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Buprenorphin beim Kaninchen

Zugelassen ist Buprenorphin nicht für Kaninchen, und doch wird es off label als Schmerzmittel eingesetzt: Nebenwirkungen unklar. Sein Einfluss auf die Darmmotilität wurde nun untersucht.

Oft verwendet, doch schlecht charakterisiert
Buprenorphin ist ein vor allem postoperativ eingesetztes Opioid, das im Ausland in der Kleintierpraxis bei Kaninchen bereits seit vielen Jahren eingesetzt wird und für das es viele Dosierungskonzepte gibt. Oft wird es empirisch in Dosierungen von 20–100 μg/kg Körpergewicht angewendet. Doch viele Fragen sind noch offen: So reduziert der Wirkstoff bei Pferd, Ratte und Meerschweinchen die Darmmotilität – eine potenziell problematische Nebenwirkung für das Kaninchen, welche allerdings bisher bei dieser Spezies nur unzureichend untersucht wurde. Die Autoren analysierten deshalb röntgenologisch und mit Ultraschall die Darmmotilität und Passagezeit nach einer Barium-Mahlzeit bei 14 Laborkaninchen (Weiße Neuseeländer), einmal mit und einmal ohne eine intramuskuläre Injektion von 100 μg/kg Buprenorphin.

Wirkung auf den Darmtrakt ist vorhanden
Bei unbehandelten Kaninchen war die Barium-Retention im Magen höher; das Barium passierte zweimal den Magen, da es in der Caecotrophe enthalten war und mit dieser noch einmal aufgenommen wurde. Nach Buprenorphingabe fand sich kein Barium in der Caecotrophe. Im Caecum war die Retention mit und ohne Behandlung gleich. Auch die Passagezeit bis zum Erscheinen des Bariums im Beckenbereich war mit und ohne Behandlung gleich. Die Darmpassage war also nicht verzögert. Die Anzahl der Kontraktionen von Pylorus und Duodenum war nach Buprenorphingabe erhöht.

Zur Methodik
Die Kaninchen wurden aus Tierwohl-Erwägungen in Gruppen gehalten, sodass keine Daten zur Futter- und Wasseraufnahme für das Einzeltier vorlagen. Man erfährt also nicht, ob die veränderte Barium-Retention im Magen und die höhere Dünndarmkontraktilität hierauf Folgen haben. Klinisch relevant scheint daher nur das Ergebnis „keine verzögerte Darmpassage“, mit der Einschränkung, dass nur 14 Tiere untersucht und lediglich ein Datensatz pro Tier erhoben wurden. Zudem wurde nur eine einzige Rasse untersucht. Allenfalls kann man also festhalten: Ein Riesenproblem scheint die Darmmotilität nicht zu sein. Das bezieht sich jedoch wohlgemerkt nur auf eine einmalige Gabe – wiederholte Gaben sind bei Opioiden oft problematischer.

Arzneimittelrechtliche Aspekte
Grundsätzlich darf Buprenorphin beim Kaninchen als potenziell lebensmittellieferndem Tier nicht angewandt werden. Voraussetzung für eine Umwidmung ist daher eine schriftliche Erklärung des Halters, dass das Tier nicht der Lebensmittelgewinnung dient. Da die Haltererklärung arzneimittelrechtlich nicht verankert ist, muss vor der Umwidmung mit der jeweils zuständigen Veterinärbehörde abgeklärt werden, ob diese akzeptiert wird.

Originalpublikation:

Deflers H, Gandar F, Bolen G, Farnir F, Marlier D (2018): Influence of a single dose of buprenorphine on rabbit (Oryctolagus cuniculus) gastrointestinal motility. Vet Anaesth Analg 45(4): 510–519.
DOI 10.1016/j.vaa.2018.01.011.

Initiative tiermedizinische Schmerztherapie (ITIS)

Die ITIS ist ein Fachgremium, besetzt mit führenden Spezialisten für veterinärmedizinische Schmerztherapie. Die Experten um die Professorinnen Michaele Alef, Sabine Kästner, Heidrun Potschka und Sabine Tacke sowie Dr. Julia Tünsmeyer setzen sich für ein optimales Schmerzmanagement bei Haus- und Nutztieren ein. Die Arbeit der Initiative tiermedizinische Schmerztherapie wird von Sponsoren engagiert begleitet und ermöglicht.


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