Der Praktische Tierarzt 90, 440-446
© Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. 2009
Publiziert: 05/2009
Zusammenfassung
Wenn Hufeisen seitlich wie nach hinten überstehen, also größer sind als die Sohlenfläche des Hufes,ist das kein Fehler, sondern hat biomechanische Gründe. Dieser Sachverhalt ist aus der Praxis zwaraltbekannt, jedoch finden sich keine überzeugenden theoretischen Begründungen dafür.
„Garnitur“ und Unterstützungsflächen (UF) am Hufeisen betreffendie Formgebung des Hufeisens im Verhältnis zur Form desHuftragerandes (vgl. Wandruszka 2008a). Sie werden bis heute inLehrbüchern und wissenschaftlichen Darstellungen eher beiläufigerwähnt. In der alltäglichen Hufbeschlagpraxis sieht man siewieder öfter, andererseits werden sie von Hufschmieden weniggeschätzt, weil sie die Gefahr des Abtretens fürchten, manchmalwerden sie sogar als „neue Mode“ bezeichnet. Ingesamt fehlt esan wissenschaftlichen oder auch nur rein argumentativen Begründungenfür Sinn und Zweck der Garnitur/UF, weshalb es ins Beliebenjedes einzelnen Hufschmiedes gestellt ist, ob er sie anwendetund wie er sie begündet. Von tierärztlicher Seite wird ihr Zweck beiorthopädischen Maßnahmen pragmatisch anerkannt (vgl. die HBT16 und 17), jedoch fehlt eine Theoriebildung, die geeignet wäre,die Sachverhalte im tierärztlichen Studium oder den EinführungsundVorbereitungslehrgängen der Lehrschmieden unabhängig vomWohlwollen einer Person vermitteln zu können.
Im Folgenden sollen Ansätze zu einer Theoriebildung geliefertwerden, indem praktische Erfahrungen mit vorhandenen Argumentenabgeglichen werden. Daraus wären methodische Fragenabzuleiten, die zu wissenschaftlichen Versuchsanordnungen führenkönnten.