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Afrikanische Schweinepest: Es gibt noch keinen Zulassungsantrag für eine Impfung
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Afrikanische Schweinepest: Es gibt noch keinen Zulassungsantrag für eine Impfung

Afrikanische Schweinepest

Ein ASP-Impfstoff für Hausschweine ist nicht in Sicht

Im Juli kam es zu mehreren Ausbrüchen der Afrikanischen Schweinepest in Hausschweinebeständen. Doch einen prophylaktischen Impfstoff wird es in der EU bis auf Weiteres wohl nicht geben.

Ein Jahr nachdem die Afrikanische Schweinepest (ASP) erstmals in einem Schweinemastbetrieb in Deutschland diagnostiziert wurde, hat die Tierseuche das Herz der Schweineproduktion erreicht: Anfang Juli kam es zu einem Ausbruch in einem Betrieb im niedersächsischen Emsland. Dort ist die Dichte der Betriebe so hoch, dass in der Sperrzone fast 200.000 Schweine gehalten werden.

Die 280 Sauen und 1.500 Ferkel des Ausbruchsbetriebs wurden gekeult, ebenso wie alle Tiere in einem Kontaktbetrieb mit 1.800 Mastschweinen. Stichproben aus diesem Betrieb waren zwar negativ, vorsorglich wurde dennoch die Tötung angeordnet. Ein schlimmes Wochenende: Auch in der Uckermark war ein Mastbetrieb betroffen, dort wurden noch einmal 1.300 Schweine gekeult. Der Deutsche Tierschutzbund forderte in einem Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung mehr Mittel für die Impfstoff-Forschung, um Nottötungen in Zukunft vermeiden zu können.

Weltweit erster Impfstoff in Vietnam

Im Juni 2022 ist für Hausschweine tatsächlich der erste kommerzielle Impfstoff gegen die ASP auf den Markt gekommen – in Vietnam. Das Friedrich-Loeffler-Institut hat Anfang Juli ein Update seiner Stellungnahme zum Stand der Impfstoffentwicklung von Anfang 2022 veröffentlicht. Darin wird auch die vietnamesische Zulassung von „NAVET-ASFVAC“, einem Lebendimpfstoff der Firma Navetco erwähnt. Laut FLI wurde jedoch bisher kein Zulassungsantrag bei der Europäischen Arzneimittelagentur gestellt, sodass eine Zulassung hierzulande in absehbarer Zeit nicht zu erwarten ist. 


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Wünschenswert: Köderimpfung für Wildschweine

Den Nutzen eines prophylaktischen Impfstoffs für Hausschweine bewertet das Institut eher als fraglich. Bisherige Ausbrüche hätte man auch mithilfe klassischer Methoden der Tierseuchenbekämpfung unter Kontrolle gebracht, zudem sei die Akzeptanz einer Impfung angesichts der zu erwartenden Handelseinschränkungen fraglich. Wünschenswert wäre aus Sicht des FLI hingegen eine Köderimpfung für Wildschweine. Damit das möglich wäre, bräuchte es jedoch zum einen eine Gesetzesänderung, denn momentan ist die Impfung gegen ASP in der Europäischen Union sowohl für Haus- als auch für Wildschweine verboten.

Zum anderen fehlt nach wie vor ein effektiver, zugelassener Impfstoff: Inaktivierte Impfstoffe, Subunit-Impfstoffe und Vektorimpfstoffe hätten laut FLI bisher keine ausreichende Schutzwirkung gezeigt. Erfolgversprechendere Kandidaten sind Lebendimpfstoffe mit gentechnisch veränderten ASP-Viren, sogenannten Deletionsmutanten. Für die Köderimpfung würden aber oral zu verabreichende Lebendimpfstoffe benötigt. Ausreichend Untersuchungen mit oraler Immunisierung liegen bisher zu keinem der Impfstoffkandidaten vor.

Unter experimentellen Bedingungen scheinen diese Vakzine einen nahezu kompletten Schutz gegen ASP zu bieten. Doch Medienberichte aus China deuten wohl darauf hin, dass der großflächige Einsatz solcher Impfstoffe zu chronischen Krankheitsverläufen mit Atemwegserkrankungen und Fortpflanzungsstörungen führen könnte. Im Zulassungsverfahren müsste daher insbesondere die Unschädlichkeit des Impfstoffs sehr genau geprüft werden. 

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