Zunehmende Resistenzen gegenüber häufig eingesetzten Antibiotika stellen eine verbreitete Herausforderung in der Veterinärmedizin dar. Dies ist auch bei der bovinen Mastitis der Fall, welche meistens mittels intramammärer Antibiose behandelt wird. Des Weiteren spielen in der Milchviehhaltung Vorgaben zur biologischen Landwirtschaft und Produktion eine bedeutende Rolle.
In diesem Zusammenhang könnte die Phytotherapie einen sehr hilfreichen Ansatz bieten. Ebenso wäre ein wirtschaftlicher Vorteil durch verkürzte Absetzfristen im Vergleich zur antibiotischen Therapie äußerst wünschenswert. Um die tatsächlichen Möglichkeiten der Phytotherapie in der Mastitisbehandlung einzuschätzen und Wege zur Weiterentwicklung dieser Option zu eruieren, haben Schweizer Forscher eine Literaturübersicht verfasst.
Vielversprechende Berichte zur Wirkung zahlreicher Pflanzenarten
Die Wissenschaftler berücksichtigten dabei Berichte über die weltweite Anwendung von Pflanzen zur Behandlung von Mastitiden. Die Recherche erbrachte 935 relevante Zitate aus insgesamt 195 Veröffentlichungen. Die Liste der eingesetzten Pflanzen beinhaltet weit über 150 Spezies und enthält etliche Arten, welche von den Autoren als durchaus vielversprechend für die Mastitistherapie beurteilt werden. Zur Applikation kann dabei der perorale, der intramammäre oder auch der topische Weg gewählt werden. Weitere evidenzbasierte Studien sind erforderlich, um die Effektivität der Phytotherapeutika zu belegen.
Potenziell toxische Wirkungen und gesetzliche Vorgaben
Wichtig ist den Autoren die Erwähnung, dass pflanzliche Therapeutika nicht zwingend frei von Nebenwirkungen sind und auch zu diesen Heilmitteln gesetzliche Vorgaben auf Landes- und Europaebene bestehen. Sowohl die potenzielle Toxizität als auch die geltenden Gesetze im Nutztiersektor müssen bei Behandlungen mit Phytotherapeutika zwingend berücksichtigt werden.
Werden diese Vorgaben eingehalten und weitere evidenzbasierte Studien erfolgreich durchgeführt, so könnte die Phytotherapie eine bedeutsame Alternative in der zukünftigen Mastitisbehandlung bei Rindern darstellen.
Originalpublikation:
Fuchs G, Glardon OJ (2021): Literaturübersicht zum Thema Phytotherapie zur Behandlung von Mastitis beim Rind. Schweiz Arch Tierheilkd 163: 27–42.
DOI 10.17236/sat00284.
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