Der Praktische Tierarzt 91, 752-755
© Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. 2010
Publiziert: 09/2010
Zusammenfassung
Legenot ist definiert als Unvermögen, ein im Eileiter befindliches Ei in einem physiologischen Zeitraumzu legen.
Der „physiologische Zeitraum“ für die Eiablage liegt meist innerhalbvon 24–48 Stunden, er kann jedoch, wie bei einigen Amazoninae-Arten bis zu sieben Tage betragen. Dies erschwert eineDefinition und vor allem eine genaue zeitliche Festlegung für einemöglicherweise notwendige, tierärztliche Intervention.
Ätiologie
Die Ursachen der Legenot sind so vielgestaltig wie die einzelnenVogelspezies selbst. In freier Natur wird das Fortpflanzungsverhaltendurch äußere Umstände gesteuert. So spielen Tageslichtlänge,verfügbares Nahrungsangebot und Gruppenstimulation eine bedeutendeRolle. In Gefangenschaft werden solche Faktoren massivverändert; beispielsweise ist das Futter häufig zu energiereich, unausgewogenund ständig verfügbar. Bei Einzel- oder Paarhaltungentfällt die Gruppenstimulation und inadäquate Haltungsbedingungenbedeuten häufig großen Stress für den Vogel.
Als unmittelbare Ursachen einer Legenot kommen ein ungenügenderTonus des Legedarms und der Kloake sowie Veränderungendes Eies und seiner Schale (Wind- und Brucheier sowie rauschaligeEier) infrage (Abb. 1). Oft wird eine Verklebung der Eischale mitdem Legedarm beobachtet. Ebenso kann das Auftreten einer Legenotin systemischen Infektionen, Eileitertraumen und Infektionendes Genitaltrakts begründet sein. Nicht selten wird die Legenotdurch „Schichteier“ ausgelöst (Abb. 2). Diese sind keine Eier imeigentlichen Sinne, sondern entstehen durch eine fokale Reizung(z. B. durch Schalenteile oder Fremdkörper) im Legedarm, dermit Exsudation von Entzündungsmaterial reagiert. Durch wiederkehrendeFlüssigkeitsresorption und erneute Exsudation entstehtin diesem Zeitabschnitt ein zwiebelartig aufgebautes Gebilde ausmehreren Schichten.
Häufig ist eine Mangelversorgung mit Kalzium, Selen, Vitamin Dund Vitamin E ursächlich für eine Atonie der „Geburtswege“ unddas Entstehen von Wind- und Brucheiern. Weitere begünstigendeFaktoren stellen u. a. Stress, mangelnde Bruterfahrung und Erschöpfung(z. B. bei Dauerlegern oder anderen Erkrankungen) dar.Rauschalige Eier entstehen durch zu langes Verweilen der Eier imLegedarm mit übermäßiger Kalziumdeposition (Abb. 3).