115, 271-275

DOI: 10.2376/0341-6593-115-271

Publiziert: 07/2008

Zusammenfassung

Die rezidivierende Atemwegsobstruktion (RAO) ist eine multifaktoriell bedingteErkrankung. Betroffene Pferde sind meist älter als 7-jährig und zeigen Leistungseinbußen,eine verstärkte Atmung, Husten, Neutrophilie und Schleimansammlungen inden Atemwegen, Atemwegshyperreaktivität und cholinergen Bronchospasmus. Verantwortlichgemacht werden vor allem Allergene und Irritantien im Heustaub, aberdie immunologischen Ursachen und Mechanismen der RAO sind nicht eindeutiggeklärt. Mehrere Studien haben gezeigt, dass die RAO familiär gehäuft auftritt, undes ist nun gesichert, dass die Krankheit auch durch genetische Faktoren beeinflusstwird. Das Risiko, RAO zu entwickeln, ist bei Nachkommen eines betroffenen Elterntiers3-fach erhöht und steigt bei Pferden mit zwei betroffenen Elternteilen weiter auf fastdas 5-fache an. Eine Erbgangsanalyse in zwei Familien zeigte eine hohe Heritabilität(h2) und einen komplexen Erbgang, an dem mehrere Hauptgene beteiligt sind. Ineinem Genomscan konnten wir bereits 7 chromosomale Regionen identifizieren, diechromosomenweit mit RAO gekoppelt sind. Mikrosatelliten in der Nähe des IL4R Gensauf Chromosom 13, einem bekannten Kandidatengen für Atopie, waren mit RAOSymptomenbei den Nachkommen von einem betroffenen Hengst gekoppelt. Weitersind IgE-Titer auch beim Pferd durch erbliche Faktoren beeinflusst, und wir habenHinweise darauf, dass die Nachkommen desselben betroffenen Hengstes erhöhteIgE-Titer gegen ein bestimmtes Schimmelpilz-Allergen haben. Die Identifizierunggenetischer Marker und schließlich der für RAO verantwortlichen Gene wird nichtnur die Prophylaxe der RAO verbessern, indem prädisponierte Individuen frühzeitigerkannt und risikoreiche Paarungen vermieden werden können, sondern durch dasbessere Verständnis der Pathogene auch die Identifikation neuer therapeutischerAnsätze oder die Optimierung vorhandener Therapien erlauben.

Summary

Recurrent airway obstruction (RAO) is a multifactorial and polygenic disease. Affectedhorses are typically 7 years of age or older and show exercise intolerance, increasedbreathing effort, coughing, airway neutrophilia, mucus accumulation and hyperreactivityas well as cholinergic bronchospasm. The environmental factors responsible arepredominantly allergens and irritants in haydust, but the immunological mechanismsunderlying RAO are still unclear. Several studies have demonstrated a familiarpredisposition for RAO and it is now proven that the disease has a genetic basis. Inoffspring, the risk of developing RAO is 3-fold increased when one parent is affectedand increases to almost 5-fold when both parents have RAO. Segregation analysis intwo high-prevalence families demonstrated a high heritability and a complex inheritancewith several major genes. A whole genomescan showed chromosome-widesignificant linkage of seven chromosomal regions with RAO. Of the microsatellites,which were located near atopy candidate genes, those in a region of chromosome13 harboring the IL4R gene were strongly associated with the RAO phenotype in theoffspring of one RAO-affected stallion. Furthermore, IgE-levels are influenced by hereditaryfactors in the horse, and we have evidence that RAO-affected offspring of thesame stallion have increased levels of specific IgE against moldspore allergens. Theidentification of genetic markers and ultimately of the responsible genes will not onlyallow for an improved prophylaxis, i.e. early identification of susceptible individualsand avoidance of high-risk matings, but also improve our ability to find new therapeutictargets and to optimize existing treatments.

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