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Ruhe bewahren, den richtigen Moment abwarten: Fotografieren in der Natur ist ein Ausgleich zum stressigen Alltag.
Foto: Sarah Böhm
Ruhe bewahren, den richtigen Moment abwarten: Fotografieren in der Natur ist ein Ausgleich zum stressigen Alltag.

Naturfotografie

„Draußen sein, Fährten lesen, Vögel hören, abschalten“

Sarah Böhm ist Tierärztin und fotografiert seit ihrem Studium in der Natur. Jetzt hat sie einen Fotokurs in Buchform veröffentlicht.

Sarah Böhm ist amtliche Tierärztin im brandenburgischen Neuruppin und hat in diesem Frühjahr ihr erstes Buch veröffentlicht, einen Kurs rund um die Naturfotografie. Grund genug, einmal nachzufragen, wie man als Tierärztin zum Fotografieren kommt – und wie als Hobbyfotografin zum ersten Buch.

Frau Böhm, entwickelt man als Tierärztin einen besonders guten Blick dafür, wie man Tiere und die Natur fotografisch festhält?

Sarah Böhm: Bei mir war es eher umgekehrt: Ich war schon als Kind gern draußen in der Natur und habe Tiere beobachtet und darüber auch das Interesse am Tierarztberuf entwickelt. Etwa zeitgleich mit dem Studienbeginn in Berlin 2010 fing ich dann mit der Fotografie an. Ich war nach einem Urlaub in Norwegen enttäuscht von den Fotos, die ich dort mit der Spiegelreflexkamera gemacht hatte. Dann habe ich mich belesen und geübt. Während des Studiums wurde das Fotografieren zu einem Ausgleich für mich. Man kann das so schön verbinden: Fotografieren und draußen sein, Fährten lesen, Vögel hören, laufen, abschalten, sich fallenlassen.

Sieht man die Natur anders, wenn man ihr immer wieder fotografisch begegnet?


Top Job:


Böhm: Man nimmt Pflanzen- und Tierarten bewusst wahr und erkennt auch, wie schützenswert die Natur ist. Im Mai 2018 beobachtete ich beim Fotografieren, wie eine Wiese gemäht wurde, und danach fand ich auf der Wiese verendete Kitze. Daraufhin habe ich hier im Landkreis Ostprignitz-Ruppin den Verein Kitzrettung OPR e. V. gegründet. Wir sind inzwischen mehrere Piloten, die mit Wärmebilddrohnen Wiesen vor der Mahd absuchen. Wenn wir Kitze entdecken, bringen wir sie an eine markierte, geschützte Stelle am Rand.

Sie schreiben in Ihrem Ratgeber, dass Sie viel von anderen Fotografen gelernt haben.

Böhm: Ich habe viel über ein Naturfotografenforum gelernt. Dort zeigen Naturfotografen – von Anfängern bis zu Profis – ihre Fotos und besprechen sie.

Wie kamen Sie selbst in die Rolle der Expertin – jetzt auch mit einem Fotokurs in Buchform?

Böhm: Der humboldt Verlag stolperte über meinen Instagram-Account. Hier suchen auch manchmal andere Fotografen bei mir Rat, sie stellen oft technische Fragen. In meinem Buch möchte ich vermitteln, dass man nicht unbedingt ein Technikprofi sein muss, sondern dass es eher darauf ankommt, die fotografischen Grundlagen zu beherrschen. Mir ist sehr wichtig, dass die Leser einen eigenen Blick für die Natur, das Licht, die Stimmung und die Bildgestaltung entwickeln können, da diese Fähigkeiten am Ende den Fotografen ausmachen. Das Buch ist geeignet für Interessierte, die in die Naturfotografie einsteigen wollen oder schon eingestiegen sind und sich Anregungen holen wollen zu verschiedenen Bereichen, etwa Makro-, Tier- und Landschaftsfotografie.

Sie betonen auch die Verantwortung gegenüber der Flora und Fauna. Was müssen Naturfotografen besonders beachten?

Böhm: Tarnung ist wichtig: Wie verhalte ich mich so, dass ich die Tiere nicht störe? Einige Tricks gibt es, etwa die Arbeit mit Funkauslöser oder Lichtschranke. So kann man fotografieren, ohne nah an Nester oder Tiere heranzukommen. Man lernt beim Fotografieren in der Natur, einfach mal nichts zu tun, nicht zu reden. Daneben gibt es aber manchmal auch einen kleinen Adrenalinkick, etwa wenn man am Brunftplatz der Rothirsche ist, die Rufe hört und noch nicht weiß: Wird man heute einen Kampf sehen?

Buchtipp: Sarah Böhm: Foto-­Streifzüge durch die Natur. Dein Fotokurs für Landschafts-, Tier- und Makrofotografie. humboldt Verlag, 304 Seiten, 29 Euro. ISBN 978-3842655713

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