Der Praktische Tierarzt 86, 102-107
© Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co.KG. 2005
Publiziert: 02/2005
Zusammenfassung
Eine 23-jährige Islandstute wurde aufgrund einerHangbeinlahmheit der rechten Hintergliedmaße in dieKlinik eingeliefert. Das Tier hatte vier Monate zuvor im Bereichdes rechten Hüfthöckers eine Stichwunde, die persekundam verheilte. Zum Zeitpunkt der Einlieferung gabes außer einem Palpationsschmerz am rechten Tuber coxaekeinen weiteren Hinweis auf einen in der Tiefe liegendenentzündlichen Prozess. Am folgenden Tag zeigte sich eineUmfangsvermehrung kranial des rechten Tuber coxae,welche ultrasonographisch als Abszess angesprochen werdenkonnte. Eine Sondierung des faustgroßen Abszessesunter Vollnarkose ergab, dass sich der distale Grund derAbszesshöhle subkutan medial des Oberschenkelknochensoberhalb des Kniekehlgelenkes befand. Es wurdenSchlauchdrainagen eingesetzt und der Abszesskanal inden folgenden Tagen gespült. Die Wunde verheilte komplikationslos,sodass der Patient nach 14 Tagen die Klinikverlassen konnte. Auch wenn zu Beginn der Lahmheit nochkeine Symptome eines entzündlichen Geschehens offensichtlichsind, sollte ein Abszess als Lahmheitsursache inErwägung gezogen werden. Dabei muss vier Monate nachder Abheilung einer Wunde immer noch mit dem Verbleibvon bakteriellen Erregern in den Gewebsschichten gerechnetwerden. Bei der chirurgischen Versorgung von infiziertenWunden ist für einen ausreichenden Ablauf derWundflüssigkeit zu sorgen.