Der Praktische Tierarzt 89, 558-562
© Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. 2008
Publiziert: 07/2008
Zusammenfassung
Mykobakterieninfektionen sind bei Pferdenselten, da diese Spezies eine relativ hohe natürliche Resistenzaufweist. Ein sechs Monate altes Araberfohlen zeigte eine zunehmendeund therapieresistente Schwellung der Körperlymphknoten.Pathologisch-anatomisch waren alle Organlymphknoten hochgradigvergrößert, fest, weiß und mineralisiert, aber es wurden keineHerdveränderungen in den Parenchymen und dem Darm festgestellt.Histologisch wiesen alle Lymphknoten eine hochgradigediffuse nekrotisierende Lymphadenitis mit dystrophischen Verkalkungenauf. Die mikrobiologischen Untersuchungen erbrachtenden Nachweis von Mykobakterien in dem Lymphknotengewebe,und mittels PCR konnten die Erreger als Mycobacterium aviumavium klassifiziert werden. Auf Grund des Fehlens einer Organbeteiligunghandelte es sich in diesem Fall sehr wahrscheinlichum das Stadium der Frühgeneralisation. Ungewöhnlich sind diepathologischen Befunde des hier beschriebenen Falles insofern,als in der Literatur betont wird, dass die Manifestation einer Mykobakterieninfektionbeim Pferd in der Regel – unabhängig vomStadium der Erkrankung (Primärkomplex, Frühgeneralisation, Organtuberkulose,Spätgeneralisation) – nicht mit verkäsenden Nekroseneinhergeht, sondern durch eine granulomatöse Entzündungohne Nekrosen charakterisiert ist. In dem hier vorgestellten Fallkönnte die stark nekrotisierende Entzündung mit sekundären Verkalkungenund der schwachen histiozytären Reaktion ohne Riesenzellenmöglicherweise ein Hinweis auf eine Immunsuppressionsein. Die hämatologischen Untersuchungen ergaben jedoch keineHinweise auf eine angeborene Immundefizienz und es lagen auchkeine Hinweise auf eine erworbene Immundefizienz z. B. nacheiner EHV-Infektion vor.