Der Praktische Tierarzt 91, 412-416
© Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. 2010
Publiziert: 05/2010
Zusammenfassung
Das Gallengangkarzinom ist beim Pferd ein sehrselten vorkommender primärer Tumor, der von den Epithelzellender Gallengänge ausgeht. Aufgrund seiner kanalikulären Ausbreitungund gleichzeitig auch invasiven Wachstumstendenz kommtes schnell zu einer Ausbreitung in große Teile der Leber. Auch eineMetastasierung in die Organe des Brust- und Bauchraumes ist häufigbeschrieben worden. Ätiologie und die Rolle prädisponierenderFaktoren sind beim Pferd bis heute unbekannt. Da Hepathopathienin der Regel mit sehr unspezifischen Symptomen wie Inappetenz,Gewichtsverlust, Abgeschlagenheit und Leistungsabfall einhergehen,bleibt ein Tumor in der Leber häufig lange Zeit unbemerkt.Als weitere unspezifische Anzeichen können sich rezidivierendeKoliken oder intermittierendes Fieber einstellen. Diagnostisch istneben der allgemeinen klinischen und blutchemischen Untersuchungvor allem die Sonografie ein wertvolles Hilfsmittel. Allerdingsist auch sie häufig lediglich richtungsweisend. Die endgültigeDiagnose kann meist erst mithilfe einer histologischen Untersuchunggestellt werden. Aus diesem Grund hat die Untersuchungeines Bioptats eine herausragende Bedeutung bei der Diagnostikvon Hepathopathien und Neoplasien der Leber. Im vorliegendenFall eines 13-jährigen Rheinländer Wallachs ergaben, neben denklinischen Symptomen, in erster Linie Veränderungen in der Blutchemieerste Hinweise auf eine Hepathopathie. Aufgrund der sonografischenUntersuchung des Organs wurde ein Tumorgeschehenvermutet. Dieser Verdacht konnte durch die histologische Untersuchungvon drei Zylinderbiopsien, die unter sonografischer Kontrollegewonnen wurden, bestätigt werden. Dabei hat nicht diezunächst durchgeführte zytologische Untersuchung der Brust- undBauchhöhlenflüssigkeit, sondern erst die histologische Auswertungder Zylinderbiopsien zur Diagnose Gallengangkarzinom geführt.