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Der Praktische Tierarzt

Diagnose und Prognose neurologischer Erkrankungen der Halswirbelsäule beim Pferd

Neurological neck problems, diagnostics and prognosis in the horse

Der Praktische Tierarzt 96, 150-158

Publiziert: 01/2015

Zusammenfassung

Neurologische Erkrankungen der Halswirbelsäule (HWS) kommen bei Pferden vieler verschiedener Rassen des Öfteren vor. Häufigste Ursache ist eine traumatisch bedingte Halswirbelfraktur oder eine Diskopathie. In Frankreich sind degenerative Erkrankungen der zervikalen Wirbel mit dynamischer oder auch stenotischer Myelopathie die zweithäufigste Ursache von neurologischen Erkrankungen des Pferdes. Bei jungen Pferden kann es infolge einer infektiösen Osteomyelitis der Halswirbel zu Abszessbildungen kommen. Gelegentlich sind Zysten für eine stenotische Myelopathie verantwortlich. Osteochondrotische Läsionen finden sich nachweislich auch in den Halswirbeln, eine Osteochondrosis dissecans könnte daher für die häufig diagnostizierte zervikale Osteoarthritis eine Rolle spielen. Es werden unterschiedliche Begriffe zur Beschreibung der dynamischen bzw. stenotischen Malformation der Halswirbel verwendet, unter anderem zervikale (vertebrale) stenotische Myelopathie (C[V]SM), zervikales vertebrales Malformationssyndrom (CVMS), zervikale vertebrale Stenose (CVS), und Wobbler-­Syndrom. Die klinischen Symptome sind ähnlich und werden als als Balancestörung, untaktmäßiger Gang, Hyper­-, Hypo-­ oder Dysmetrie, Zehenschleifen, Parese, Stolpern und Abduktion der äußeren Gliedmaße beim Gehen auf dem Zirkel beschrieben. In vielen Fällen ist eine lokale Muskelatrophie bei gleichzeitig erhöhtem Muskeltonus in der betroffenen Region zu beobachten. Anzeichen neurologischer Ausfälle treten häufig bilateral auf, die Symptome können sich jedoch auch asymmetrisch präsentieren. Bei durch Veränderungen im Bereich der Nervenwurzel verursachten Lahmheiten ist ein lokaler Nervenblock wirkungslos. Die Besitzer betroffener Pferde berichten über mangelnde Leistungsbereitschaft, Widersetzlichkeiten und eine verminderte Trainierbarkeit mit wenig oder gar keinen Fortschritten in der Ausbildung des Pferdes. Die Verdachtsdiagnose und Lokalisation der Läsion erfordern eine gründliche klinische Untersuchung. Die klinische Diagnose kann anhand von Röntgenaufnahmen der verdächtigen Region bestätigt werden. Eine Myelografie ermöglicht die Beurteilung von Verengungen des Wirbelkanals mit Kompression des Rückenmarks, die myelografischen Befunde sind jedoch nicht immer gut mit der histopathologischen Lokalisation der Läsion korreliert. Mittels sonografischer Untersuchung der Wirbelgelenke lassen sich ein Remodeling, synoviale Ergüsse sowie eine Verdickung der Synovialmembranen nachweisen. Lokale Injektionen können ultraschallgestützt erfolgen. Das quantitative EMG hat sich als sehr hilfreich für die Einschätzung der Ausdehnung und zur genauen Lokalisation von zervikalen Läsionen erwiesen und erlaubt ferner die Evaluierung der Signifikanz von Röntgenbefunden. Post mortem durchgeführte MRT­- und CT­-Untersuchungen haben in Kombination mit der histopathologischen Untersuchung von Knochen-­ und Nervengewebe interessante Ergebnisse zur Pathophysiologie erbracht. Die Korrelation der verschiedenen Untersuchungsmethoden ist jedoch derzeit noch unbefriedigend.

Zervikale stenotische Myelopathie
Elektromyografie
Wirbelgelenke
Muskel
Nerv
OCD
Pferd

Summary

Neurological disorders affecting the neck area are common in horses of many breeds. The number one cause can be traumatic cervical fracture or vertebral dislocation, and degenerative disorders of the cervical vertebrae leading to either dynamic or stenotic myelopathy were the number two cause of neurological disorders in the horses in France. In young horses cervical infectious osteomyelitis can lead to abscess formation. Incidentally cysts can lead to stenotic myelopathy. OCD lesions are known to be present also in the cervical joints, which might play a role development of frequently diagnosed osteoarthritis. Cervical (vertebral) stenotic myelopathy (C[V]SM), cervical vertebral malformation syndrome (CVMS), Cervical vertebral stenosis (CVS), Wobbler syndrome: many terms are used to describe either dynamic or stenotic malformation of the cervical vertebrae leading to similar clinical signs such as walking on different tracks,” irregular irregular “ gait, hyper-, hypo-­ or dysmetria, toe dragging, paresis, stumbling or knuckling over and abduction of the outer leg when asked to circle. In many cases local muscle atrophy and increased muscle tone around the affected area is present. Signs of denervation are often bilateral but can be asymmetrical. Lameness that cannot be blocked by local anesthesia can occur if nerve root pain is present. On many occasions reluctance to work, disobedience, diminished or no progress in performance is a complaint of the owner. A presumptive diagnosis and location of the lesion can be made after thorough clinical examination. Confirmation of the diagnosis is made by plain radiographs of the suspected region. Myelography can be performed to evaluate narrowing of the vertebral canal with compression of the spinal cord, despite its limited correlation with histopathological localization of lesion. Ultrasonographic examination can be helpful to determine remodeling, synovial effusion and synovial membrane thickening of facet joints and guiding local injections. Quantitative EMG needle examination proved to be very helpful in determining the extend and location of cervical lesions, as well as in determining the significance of radiological abnormalities. Postmortem MRI and CT scans combined with histopathological examination of bony tissue as well as nervous tissue have been helpful in the understanding of abnormalities found however correlation amongst these different techniques remain unsatisfactory.

cervical stenotic myelopathy
electromyography
vertebral facet joint
muscle
nerve
OCD

 

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