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Der Praktische Tierarzt

Ethologie und Verhaltensprobleme bei kleinen Heimtieren

Ethology and behavioural disorders in small mammals

Der Praktische Tierarzt 98, 538-562

DOI: 10.2376/0032-681X-17-11

Publiziert: 05/2017

Zusammenfassung

Viele Kleinsäuger entwickeln bei suboptimalen Haltungsbedingungen unerwünschtes Verhalten oder sogar manifestierte Verhaltensstörungen. Das am häufigsten gezeigte unerwünschte Verhalten sind Aggressionen gegenüber den eigenen Artgenossen oder auch gegenüber dem Menschen, welche auch angstinduziert sein können. Bemerkt und korrigiert der Besitzer die Haltungsbedingungen nicht rechtzeitig, kann es zu weitreichenden Folgeschäden bis hin zu Kannibalismus (Fressen von Artgenossen) bzw. Kronismus (Fressen der eigenen Nachkommen) kommen. Zu den Verhaltensstörungen gehören abnormal-repetitives Verhalten (ARV), beispielsweise in Form von Kreislaufen, Gitternagen oder Trichotillomanie (Ausreißen von Fellbüscheln). Werden hier keine Gegenmaßnahmen ergriffen, kann es zur Emanzipation der Erkrankung kommen, welches die Prognose verschlechtert. Viele Verhaltensprobleme werden in ihrer Entstehung durch die Unwissenheit der Besitzer begünstigt. Daher kann der Tierarzt helfen, Verhaltensstörungen frühzeitig zu erkennen und durch kompetente Beratung bei Haltungsfragen diesen vorzubeugen. Bei der Prophylaxe spielen die Haltungseinrichtung, die Beschäftigungsmöglichkeiten sowie die art- und bedarfsgerechte Fütterung eine wichtige Rolle. Kenntnisse über die Ethologie können dem Tierarzt helfen, gemeinsam mit dem Besitzer optimale Haltungsbedingungen für die Tiere zu entwickeln. Im folgenden Artikel werden häufige Ernährungs- und Haltungsfehler sowie Besonderheiten in der Ethologie einiger Kleinsäuger und daraus resultierende Verhaltensprobleme aufgezeigt sowie deren Therapie erläutert, um dem Praktiker einen ersten Einblick in die Verhaltensmedizin beim Kleinsäuger zu liefern.

Kleinsäuger
Ethologie
Verhaltensstörungen
Verhaltensmedizin

Summary

Many small mammals develop undesirable behaviour or even manifest behavioural disorders when held under suboptimal husbandry conditions. The most frequently reported adverse behaviour is aggression against conspecifics and/or against humans, although this may also be fear-induced. If an owner does not notice and correct adverse husbandry conditions in a timely manner, it can lead to far-reaching consequences, such as cannibalism (eating of conspecifics) or infanticide (eating of the animal’s own off spring). Behavioural disturbances include abnormal-repetitive behaviours (ARBs); for example, circling, wire gnawing or trichotillomania (pulling out of hair). If no countermeasures are taken, emancipation of the behavioural disease may occur (i.e. the symptoms become independent of the original cause), which may worsen the prognosis. As many behavioural problems are fostered by the owners’ ignorance, the veterinarian can help in the recognition and prevention of behavioural problems at an early stage by providing competent advice on species-specific husbandry. The setting-up of suitable species-specific husbandry conditions (including feeding) and providing environmental enrichment are important in the prevention of behavioural disorders. Knowledge about the species-specific ethology of small mammals can help the veterinarian, together with the owner, to develop optimal living conditions for such animals. Commonly occurring errors of nutrition or husbandry and the particular characteristics of the ethology of some small mammals are presented in the following article. The associated behavioural problems and their therapy are explained in order to provide the practitioner with an initial insight into small mammal behavioural medicine.

Small mammals
ethology
behavioural disorders
behavioural medicine

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