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Der Praktische Tierarzt

Diabetes mellitus bei Hund und Katze – Einfluss der Diätetik

Dietetic treatment of diabetes mellitus in dogs and cats

Der Praktische Tierarzt 96, 129-142

Publiziert: 01/2015

Zusammenfassung

Diabetes mellitus stellt eine häufige endokrine Erkrankung bei Hunden und Katzen dar. Während Hunde überwiegend an der insulinabhängigen Form (Diabetes mellitus Typ I) leiden, kommt bei Katzen häufiger die insulinunabhängige Form (Diabetes mellitus Typ II) vor. Die diätetischen Maßnahmen in der Behandlung der betroffenen Tiere zielen darauf ab, die Körperkondition zu verbessern, stabile Blutglukosekonzentrationen zu erreichen und metabolische Entgleisungen, wie eine Insulinresistenz, günstig zu beeinflussen. Beim Hund wird hierfür eine faserreiche Diät (mindestens 3–5 % Rohfaser in der Trockensubstanz [TS], gegebenenfalls auch deutlich höher) gewählt. Faserstoffe führen zu einer langsameren Glukoseresorption im Dünndarm und damit zu stabileren postprandialen Glukose- und Insulinkonzentrationen im Blut. Daneben kann ein hoher Rohfaseranteil im Futter günstige Effekte auf das Sättigungsgefühl ausüben sowie die Nährstoffverdaulichkeit reduzieren und somit eine gegebenenfalls erforderliche Gewichtsreduktion bei den Tieren unterstützen. Der Eiweißanteil in der Ration für Hunde mit Diabetes mellitus kann wie im Erhaltungsstoffwechsel eingestellt werden bzw. bei einer uneingeschränkten Leber- und Nierenfunktion auch höher. Der Anteil an Kohlenhydraten in der Ration für Hunde mit Diabetes mellitus sollte maximal 50–55 % in der TS betragen, wobei Kohlenhydratquellen gewählt werden sollten, die zu einer langsamen Glukosefreisetzung im Darm führen (z. B. Hirse oder Mais). Bei der Katze finden zwei Ernährungskonzepte in der Behandlung von Diabetes mellitus Anwendung: So kann entweder ein Futter mit einem höheren Anteil an Rohfaser und komplexen, langsam verfügbaren Kohlenhydraten sowie mit einem moderaten Proteingehalt („high-carbohydrate/moderate-protein diet“) oder ein Futter mit einem geringen Kohlenhydrat- und hohen Proteinanteil („low-carbohydrate/high-protein diet“) eingesetzt werden. Bei beiden Konzepten konnten günstige Effekte auf eine bestehende Diabetes-mellitus-Erkrankung bei der Katze nachgewiesen werden. Grundsätzlich besteht bei der Katze die Möglichkeit, durch eine Gewichtsreduktion sowie durch eine adäquate Futterumstellung gegebenenfalls auf den Einsatz von Insulin zu verzichten. Bei Katzen werden zudem mitunter auch orale Antidiabetika eingesetzt, die die Freisetzung von Insulin im Pankreas stimulieren. Im Gegensatz zur Humanmedizin wurde die Wirkung von Chrom bei Hunden und Katzen mit Diabetes mellitus bislang nicht untersucht. Bei gesunden Katzen wurden jedoch widersprüchliche Effekte auf die Glukosetoleranz der Tiere ermittelt. Insgesamt stellt die Diätetik einen wichtigen Aspekt in der Behandlung von Diabetes mellitus bei Hunden und Katzen dar und kann zu einer deutlichen Verbesserung der metabolischen Situation bis hin zur Wiederherstellung physiologischer Parameter bei den betroffenen Tieren führen.

Faserstoffe
Eiweiß
Insulinresistenz
Körperkondition
postprandiale Glukosekonzentrationen

Summary

Diabetes mellitus is a common endocrine disease in dogs and cats. While dogs are mainly affected by the insulin dependent form of diabetes mellitus (type 1), the non-insulin dependent form (type 2 diabetes mellitus) may occur more often in cats. Dietetic measures in the treatment of diabetes mellitus include improvement of body condition, stabilization of glucose concentrations in blood, and modulation of metabolic disorders like insulin resistance. For dogs with diabetes mellitus, a high-fiber diet (at least 3–5 % crude fiber in dry matter [DM] or higher) should be considered. Fibers may slow down the intestinal absorption of glucose, resulting in a stabilization of postprandial glucose and insulin concentrations in the blood. Moreover, a high-fiber diet may affect satiety and reduce nutrient digestibility, which can support weight loss of the dogs, if necessary. The protein concentration in a diet for dogs with diabetes mellitus should cover maintenance requirements or, in case of unaffected liver and kidney function, can also be above maintenance recommendations. The amount of carbohydrates in a diet for dogs with diabetes mellitus should be 50–55 % in DM at the maximum, where carbohydrate sources that allow a slow release of glucose in the intestine should be chosen (e.g. millet or corn). For cats with diabetes mellitus, two dietary approaches can be considered: feeding a diet with a higher amount of crude fiber and complex, slow-release carbohydrates in combination with a moderate amount of protein („high-carbohydrate/moderate-protein diet“) or feeding a diet with a low amount of carbohydrates, but a high amount of protein („low-carbohydrate/high-protein diet“). Both approaches have been demonstrated to exert beneficial effects in cats with diabetes mellitus. In general, insulin treatment may be discontinued in cats with diabetes mellitus type 2 by optimizing body condition and adequate dietary changes. Moreover, oral antidiabetic drugs may be used in cats, which stimulate the release of insulin in the pancreas. In contrast to human medicine, the effects of dietary chromium in dogs and cats with diabetes mellitus have not been investigated up to now. However, studies in healthy cats revealed contradicting results on feline glucose tolerance. Overall, dietetic intervention is significant in the treatment of diabetes mellitus in dogs and cats and can contribute to improvement or possibly resolution of metabolic derangements in diseased animals.

Fibers
protein
insulin resistance
body condition
postprandial glucose concentrations

 

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