Der Praktische Tierarzt 88, 878-884
© Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. 2007
Publiziert: 11/2007
Zusammenfassung
Eine Ethylenglykolvergiftung geht mit typischenBefunden einher. Die Therapie muss rasch erfolgen.Der nachfolgende Fall ist beispielhaft für eine erfolgreicheBehandlung.
Bei Vorstellung war der kastrierteGalgorüde fünf Monate alt. Sein Körpergewichtbetrug 18,6 kg. Das Tier wargrundimmunisiert und entwurmt. VierWochen zuvor war er aus Spanien importiertworden.
Die Tierbesitzerin ließ das Tier ungefähr20 Minuten allein im Auto zurück.In dieser Zeit waren die Einkäufe – ein ineiner Plastiktüte abgepacktes Brot undeine Flasche Frostschutzmittel – dem Tierfrei zugänglich auf dem Beifahrersitz deponiert.Bei Rückkehr fand die Pflegerindie Frostschutzmittelflasche aufgebissenund entleert, die Brottüte zerfetzt vor. Etwa30 Minuten später zeigte der Rüde unkontrolliertenUrinabsatz und eine starkerhöhte Wasseraufnahme, kurze Zeit späterkam es zu Vomitus und Muskelzuckungenbis hin zu krampfartigem Zittern. Das Tierwar zeitweise in Seitenlage, aber ansprechbar.Nachdem die Tierhalterin telefonischVorbericht und Symptomatik geschilderthatte, wurde ihr dringend zur sofortigenVorstellung des Hundes geraten. DerPatient wurde bereits 60–90 Minuten nachGiftaufnahme im Notdienst in der Klinikfür Kleintiere der Stiftung TierärztlicheHochschule Hannover vorgestellt.
Bei der Eingangsuntersuchung in derKlinik fiel ein schwankender Gang auf.Das Tier zeigte Muskeltremor, insbesonderean allen vier Gliedmaßen und in derFlankenregion. Die kapilläre Füllungszeitwar verzögert (drei Sekunden), die übrigenParameter der allgemeinen Untersuchungwaren ohne pathologischen Befund.