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Kleintierpraxis

Darf man Hunde über den Rücken drehen? Eine prospektive randomisierte geblindete klinische Studie

Should dogs be rolled over their backs? A prospective randomised blind clinical study

Kleintierpraxis 60, 297-303

DOI: 10.2377/0023-2076-60-297

Publiziert: 06/2015

Zusammenfassung

In der Physiotherapie wird das „Über-den-Rücken-Drehen“ zur Stärkung der Stammmuskulatur angewendet. Auch bei der orthopädischen oder neurologischen Untersuchung kann dieses Manöver eingesetzt werden, um die kontralaterale Gliedmaße rascher untersuchen zu können. Allerdings wird immer wieder von Tiermedizinern oder Hundebesitzern die Meinung vertreten, dass diese Maßnahme zu einer Magendrehung führen kann. Das Ziel dieser Studie war es deshalb, zu prüfen bzw. zu widerlegen, dass das Drehen über den Rücken bei Hunden zu einer Magendrehung führt. Dazu wurden 90 Hunde mit einem Kreuzbandriss in diese Studie integriert und in drei Gruppen eingeteilt. Hunde der Gruppen 1 und 2 wurden bei der Eingangsuntersuchung und am Operationstag, 50 % von links nach rechts und 50 % von rechts nach links, über den Rücken gedreht. Alle Manöver wurden von derselben Person durchgeführt. Hunde der Gruppe 3 wurden nicht über den Rücken gedreht. Alle Hunde hatten vor der Eingangsuntersuchung gefressen, am OP-Tag waren alle nüchtern. Die Besitzerbefragung, ob eine Magendrehung am OP-Tag und in der Zeit zwischen dem zehnten und 14. Tag postoperativ stattgefunden hatte, erfolgte durch eine geblindete Person. Außerdem wurden alle Hunde am ersten Tag postoperativ klinisch auf eine mögliche Magendrehung durch dieselbe Person untersucht. Bei allen Hunden der Gruppen 1 bis 3 wurde keine Magendrehung festgestellt. Der Schluss liegt nahe, dass ein Drehen über den Rücken nicht als alleinige Ursache für eine Magendrehung des Hundes angesehen werden kann. Das Über-den-Rücken-Drehen als physiotherapeutische Maßnahme kann demzufolge weiterhin angeraten werden.

Magendrehung
Physiotherapie
„Über-den-Rücken-Drehen“

Summary

Physiotherapists use “roll over “or “rolling” as a core strengthening exercise in dogs; in particular, for their abdominal oblique muscles. Even in orthopaedic or neurological examinations, “rolling” is a valuable manoeuver to exam the contralateral side faster. However, many dog owners or veterinarians have the opinion that rolling a dog over the back could induce gastric dilatation/volvulus (GDV) syndrome. The aim of this study was to prove or refute the presumption that rotating dogs over their backs will result in GDV syndrome. Ninety dogs were included in this study. The reason for presentation for all the dogs was a cruciate ligament rupture. The dogs were assigned to three groups. The dogs in Groups 1 and 2 were rotated over their backs during the first appointment and on the day of surgery: in Group 1 from left to right; in Group 2 from right to left. All the rotations were performed by the same person. The dogs in Group 3 were not rotated. All the dogs had had a meal before their first appointment, while on the day of surgery, they were all fasted. The monitoring of the dogs was conducted by an unbiased “blind” investigator who interviewed the owners on the day of surgery and 10—14 days later. In addition, the same person did a clinical examination for GDV syndrome on Day 1 after the operation. None of the dogs from Groups 1 to 3 developed GDV syndrome. In conclusion, rotating dogs over their backs alone does not cause GDV syndrome. Consequently, “roll over” or “rolling” can be recommended as a safe physiotherapeutic procedure.

gastric dilatation-volvulus syndrome
physiotherapy
roll over
rolling

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