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Inhaltsverzeichnis

Angestellte Tierärzte

Der bvvd gibt Starthilfe: Leitfaden Berufseinstieg

Gegen Ende des Studiums steigt die Nervosität. Wie geht es jetzt weiter? Der Bundesverband der Veterinärmedizinstudierenden Deutschland e. V. rät vor allen Dingen: Ruhig bleiben!

  • Der bvvd hat einen Leitfaden veröffentlicht, der Berufseinsteigern praktische Hilfestellung gibt.
  • Der Studierendenverband fordert: Eine sorgfältige Einarbeitung sollte ohne Gehaltseinbußen möglich sein.
  • Die Tiermedizin ist zum Arbeitnehmermarkt geworden: Die Autoren des Leitfadens meinen: Jeder kann eine gute Stelle finden.

Auf diesen Moment haben die Studierenden sehnlichst gewartet: Die letzte Prüfung ist geschafft! Doch in die Freude mischen sich bei vielen Absolventen Ängste und Sorgen. Sie müssen nun nach einer ersten Stelle suchen, Gehaltsverhandlungen führen, Verantwortung im Beruf übernehmen und gleichzeitig praktische Kompetenzen erwerben, die das Studium nicht vermittelt hat.

Florian Diel und Kim Usko, Geschäftsführende des Bundesverbandes der Veterinärmedizinstudierenden Deutschland e. V. (bvvd), kennen diese gemischten Gefühle gut. Beide starteten erst vor Kurzem selbst ins Berufsleben. „Bei unseren Kommilitoninnen war kurz vor dem Abschluss sehr wenig Hintergrundwissen zum Berufseinstieg da“, erzählt Usko. Die Vorfreude auf den Traumberuf wurde durch Zukunftsängste getrübt.

Das hautnah mitzuerleben, war für Diel und Usko der Auslöser, einen Leitfaden zu verfassen, der Berufseinsteigern praktische Hilfestellung leisten und Ängste nehmen soll. Der Bund angestellter Tierärzte e. V. (BaT) hat ein Kapitel zum Thema Arbeitsrecht beigesteuert. Ansonsten geht es in dem Leitfaden um Behördengänge, Bewerbung und Probearbeiten, Gehaltsempfehlungen und Weiterbildungsmöglichkeiten – aber auch darum, Mut zu machen. Usko erzählt: „Bei meinem Berufseinstieg hat es mir sehr geholfen, zu wissen, dass ich mit meinen Sorgen nicht alleine bin. Dass es normal ist, sich Gedanken zu machen, weil man noch nicht weiß, wohin es einen verschlägt“.

First day skills in der Tiermedizin: Einarbeitung braucht jeder

Als größte Herausforderung beim Berufseinstieg empfand Florian Diel die oft unrealistisch hohen Ansprüche. Zum einen erwarten die Absolventen seiner Meinung nach zu viel von sich selbst: „Da besteht die Gefahr, dass man sich überlastet, was dann zu psychischen Problemen führt.“ Fehler macht beim Berufseinstieg jeder. Diel findet: Daraus sollte man ohne Anschuldigungen lernen dürfen.

Zum anderen haben laut bvvd auch einige Arbeitgeber unrealistische Erwartungen. Mangelnde praktische Fähigkeiten der Uni-Absolventen werden immer wieder als Argument für ein niedriges Einstiegsgehalt angeführt, auch in den Gehaltsempfehlungen von bpt und BaT. Uskos Erfahrungen beim Probearbeiten spiegeln diese Haltung wider: „Mir wurde vermittelt: Du weißt ja selbst, dass Du nichts kannst. Hier lernst Du jetzt erst etwas und dann können wir Dich auch richtig bezahlen.“ Für die bvvd-Geschäftsführung ist das ein Unding. Florian Diel betont: „Es ist keine Ausbildung, es ist ein Hochschulstudium. Es ist gar nicht das Ziel, fertige Praktiker auszubilden, ich weiß gar nicht, wo der Anspruch herkommt.“ Eine dreimonatige Einarbeitungszeit bei vollem Gehalt sei in vielen anderen akademischen Berufen ganz normal.

((Der Verbund unabhängiger Kleintierkliniken (VUK) und der Bund angestellter Tierärzte e. V. (BaT) haben angestellte Tierärzte in einer groß angelegten Umfrage zu ihren Arbeitsbedinungen und der Zufriedenheit im Beruf befragt. Die Ergebnisse lesen Sie hier.))

Studierenden wird früh vermittelt, dass geringe Gehälter und lange Arbeitszeiten einfach zur Tiermedizin gehören. Holpert es beim Berufseinstieg,  wird dann unter Umständen nicht nur der Arbeitgeber gewechselt, sondern gleich die Profession. Diel berichtet: „Wir haben selbst miterlebt, dass junge Angestellte in die Industrie oder ins Amt gegangen sind – nicht, weil sie nicht in die Praxis wollten, sondern weil sie dort nicht Fuß fassen konnten.“ Angesichts des Tierärztemangels gerade auf dem Land ist es fatal, wenn Einsteiger aufgeben, weil sie aufgrund langer Arbeitszeiten oder niedriger Gehälter glauben, nicht für die Tiermedizin geschaffen zu sein. Kim Usko meint: „Es ist irgendwie auch eine selbsterfüllende Prophezeiung, wenn man sagt, in der Tiermedizin verdient man eben wenig. Da richtet man unbewusst Schaden an.“

Tierärztemangel: Arbeitnehmer haben die Wahl

Diesen Pessimismus können Usko und Diel nur noch teilweise nachvollziehen. Die Strukturen wandeln sich bereits, meinen sie: „Früher war man als Landtierarzt vielleicht stolz darauf, sieben Tage die Woche zu arbeiten, aber so funktioniert das nicht mehr.“ Ein System, das auf der Mehrleistung des Einzelnen basiert, könne sich heute nicht mehr halten.

Die Tiermedizin sei inzwischen ein absoluter Arbeitnehmermarkt, sagt Usko: „Berufsanfänger können sich die Stellen aussuchen anhand der Punkte, die ihnen besonders wichtig sind. Das betonen wir auch in dem Leitfaden ganz stark: Man kann wirklich sehr gute, für sich passende Stellen und Arbeitgeber finden.“ Der Leitfaden geht daher besonders auf die „Findungsphase“ zu Beginn der Jobsuche ein, in der sich jeder Berufsanfänger erst einmal klar werden sollte, was ihm an einer künftigen Stelle wichtig ist.

Den Studierenden raten Diel und Usko, schon während des Studiums einen Blick über den Tellerrand zu werfen und z. B. über Praktika Kontakte zu potenziellen künftigen Arbeitgebern zu knüpfen. „Auch Kongressbesuche sind sehr wertvoll“, findet Diel. „Wir würden uns wünschen, dass Studierende sich auf der Messe herumtreiben und Angebote nutzen, z. B. vom bpt.“ Karriereplattformen oder ein Meet and Greet könnten für mehr Austausch zwischen Studierenden und Praktikern sorgen.

Insgesamt finden die Autoren des Leitfadens, Berufsanfänger könnten mit Optimismus in die Zukunft blicken: „Es tut sich gerade sehr viel. Jeder kann einen guten Einstieg und Freude an dem Beruf haben, denn es ist ja ein sehr schöner Beruf!“ 

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