Der Praktische Tierarzt 86, 628-633
© Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co.KG. 2005
Publiziert: 09/2005
Zusammenfassung
Ohrerkrankungen und assoziierte Hörschädigungenbeim Hund stellen eine häufige Diagnose in der Kleintierpraxisdar. Während Hörschädigungen bereits kongenitalauftreten können, werden Ohrerkrankungen meist erstspäter diagnostiziert. Für die Diagnose der jeweiligen Erkrankungstehen dem Praktiker neben der Anamnese, derallgemeinen Untersuchung sowie der speziellen Untersuchungdes Ohres weitere Untersuchungsverfahren zur Verfügung.Bildgebende Verfahren (Röntgen, CT, MRT) sindfür die Diagnose von Veränderungen im Mittel- und Innenohrebenso sinnvoll wie eine neurologische Untersuchungzur Abklärung auftretender Symptome. Routinemäßigsollte auch immer eine mikrobiologische Untersuchungdes enthaltenen Ohrsekretes, gegebenenfalls ergänztdurch eine zytologische Untersuchung der betroffenenGewebe, durchgeführt werden, um den Keimgehalt zubestimmen und histopathologische Befunde zu erheben.Die Diagnostik der assoziierten Hörschädigungen lässtsich in die Bereiche elektrische Reaktionsaudiometrie undsubjektive Reflexaudiometrie einteilen. Bei der Voruntersuchungkann über Reaktionstests wie Klatschen, Pfeifenund Schnipsen aus verschiedenen Richtungen bereits derungefähre Grad der Hörstörung erfasst werden. Objektiviertwird die Diagnose aber erst durch eine elektrophysiologischeMessung konstanter, zeitabhängiger Potentialeder Gehörnervenbahn als Antwort auf gegebene Stimuli.Die Therapie richtet sich immer nach Art und Dauer derzugrunde liegenden Erkrankung und kann konservativoder chirurgisch erfolgen. Im Bereich der Ohrerkrankungenkann über die lokale oder/und systemische Applikationvon Medikamenten, eine Reinigung und Spülung desOhres oder über eine partielle oder vollständige Ablationdes Gehörganges mit oder ohne Bullaosteotomie Besserungeintreten. Die Therapie von Hörschädigungen ist dagegennoch nicht weit fortgeschritten und befindet sich bisjetzt eher in einem experimentellen Stadium. In der Literatursind aber bereits vereinzelt Publikationen über die Implantationvon Hörgeräten erschienen.